Das war 2025
2 DAS WAR 2025 ABENDZEITUNG SAMSTAG/SONNTAG, 27./28. 12. 2025 WWW.AZ-MUENCHEN.DE JAN FEB OKT NOV MRZ T2025 B APR MAI JUN AUG SEP A JUL DEZ Tausende Kerzen liegen vor der Johanniskirche in Magdeburg. Kurz vor Heiligabend war ein Mann in eine Menschenmenge gerast. Alle Fotos: dpa 3. Januar Der Tanker „Eventin“ treibt mit 99.000 Tonnen Öl manövrierunfähig vor Rügen – bis ihn Einsatzkräfte sichern. Er gehört offenbar der „russischen Schattenflotte“ an. 10. Januar Bei Washington kollidiert eine Passagiermaschine in der Luft mit einem US-Militär-Helikopter. Beide stürzen in den Potomac. 67 Menschen sterben. 29. Januar Erstmals seit 35 Jahren bricht in Deutschland Maul- und Klauenseuche aus – bei einer Büffelherde in Brandenburg. 10. Januar Rund um Los Angeles breiten sich heftige Brände aus. Tausende Gebäude werden in den folgenden Tagen zerstört, auch die Wohnhäuser von Prominenten. 28 Menschen sterben, 100.000 müssen flüchten. 7. Januar „Biodeutsch“ ist das „Unwort des Jahres“ 2024. Die Jury bewertet das Wort als diskriminierend und „eine Form von Alltagsrassismus“. 13. Januar MEINUNG Carmen Merckenschlager Die AZ-Lokalvizechefin über das vergangene Jahr 2025 carmen.merckenschlager@abendzeitung.de Die kleinen Freuden ‚‚ Was für ein Jahr. Gut, dass es vorbei ist, könnte man sagen: Der Anschlag auf die Verdi-Demo im Februar – ein Albtraum. Im April stirbt eine 33-Jährige beim Eisbach-Surfen, im September sorgt die WiesnBombendrohung für Entsetzen – wenige Tage nachdem die wegen Überfüllung schließt und Menschen mitten auf der Theresienwiese Todesängste durchstehen. Dass es um den städtischen Haushalt so gar nicht rosig steht, ist da nur die bittere Kirsche auf einer dramatisch-traurigen Sahnehaube, die keiner braucht. Umso wichtiger ist es in diesen Zeiten, sich an kleinen Dingen zu erfreuen, vermeintlich Selbstverständliches zu schätzen. Wie ein demokratisches Interesse zum Beispiel. Und das haben sehr viele Münchner gezeigt – bei der Olympia-Abstimmung. Schön, wenn es bei der Kommunalwahl ähnlich wird. Das Wichtigste: Lassen Sie uns weiter miteinander sprechen, diskutieren, nach vorne schauen und kleine Freuden (Pumuckl-Ampeln, ein wiedergefundener Wiesnbrunnen oder die große Leberkäs-Semmel beim Lieblingsmetzger) schätzen. Dann werd’s scho. Wir bei der AZ sind zuversichtlich. Unser München 2025 Ratzfatz wieder ein Jahr vorbei. Doch auch wenn die Zeit zu rasen scheint – manche Erinnerungen bleiben. Die AZ hat OB Dieter Reiter (SPD) und seinen Stellvertreter Dominik Krause (Grüne) nach den eindrucksvollsten Momenten ihres Jahres gefragt. Noch regieren sie das Rathaus gemeinsam. Doch sie sind auch Konkurrenten. 2026 steht die Kommunalwahl an. Beide wollen die Stadt regieren. Dem OB fallen zwei Ereignisse ein: die Eisbachwelle, die plötzlich verschwunden ist, und der Bürgerentscheid, bei dem zwei Drittel der Bürger für eine Olympia-Bewerbung stimmten. „Die Eisbachwelle war 2025 vielleicht nicht das wichtigste Thema“, sagt der OB. „Aber sie hat mich auf alle Fälle von der medialen Aufmerksamkeit her unglaublich beschäftigt. Sogar aus Kanada, Frankreich, Amerika – von überall haben wir Anfragen bekommen.“ Keine Überraschung, schließlich sei die Welle weltweit berühmt. „Überrascht hat mich eher, dass sie nicht nach drei Tagen wieder ging. Das war unsere ursprüngliche Annahme.“ Überrascht haben ihn auch das klare Ergebnis und die hohe Wahlbeteiligung beim Olympia-Entscheid: „Es haben sogar mehr Menschen abgestimmt als bei einer Kommunalwahl.“ Für Bürgermeister Krause ist anderes wichtiger. Sein schönster Moment: Als er Elvira Friedl im Namen der Stadt zum 109. Geburtstag gratulieren darf. „Sie ist Münchens zweitälteste Bürgerin und kam 1916 zur Welt, während des Ersten Weltkriegs“, sagt Krause. Besonders wichtig ist für ihn auch die große Demo gegen rechts auf der Theresienwiese. „Das war ein starkes Zeichen für ein buntes und weltoffenes München.“ Auch eine traurige Erinnerung nimmt er mit ins Neue Jahr: „Der islamistische Anschlag auf die Verdi-Demo am 13. Februar, bei dem eine Kollegin aus der Stadtverwaltung und ihr Kind getötet und über 40 Menschen verletzt wurden, war für ganz München und auch für mich ein Schock.“ Christina Hertel Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und sein Stellvertreter Dominik Krause (Grüne) über ihre wichtigsten Momente ihres Jahres Ein so eindeutiges Ergebnis beim Olympia-Entscheid hatte OB Dieter Reiter (M.) nicht erwartet. Hier freut er sich mit Bürgermeisterin Verena Dietl und Referent Florian Kraus. Daniel v. Loeper Ein besonders schöner Moment im Jahr 2025 für Bürgermeister Dominik Krause: Als er der Münchnerin Elvira Friedl zum 109. Geburtstag gratulieren darf. Mit dabei: ihr 91-jähriger Sohn Karl Friedl. Robert Haas Hunderttausende Menschen haben im Februar auf der Theresienwiese gegen rechts demonstriert. „Eine klare Absage an jede Zusammenarbeit mit Rechtsextremen“, sagt Bürgermeister Dominik Krause. imago Dass die Eisbachwelle nicht gleich wieder geht, hat den OB überrascht: „Selbst erfahrene Wissenschaftler – immerhin sind drei Professoren im Einsatz – haben nicht gleich den durchschlagenden Erfolg gehabt.“ dpa Die Stadt habe alles unternommen, um die Opfer zu unterstützen, sagt Krause über den Anschlag auf die Verdi-Demo. „Aber wenn man seine Frau und sein Kind verliert, ist das durch nichts wiedergutzumachen.“ imago
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4 DAS WAR 2025 ABENDZEITUNG SAMSTAG/SONNTAG, 27./28. 12. 2025 WWW.AZ-MUENCHEN.DE Turbulenzen um Flasch Sommerabende im Freien, am Späti ein Stehbier holen, Freunde treffen und neue kennenlernen: Münchens Jugend hat im Sommer 2025 Freude daran, sich im Univiertel an der Schelling- und Türkennahrungsmittel“ ist darauf zu lesen, oder: „Bier nach 22 Uhr“. Es folgt eilig die politische Rolle rückwärts: Während OB Dieter Reiter (SPD) im Urlaub weilt und die Stadtrats-FDP die Auflagen als „bürokratische Willkür“ geißelt, setzt der zweite Bürgermeister Dominik Krause (Grüne), der gerade die OBAmtsgeschäfte führt, eine Woche später im Handstreich das Flaschenbierverbot wieder außer Kraft. Zumindest „bis auf weiteres“ für eine Art Probezeit. Der kalte Herbst bringt sowieso erst mal Ruhe. Fortsetzung folgt wohl im Frühling. Irene Kleber schutzgründen. Und ab 20 Uhr auch keine Chips! Das war zwar vorher schon verboten, nur hatte die Ordnungsbehörde nicht so genau hingeschaut. Die Anwohner jubilieren. Lange Gesichter dagegen bei den jungen Leuten, die ihre Draußensteh-Freiheit beschränkt sehen. Und bei den Kioskbetreibern auch, denen nun das Nacht-Geschäft fehlt. Am 12. August hält ein junges Demogrüppchen Pappkartonplakate hoch: „Bier ist Grundstraße zu versammeln und statt im Club eben draußen zu feiern. Die Kehrseite der Gaudi: Anwohner finden keinen Schlaf, Müllbehälter quellen über, Scherben vom vielen Flaschenbier säumen die Straßen. Als der Protest der Schlaflosen wütend und laut wird, beschließt das grün geführte Kreisverwaltungsreferat zum 9. August, dass einige Kioske in der Feierzone ab 22 Uhr kein Mitnehmbier mehr verkaufen dürfen – aus LärmDer Feier-Sommer an der Schellingstraße bringt erst ein nächtliches Bierverkaufsverbot für Kioske – das ruckzuck wieder einkassiert wird. Jedenfalls auf Probe „Durst kennt keine Uhr“: An der Schellingstraße protestieren am 12. August Studierende gegen das Verkaufsverbot für Flaschenbier nach 22 Uhr an einigen Späti Chipsverkauf? Nur bis 20 Uhr erlaubt. MÜNCHNER GELDNÖTE So pleite ist die Stadt München ist pleite“ – so fasst es FDP-Chef Jörg Hoffmann in der letzten StadtratsVollversammlung 2025 zusammen. Der OB interpretiert die Finanzsituation freilich anders. Denn anders als andere Kommunen kann München noch einen genehmigungsfähigen Haushalt vorlegen, alle Rechnungen bezahlen und zudem bis 2029 mehr als 13 Milliarden Euro investieren. Das meiste fließt in Schulen und Kitas. Gleichzeitig muss München sparen. Mehr als 250 Millionen soll das Rathaus 2026 weniger ausgeben. Auch Eintrittspreise und Gebühren werden wohl steigen. Wo und wie viel muss der Stadtrat 2026 entscheiden. che München muss sparen. imago Terror-Anschlag Als die Gewerkschaft Verdi am 13. Februar rund um den Königsplatz demonstriert, passiert eine Katastrophe. An der Seidlstraße rast ein Mini Cooper in den Demozug. Eine Frau (37) und ihre zweijährige Tochter werden so schwer verletzt, dass sie im Krankenhaus sterben. 44 Menschen werden schwer verletzt. Der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter, den Afghanen Farhad N., soll Mitte Januar 2026 beginnen. Der damals 24-Jährige soll den Wagen – zehn Tage vor der vorgezogenen Bundestagswahl – gezielt in die Menge gefahren haben. Ihm wird zweifacher Mord, versuchter Mord in 44 Fällen sowie gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. RalphHub Ein Polizist mit einem Spürhund untersucht den Mini kurz vor dem Stiglmaierplatz. M. Balk/dpa JAN FEB MRZ APR MAI JUN JU I AU Popstar Beyoncé Knowles gewinnt für „Cowboy Carter“ erstmals den Grammy für das beste Album des Jahres. 2. Februar Auf der Münchner Sicherheitskonferenz attackiert US-Vizepräsident J.D. Vance die europäischen Verbündeten ungewöhnlich scharf. 14. Februar Zum dritten Jahrestag der russischen Invasion reist EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leye nach Kiew. Die EU gibt Hilfszusagen in Milliardenhöhe. 24. Februar Der frühere Bundespräsident Horst Köhler, der mit 81 Jahren gestorben ist, bekommt in einem Staatsakt das letzte Geleit. 18. Februar In München versammeln sich mehr als eine Viertelmillion Menschen auf der Theresienwiese gegen einen Rechtsruck und für Demokratie. Bundesweit sind Hunderttausende auf den Straßen. 8. Februar Die Union mit Kanzlerkandidat Friedrich Merz gewinnt die Bundestagswahl mit großem Abstand (28,5 Prozent) vor der AfD (20,8). Die SPD (16,4) stürzt auf ein historisches Tief. 23. Februar Lichtblick für die Benko-Ruinen René Benko hat Hunderte Millionen Euro Schulden und Bauruinen hinterlassen. Im Dezember 2025 geht es plötzlich Schlag auf Schlag: Die Heinz-Hermann-Thiele-Stiftung übernimmt die Alte Akademie für 149 Millionen Euro und bekommt vom Freistaat für 30 Millionen das Grundstück dazu. Die Hammer AG von CSUStadtrat Hans Hammer will sie entwickeln. Der mysteriöse Münchner Erich Schwaiger, der schon das ehemalige Kaut-Bullinger-Haus aus der Insolvenz gekauft hat, erwirbt auch noch die Oberpollinger-Immobilie. Und die riesige Benko-Ruine an der Schützenstraße (Ex-Karstadt) kauft ein Unternehmen des österreichischen Milliardärs Georg Stumpf. Nina Job Jahrelang gammelten Filet-Immobilien in der Altstadt vor sich hin. Auf einen Schlag tut sich viel Die Alte Akademie: 2026 wird endlich weitergebaut. F.: Ben Sagmeister Sicher im Park Polizisten und Mitarbeiter des KVR sind gemeinsam auf Streife im Alten Botanischen Garten unterwegs. Ben Sagmeister zess gegen den mutmaßlichen Täter läuft derzeit. 2025 reagieren Polizei und Stadt: Türme mit Videokameras sind im Park installiert, die Beleuchtung deutlich verbessert, Büsche und Bäume zurückgeschnitten. Außerdem gilt in der Grünanlage ein striktes Verbot von Alkohol, Drogen und Waffen. Das Park Café öffnet am Neptunbrunnen erneut den Pop-up-Biergarten Neptun. All das wirkt: Die Zahl der Straftaten geht zurück und die Münchner freuen sich. RalphHub Der Alte Botanische Garten wird 2025 wieder zu einem Ort der Entspannung Saufgelage, Drogenhandel und wüste Prügeleien. Nach Corona wird der Alte Botanische Garten nahe dem Hauptbahnhof immer mehr zu einem Ort, an dem man sich nicht länger aufhalten will. Im September 2024 stirbt ein Mann bei einer Prügelei, der Pro-
IN BESONNENHEIT: Überlegen, achtsam sein – gerade fürs kommende Wahljahr eine wichtige Tugend. OUT POLARISIERUNG: Spaltung und Extreme, dauernde Aufregung – das hilft niemandem. ZAHL 1.605.094 Einwohner hatte München zum 30. Juni 2025. HERR HIRNBEISS Zeichnung: Fr. Bilek „Ma kannt jetz ned grad sagn, dass nix los war in dem Jahr...“ MONACO 2026 wird traumhaft Das alte Jahr ist gelaufen, zum Glück, werden jetzt einige sagen. Es ist besser, nach vorne zu blicken und das möglichst optimistisch, weil man sonst nur hängende Mundwinkel und Falten im Gesicht bekommt. Daher hab’ ich meine ganz persönliche Wunschliste für 2026: Die Wirte geben die Mehrwertsteuersenkung in der Gastronomie an ihre Kunden in voller Höhe weiter. Die Wiesn-Wirte legen eine Nullrunde ein. Dank der Kontinentaldrift dehnt sich das Münchner Stadtgebiet zügig aus, es gibt plötzlich genügend Platz für bezahlbare Wohnungen und Radwege. Ein namentlich nicht genannter Multimilliardär aus den USA fährt im Tesla zum Rathaus und liefert dort seine gesamten Gewinne aus 2025 beim Kämmerer ab. Harry Potter schwebt auf einem Nimbus 2026 ein und zaubert den Öffentlichen Nahverkehr störungsfrei und pünktlich. Reine Utopie? Man wird doch einmal im Jahr träumen dürfen. RalphHub henbier is in Univiertel. Fotos: Daniel von Loeper Zwei Wolkenkratzer für München . . . und zwar mit diesen 155-Meter-Türmen. Büschl-Gruppe zu den Türmen zu erwirken. Sie ärgert, dass die Münchner nicht noch einmal gefragt werden – obwohl sie sich 2004 in einem Entscheid gegen Hochhäuser ausgesprochen haben. Noch ein Büschl-Projekt sorgt für Wirbel: die Großmarkthalle. Weil Büschl keine weiteren Geldgeber findet, schmeißt er hin. Die alte Debatte, ob der Großmarkt überhaupt in die Stadt gehört, ist seitdem neu entbrannt. che Dieser Mann wird Münchens Stadtbild verändern: Investor Ralf Büschl. Er wird zwei 155 Meter hohe Türme bei der Friedenheimer Brücke bauen, die alte Paketposthalle sanieren, drumherum ein neues Quartier schaffen. Zumindest gibt der Stadtrat dafür 2025 grünes Licht. Einen Knackpunkt gibt es aber: Die Hochhaus-Gegner versuchen weiterhin, vor Gericht einen Bürgerentscheid Investor Ralf Büschl will Münchens Stadtbild prägen . . . dvl Olympi-JA! München wird sich für Olympische Spiele 2036, 2040 oder 2044 bewerben. Das ist seit Oktober klar. Bei einem Bürgerentscheid stimmen zwei Drittel der Wähler (66,4 Prozent) dafür. Dieser Zuspruch für Olympia ist eine Riesenüberraschung. Auf dieses Ergebnis hätte er nicht gewettet, sagt OB Dieter Rieter (SPD), kurz nachdem er es im KVR bekannt gibt. Bei einer Wette hätten er und auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf unter 60 Prozent getippt. Söder sei sogar noch „defensiver“ gewesen, verrät der OB. Dabei hat der Stadtrat fast 1,8 Millionen Euro für die Kampagne zur Verfügung gestellt. Auch Unternehmen machen Werbung für Olympia: Zum Beispiel gibt’s die Brezn im Olympia-Tütchen. Das Hauptargument der Befürworter: Durch Olympia werden in München ÖPNV-Infrastruktur und Wohnungen entstehen, die sich die Stadt sonst nicht leisten könnte. Geplant ist zum Beispiel ein Olympisches Dorf im Münchner Nordosten. Nach den Spielen sollen die AthletenApartments zu Wohnungen umgebaut werden. Um das Olympiadorf zu erschließen, muss die U4 verlängert werden. ist der grüne Landtagsvizepräsident Ludwig Hartmann. Seine Partei ist bei Olympia gespalten. Anders als Hartmann sieht der grüne OB-Kandidat Dominik Krause Olympia positiv. Er hofft, so wie CSU, SPD und FDP, auf einen Schub für die Stadt – wie zuletzt 1972. Nicht nur das klare Wahlergebnis ist eine Überraschung – auch die Rekord-Wahlbeteiligung von 42 Prozent. So viele Münchner haben sich noch nie an einem Bürgerentscheid beteiligt. Anders als sonst hat die Stadt die Wahlunterlagen gleich mitgeschickt. Doch nicht allein die Münchner entscheiden über die Bewerbung. Am Ende liegt das beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Er wird im Herbst 2026 darüber abstimmen, ob München, Berlin, Hamburg oder das Ruhrgebiet ins Rennen geht. Christina Hertel Auch weitere ÖPNV-Projekte wie die neue InnenstadtU-Bahn U9, einen S-Bahn-Ring im Norden und einen ICE-Anschluss am Flughafen stellt die Stadt in ihrem Bewerbungskonzept in Aussicht. Die Olympia-Gegner (etwa Die Linke und die ÖDP) bezweifeln, dass all das so kommt. Sie fürchten stattdessen die hohen Kosten der Spiele und die Knebelverträge des IOC. Der Prominenteste im „NOlympia“-Lager Zwei Drittel der Wähler wollen, dass sich München für Sommerspiele bewirbt Über 50 Jahre nach den Spielen von 1972 erfreuen sich noch viele Münchner am Olympiapark. Findet dort wieder Olympia statt? Sven Hoppe/dpa Nicht nur Markus Söder (M.) jubelt nach ersten Hochrechnungen. dpa RÜCKBLICK kompakt Tod im Tramhäusl NEUHAUSEN Zwei Tote und fünf Verletzte fordert ein Unfall an der Donnersbergerbrücke im Mai. Ein SUV-Fahrer war in ein Trambahn-Wartehäusl gekracht. Im November wird bei einem Unfall an gleicher Stelle wieder eine Person verletzt. Die Stadt will die Haltestelle jetzt absichern. Wieder eine Schwabinger Bombe SCHWABING-WESTBei Bauarbeiten wird im Juli nahe dem Schwabinger Krankenhaus eine Weltkriegsbombe gefunden und entschärft. AZ-Recherchen ergeben: Das Teil war schon eine Woche zuvor gefunden worden – und lag offen am Gehweg herum. Alles neu im Tucherpark LEHEL Der Tucherpark soll zum „Eisbachviertel“ werden, der Stadtrat genehmigt 2025 den Plan der Investoren. Das Hilton verkauft vor der Sanierung sein Hotel-Interieur. Auch ein Mega-Rechenzentrum für KI kommt aufs Areal. my Anfang Mai kracht ein BMW ins Tramhäusl. dvl Das Hilton im Tucherpark. Hilton OKT DEZ NOV 2025 UL UG N SEP 0 5 - en n Nachdem Abdullah Öcalan, der inhaftierte Führer der verbotenen kurdischen PKK, zur deren Auflösung aufgerufen hat, verkündet die PKK einen Waffenstillstand. 1. März Verdi-Warnstreiks legen 13 deutsche Flughäfen lahm. Über 3000 Flüge fallen aus, eine halbe Million Passagiere können ihre Reisen nicht antreten. 10. März Ein heftiges Erdbeben erschüttert Myanmar. Aus dem Krisenland dringen Informationen nur schwer nach außen. Einen Tag später werden mehr als 1600 Tote gemeldet. 28. März Die Tragikomödie „Anora“ über eine Sexarbeiterin in den USA wird mit fünf Oscars ausgezeichnet. Darunter für den besten Film und für Mikey Madison als beste Hauptdarstellerin. 2. März Der Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu wird vor seiner Ernennung zum Präsidentschaftskandidaten der größten Oppositionspartei der Türkei verhaftet. Das treibt Zehntausende Demonstranten auf die Straßen. 19. März Sendlinger Loch Eine Geschichte, die nie zu enden schien, hat nun doch ein erfreuliches Ende genommen: Nachdem auf der Riesenbaustelle an der Alramstraße jahrelang nichts weiterging, ist das Grundstück im Sommer endlich verkauft worden. Der neue Investor Pembroke hat sofort losgelegt: Wasser raus, Fische gerettet – ab 2026 werden hier Mietwohnungen gebaut. job So sah es noch im Sommer aus. Jetzt ist das Wasser weg. Nina Job Pumuckl-Ampel Fast zwei Jahre nachdem die AZ als erste über die kultigen Ampelpläne im Lehel berichtet (und nach einigem Hin- und Her, ob es denn auch machbar ist), ist es im Februar 2025 soweit: An drei Fußgängerampeln im Lehel gibt nun der freche Kobold grünes oder rotes Licht. Groß ist der Rummel bei der Einweihung mit OB Dieter Reiter (SPD), und groß ist die Freude seither vor Drei Pumuckl-Ampeln gibt es jetzt imLehel. Sven Hoppe/dpa allem, aber sicher nicht nur, bei den Kindern im Viertel, wenn sie den Pumuckl sehen. kra 5 DAS WAR 2025 ABENDZEITUNG SAMSTAG/SONNTAG, 27./28. 12. 2025 WWW.AZ-MUENCHEN.DE
6 DAS WAR 2025 ABENDZEITUNG SAMSTAG/SONNTAG, 27./28. 12. 2025 WWW.AZ-MUENCHEN.DE JAN FEB OKT NOV MRZ T2025 B APR MAI JUN AUG SEP A JUL DEZ Schuhbeck wird erneut verurteilt Im Juli 2025 muss sich Starkoch Alfons Schuhbeck (76) noch einmal vor Gericht verantworten. Der Vorwurf diesmal: Insolvenzverschleppung, Betrug und vorsätzlicher Bankrott. 2022 ist Schuhbeck bereits wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren und zwei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Das Gericht bildet nun aus den Verurteilungen eine Gesamtstrafe von vier Jahren und drei Monaten. Schuhbeck entschuldigt sich am Schluss der Verhandlung bei „allen, die durch mich Probleme erfahren haben.“ Er betont: „Das wird mich für den Rest meines Lebens belasten und tut mir sehr leid.“ Derzeit bleibt Schuhbeck auf freiemFuß. Die Staatsanwaltsschaft hat entschieden, ihn zur Behandlung seiner Krebserkrankung außerhalb der Gefängnismauern zu belassen. Bis 10. März 2026. Dann muss neu entschieden werden. Alfons Schuhbeck sorgt im Lauf des Jahres mehr als einmal für Schlagzeilen – nicht nur wegen seiner ausgesetzten Haftstrafe. Sondern auch mit Ereignissen, die zeigen, wie sehr er versucht, sein Leben jenseits von Gerichtssaal und Krankenzimmern zu strukturieren. Ein Beispiel ist die Premiere der „Hullis“-Show im Spiegelzelt im November. Schuhbeck kommt nicht persönlich, aber er meldet sich via Video bei den Gästen. Den „Hullis“-Verantwortlichen widmet er rührende Worte: „Aus bekannten Gründen kann ich heute leider nicht dabeisein. Ich wünsche dem gesamten ‘Hullis’-Team alles, alles Gute. Die haben es richtig drauf, das werdet ihr gleich sehen.“ Abseits solcher Auftritte lebt der gefallene Starkoch deutlich zurückgezogener, er soll aber erst kürzlich den FC Bayern besucht haben. In seine Wohnung am Platzl lädt er nur die allerengsten Freunde ein. Diskretion ist dabei alles. st/jot Der Strafvollzug für den Starkoch ist wegen seiner Krebserkrankung derzeit ausgesetzt Alfons Schuhbeck betritt den Gerichtssaal. Peter Kneffel/dpa Wiesn wird zur Achterbahn Von Ruth Frömmer und Felix Müller Den Begriff AchterbahnWiesn bringt Christian Scharpf selbst ins Spiel. Der SPD-Politiker, der im März 2025 neuer Wirtschaftsreferent der Stadt wird, ist damit auch der neue Wiesnchef – und erlebt turbulente 16 Oktoberfesttage in mehrfacher Hinsicht. Es beginnt mit eitel Sonnenschein und über 30 Gradam Eröffnungstag. Tage später folgt ein krasser Temperatursturz. Am zweiten Wiesnsamstag ist das Gelände so überfüllt, dass die Wiesn kurzzeitig geschlossen werden muss: Während des Reservierungswechsels der Festzelte hat sich auf der Wirtsbudenstraße eine so große Menschenmenge gebildet, dass nichts mehr voroder zurück geht. Missverständliche Lautsprecher-Durchsagen sorgen für Verunsicherung und zu teils panischen Zuständen unter den Wiesngästen. Falschmeldungen über möglichen Terror machen die Runde. Bevor eine Massenpanik ausbricht, löst sich die Situation auf, die Wiesn wird wieder geöffnet. Scharpf muss sich rechtfertigen, macht aber zunächst auf viele Beobachter den Eindruck, das Ausmaß des Problems eher runterzuspielen. Schließlich verkündet er aber doch noch, das Sicherheitskonzept nachzuschärfen. Auch andere Sicherheitsbehörden machen in der Aufarbeitung der Beinahe-Katastrophe keinen guten Eindruck. Im KVR will man die unangenehme Debatte offenbar zunächst aussitzen, beantwortet Presseanfragen nicht, betont schließlich, als in der Verwaltung die Aufregung immer größer wird, wie hervorragend man doch mit der Festleitung zusammenarbeite. Ob das abgenommene Sicherheitskonzept ausreichend war, aber nicht eingehalten wurde (und wer dafür verantwortlich ist), welche Fehler gemacht wurden – all das bleibt letztlich relativ nebulös. Was auch mit einer zweiten Störung des normalenWiesn-Wahnsinn-Betriebs zu tun hat. Am 1. Oktober soll es im Stadtrat eigentlich um die Wiesn gehen. Die Opposition wetzt schon die Messer. Doch dann wird die Debatte aufgrund dramatischer Ereignisse vorerst abgeblasen. Die Wiesn bleibt für bange Stunden komplett geschlossen. Ein tödliches Familiendrama in der Lerchenau versetzt die Polizei in Aufruhr (siehe Seite 7). Sprengstoffhunde suchen das komplette Gelände nach einer Bombe ab. Am Ende folgt Entwarnung und die Wiesn öffnet um 17 Uhr ihre Tore. Die Tage dazwischen verlaufen erstaunlich ruhig. Weder Rekorde noch eine Flaute sind zu verbuchen. Gemütlich, so mögen es die Münchner ja. Christian Scharpfs erste Wiesn, sie bleibt trotzdem als Achterbahn in Erinnerung. Christian Scharpf (SPD) feiert seine Premiere als Wiesnchef und schlittert haarscharf an einer Katastrophe vorbei. Erst muss die Wiesn wegen Überfüllung geschlossen werden. Dann folgt eine Bombendrohung Polizisten suchen die Wiesn am 1. Oktober nach Sprengstoff ab. Sie werden nicht fündig und die Wiesn eröffnet an diesem Tag um 17 Uhr. imago Der neue Wiesnchef Christian Scharpf gerät in die Kritik. imago Zelte bleiben während des Reservierungswechsels oft geschlossen, so weit so bekannt. Dieses Jahr wurde die ganze Wiesn kurz gesperrt. imago AZ-UMFRAGE Wie war Ihr Jahr 2025? Ursula Kugler (59), Restauratorin: „2025 war aus meiner Sicht politisch verstörend. Ich persönlich habe das Jahr als ein Jahr der Unmenschlichkeit wahrgenommen.“ Alexander Doussis (38), Personaltrainer: „Für mich persönlich war 2025 ein wirklich goldenes Jahr voller Freude und voller Energie. Es war sehr viel Passion da.“ Mikéra Sinovish (26), Ernährungswissenschaftlerin: „Es ist ein hartes Jahr gewesen, in dem viel passiert ist. 2025 war für mich charakterbildend.“ Fotos/ Umfrage: Daniel von Loeper Die Berliner Robotikforscherin Rabea Rogge startet als erste deutsche Frau ins Weltall an Bord einer „Dragon“-Kapsel der Firma SpaceX. 1. April Das Modehaus Versace gehört künftig zum italienischen Modegiganten Prada. Der Kaufpreis für die Luxusmarke: 1,25 Milliarden Euro. 10. April Blackout auf der Iberischen Halbinsel. Millionen Menschen in Spanien und Portugal haben keinen Strom. Die Gründe sind ungeklärt. 28. April Die EU-Kommission verhängt gegen die US-Techkonzerne Apple und Meta Strafen in Höhe von 500 Millionen und 200 Millionen Euro. 23. April Ein Hubschrauber stürzt in den HudsonRiver in New York. Drei Kinder und drei Erwachsene sterben. Ein Siemens-Manager und seine Familie aus Barcelona hatten den Rundflug über Manhattan gebucht. 10. April Die Welt nimmt Abschied von Papst Franziskus. Auf dem Petersplatz versammeln sich Staatsgäste aus aller Welt und eine Viertelmillion Gläubige zur Trauerfeier. 26. April ZUGUNGLÜCK BURGRAIN Bahn-Mitarbeiter vor Gericht MÜNCHENFünf Menschen starben, Dutzende wurden verletzt, als am 3. Juni 2022 eine Regionalbahn bei Burgrain auf der Bahnstrecke München–Garmisch-Partenkirchen entgleiste. Im Oktober 2025 beginnt die juristische Aufarbeitung. Laut Gutachten sind marode Betonschwellen die Ursache für das Unglück gewesen. Die Staatsanwaltschaft München II wirft dem Ex-Fahrdienstleiter (66) und dem Bezirksleiter Fahrbahn (58) fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung vor. Sie ist überzeugt, dass die Angeklagten das Unglück mitverursacht haben. Ein Austausch der maroden Schwellen hätte das Unglück mit Sicherheit verhindert. Kurz nach Prozessbeginn wird es sehr emotional. Unter Tränen erklärt der pensionierte Fahrdienstleiter, dass ihn Schuldgefühle plagen. Der Prozess wird im neuen Jahr fortgesetzt. Das Zugunglück bei Burgrain im Juni 2022. SWR
Dramen am Eisbach Eisbach vor Frauenkirche, Glockenspiel und Hofbräuhaus: Was Schlagzeilen angeht, schlägt die berühmte Surfer-Flusswelle am Haus der Kunst 2025 alle Münchner Sehenswürdigkeiten. Und was mit einem Uni-Gutachten und einer nächtlichen Guerilla-Surfaktion seinen Lauf nimmt, beginnt mit einem tragischen Todesfall. Eine Chronologie. 16. April: Es ist schon dunkel, als sich gegen 23.30 Uhr bei einer Surferin (33) die Sicherheitsleine am Grund des Eisbachs verhakt. Die Frau wird unter Wasser gezogen – zu lange. Tage später stirbt die junge Frau im Krankenhaus. Der Schock in der Surferszene sitzt tief. 27. Juni: Nachdem die Welle wegen des Unfalls wochenlang gesperrt war (und der Kummer der Surfer-Community darüber groß), eröffnet sie nun wieder. 31. Oktober: Kein HalloweenScherz, trotzdem gruselig: Die Welle ist weg. Zuvor hat die Stadt bei einer Bachauskehr das Bachbett gereinigt und viel Sand und Kies ausgebaggert. Das Rätselraten beginnt: Hat man es bei der Putzaktion heuer ein bisserl zu gut gemeint? 5. November: Die Stadt startet einen dreistufigen Rettungsplan, um die Surferwelle wiederherzustellen. Die Teile eins und zwei (Erhöhung der Wasserzufuhr und Regulierung des Unterwassers) scheitern. 7. November: Der im August diesen Jahres gegründete Surfclub München postet ein Video. Zu sehen ist, wie ein Wellenreiter nachts am Eisbach surft – dank einer offenbar eilig zusammengezimmerten Holzrampe, die eine Flusswelle herstellt. Die Aktion ist illegal, doch die Wellenreiter beweisen: Eine Rampe macht die Welle. 15. November: Die AZ macht Surferlegende Walter Strasser in Sardinien ausfindig. Der „Vater der Eisbachwelle“, genannt „Hausmeister“, hat vor 30 Jahren die erste Rampe erfunden und so eine dauerhafte Eisbachwelle hergestellt. Die junge Surferszene hatte Strasser für verstorben gehalten. Er bietet der Stadt seine Hilfe an – doch die setzt zunächst auf andere Experten. 21. November: Die wasserrechtliche Genehmigung liegt vor. Der Münchner Hochschulprofessor Robert Maier-Staude führt im Auftrag der Stadt einen Vorversuch mit Mini-Rampen und Kies durch. Ergebnis: Es braucht eine dreiteilige Rampe für drei Monate, damit sich das Flussbett renaturiert. Und es braucht zwei Kubikmeter Kies. Noch läuft das Genehmigungsverfahren für einen solchen Einbau. So wird wohl auch nächstes Jahr am Haus der Kunst noch die Kunst gefragt sein, geduldig zu bleiben. Anna Kelbel Eine Surferin verunglückt, eine Bachauskehr folgt. Danach ist die Welle kaputt – und Fachleute rätseln, was zu tun ist. Münchens Flusswelle bekommt 2025 so viel Aufmerksamkeit wie nie Wellen-„Vater“ Walter Strasser im November an der Eisbachwelle. bs „Surf must go on“ (Surfen muss weitergehen) fordern Eisbachsurfer imSommer, als die Welle nach dem tragischen Unfall wochenlang gesperrt ist. Am27. Juni werdendie Absperrungen entfernt. Nur: Das Surferglück dauert nicht lange. Michael Faulhaber, dpa Blumen, Kerzen und Briefe für die im April verunglückte Surferin. dpa Der Bombenbauer In der Nacht zum 1. Oktober sind erst Explosionen zu hören. Dann brennt in der Lerchenau im Münchner Norden ein Einfamilienhaus. Auch ein Transporter und Autos stehen nahe des brennenden Hauses in Flammen. Es folgt ein Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr. Wenig später werden im Haus Sprengfallen gefunden – und einToter. In der Nähe des Tatorts, am Lerchenauer See, finden Polizisten schließlich einen Schwerverletzten, der wenig später stirbt. Es ist der Täter (57). Der Tote im Haus ist dessen Vater. Mutter und Tochter des Täters überleben verletzt. Die Ermittlungen der Polizei bringen eine unglaubliche Familientragödie ans Licht: Der 57-Jährige, der in Starnberg eine kleine Handwerksfirma betrieben hat, will nicht glauben, dass seine Tochter sein leibliches Kind ist. Er ist von der fixen Idee besessen, dass sein eigener Vater das Kind gezeugt hat. Ein DNA-Abgleich hat zwar die Vaterschaft des 57-Jährigen bestätigt. Aber das akzeptiert er nicht. Er hält das Institut für korrupt, bezeichnet das Ergebnis als Fälschung. In einer Petition, die der 57-Jährige an den Landtag gerichtet hat, wirft er dem Landeskriminalamt, Staatsanwaltschaften und Gerichten Verstrickung in „finstere Machenschaften“ vor. Als letzte Rache droht der Täter in einem Schreiben mit einem Anschlag auf das Oktoberfest – das daraufhin kurzfristig geschlossen wird (siehe Seite 6). RalphHub Ein Mann aus Starnberg brennt sein Elternhaus in der Lerchenau nieder – und bedroht die Wiesn Der mutmaßliche Täter (†57) an seinem Firmenwagen. Foto: privat Corps im Fokus Saufexzesse, Ruhestörungen und Silvesterraketenabschüsse auf den benachbarten Kindergarten: Immer wieder gibt es Beschwerden gegen die schlagende Verbindung Franconia in Bogenhausen. Im Mai berichten Nachbarn zudem von „Sieg Heil“-Rufen. Der Fall schlägt hohe Wellen, Bayerns Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spaenle (CSU) und die israelische Generalkonsulin Talya Lador-Fresher schalten sich ein. Die Burschen behaupten dann kleinlaut, sie hätten „Sigi zieh’s rein“ gerufen – wer’s glaubt. Es wird ermittelt, der Corps-Vorstand verhängt ein Feierverbot und weitere interne Strafen. Seitdem ist’s sehr ruhig im und am Corpshaus. Nina Job Schwere Vorwürfe gegen die Franconia: Nachbarn berichten von „Sieg-Heil“-Rufen Reaktion: Unbekannte besprühen den Zaun am Corpshaus. privat Wir sind da. Im alten wie im neuen Jahr. Mehr unter: adac.de/suedbayern Ob auf der Straße, auf Reisen oder zuhause, ob bei Fragen zu Mobilität, Gesundheit oder Freizeit – wir sind da, damit Sie sicher und sorgenfrei durchs Jahr kommen. Besuchen Sie uns online oder persönlich in einer unserer sieben Geschäftsstellen und Reisebüros in München und Umgebung. 7 DAS WAR 2025 ABENDZEITUNG SAMSTAG/SONNTAG, 27./28. 12. 2025 WWW.AZ-MUENCHEN.DE
POLITIK DwieDeal Die Rückkehr des Donald Trump SEITE 10 9 DAS WAR 2025 ABENDZEITUNG SAMSTAG/SONNTAG, 27./28. 12. 2025 WWW.ABENDZEITUNG.DE TELEFON089 23 77-3100 E-MAIL POLITIK@ABENDZEITUNG.DE BwieBenko Absturz eines Milliardärs SEITE 14 Mehrheit für Merz Beim von ihm selbst so sehr herbeigesehnten Einzug ins Kanzleramt legt CDU-Chef Friedrich Merz einen Stolperstart hin – und das genau genommen schon vor der Bundestagswahl. Ein Auftakt mit Symbolkraft? Am 29. Januar, eine Woche nach der Messerattacke von Aschaffenburg mit zwei Toten, setzt die Union im Bundestag einen FünfPunkte-Plan zur Verschärfung der Migrationspolitik mithilfe der AfD durch. Es handelt sich lediglich um einen Entschließungsantrag, der eine Aufforderung an die scheidende Ampel-Regierung darstellt – und ist dennoch ein Tabu-Bruch. Nicht nur Alt-Kanzlerin Angela Merkel (ebenfalls CDU) kritisiert, Merz habe „sehenden Auges erstmalig bei einer Abstimmung im Deutschen Bundestag eine Mehrheit mit den Stimmen der AfD“ ermöglicht – in den folgenden Tagen gehen bundesweit Zehntausende Menschen gegen einen Rechtsruck auf die Straße. Allein in München versammeln sich mehr als eine viertel Million Demonstranten auf der Theresienwiese. Am 23. Februar gewinnt die Union dennoch mit großem Abstand die Bundestagswahl mit 28,5 Prozent vor der AfD (20,8). Die drittplatzierte SPD (16,4) stürzt auf ein historisches Tief. Die Grünen landen bei 11,6 Prozent, die FDP scheitert an der Fünf-Prozent-Hürde, das Bündnis Sahra Wagenknecht ebenfalls – wenn auch denkbar knapp (dass die Stimmen neu ausgezählt werden, will die Partei nun in Karlsruhe klären lassen). Die totgeglaubte Linkspartei hingegen zieht nach einer unerwarteten Aufholjagd mit 8,8 Prozent wieder in den Bundestag ein. Obwohl mit Blick auf die Linken ein Unvereinbarkeitsbeschluss der Union besteht, ebnen eben jene Friedrich Merz am 6. Mai den Weg ins Kanzleramt: In der ersten Abstimmungsrunde hatte der Sauerländer keine Mehrheit erreicht. Womöglich auch deshalb, weil er im Wahlkampf die Aufnahme neuer Schulden stets vehement abgelehnt, mit dem Ausweichen auf Hunderte Milliarden schwere Sondervermögen dann aber eine 180-GradWende hingelegt hat. Erst als die Union zusammen mit SPD, Grünen und den Linken einen gemeinsamen Antrag zur Geschäftsordnung vorlegt, der besagt, dass am selben Tag noch einmal gewählt wird, schafft er es. Merz wird Chef einer schwarzroten Regierung, der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil sein Vize sowie Finanzminister, und den obersten Christsozialen Markus Söder, der nun (nicht nur) im ler: Eine Mehrheit der Bundesbürger ist sowohl mit seiner als auch mit der Arbeit der Koalition unzufrieden. Einer Umfrage der DZ Bank zufolge rechnen nur noch 39 Prozent von gut 1000 befragten Geschäftsführern und Entscheidern damit, dass die Merz-Regierung die Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs bringen kann. Natalie Kettinger Alles in allem ist 2025 kein gutes Jahr für Friedrich Merz. Im Frühjahr überholt die AfD erstmals seine Union in den Umfragen. In der Folge liefern sich beide Parteien ein Kopf-an-Kopf-Rennen, in dem Mitte Dezember die Blauen knapp vorne liegen – obwohl das Thema Migration die Menschen nicht mehr so umtreibt wie noch im Januar. Merz’ Beliebtheitswerte sinken währenddessen in den Kelhaben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen.“ Die Äußerung wird von vielen als rassistisch empfunden, erneut gibt es tagelang öffentliche Proteste. Auch im Bundestag wird es bald wieder ungemütlich: Diesmal geht die Junge Gruppe der Unionsfraktion auf die Barrikaden. Sie befürchtet, die Renten-Reform der schwarz-roten Regierung werde die jüngere Generation teuer zu stehen kommen. 18 „Renten-Rebellen“ drohen, das Gesetz nicht mitzutragen. Die hauchdünne Mehrheit der Koalition wackelt, von einer Regierungskrise ist die Rede. Und erneut von Spahn, der seine Mannschaft wieder nicht im Griff zu haben scheint. Doch Merz zockt – und gewinnt. Vor der entscheidenden Abstimmung am 5. Dezember fordert er die „Kanzlermehrheit“ von mindestens 316 Stimmen. Am Ende sind es zwei mehr. Geschafft. Souveräner als im eigenen Land wirkt der deutsche Kanzler auf dem außenpolitischen Parkett. US-Präsident Donald Trump bringt er zum Antrittsbesuch einen Golfschläger mit – und anders als der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj wird Merz im Weißen Haus höflich behandelt. Sein bislang größter Coup ist allerdings, als er kurz vor Weihnachten Selenskyj, den französischen Präsidenten Emmanuel Macron, den britischen Premierminister Keir Starmer und Abgesandte der Trump-Regierung in Berlin versammelt, um über den amerikanischen Friedensplan für die Ukraine zu verhandeln – und so Europa wieder ins Spiel bringt. Besonders bitter kommt es für die neue Bundesregierung am 11. Juli. Wegen einer Quasi-Blockade der Union gegen die von den Sozialdemokraten aufgestellte (und zuvor vom Wahlausschuss des Bundestages abgesegnete) Kandidatin Frauke BrosiusGersdorf scheitert die Abstimmung über drei Richter für das Bundesverfassungsgericht. Erstmals flammt der Verdacht auf, Unions-Fraktionschef Jens Spahn sei seiner Aufgabe nicht gewachsen. Erst im September wählt der Bundestag im zweiten Anlauf drei neue Richter für Karlsruhe. Union und SPD lassen damit einen Konflikt hinter sich, der die Koalition fast den ganzen Sommer über schwer belastet hat. Mit markigen Sprüchen über Asylbewerber wie einst („Die sitzen beim Arzt und lassen sich die Zähne neu machen, und die deutschen Bürger nebendran kriegen keine Termine“) hat sich Friedrich Merz als Kanzler bisher weitgehend zurückgehalten. Das ändert sich am 14. Oktober. Bei einem Termin in Brandenburg sagt der CDU-Vorsitzende, bei der Migration habe seine Regierung viel erreicht und die Zahl der neuen Asylanträge von August 2024 auf August 2025 um 60 Prozent reduziert. Doch dann fügt er hinzu: „Aber wir Koalitionsausschuss mitmischt, nennt die „Bild“ schon mal den „Schattenkanzler“. Von der zerstrittenen Vorgänger-Regierung sitzt heute nur noch der ehemalige Kanzler Olaf Scholz (SPD) als einfacher Abgeordneter im Parlament (Wahlkreis Potsdam). Seine früheren Koalitionspartner haben sich allesamt verabschiedet: Ex-Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zu den Vereinten Nationen, Ex-Wirtschaftsminister Robert Habeck (ebenfalls Grüne) an ausländische Bildungs- und Forschungseinrichtungen, Ex-Finanzminister Christian Lindner (FDP) in die Autobranche. Doch auch unter dem zehnten Kanzler der Bundesrepublik läuft es alles andere als rund. Am 3. Juni stellt das Berliner Verwaltungsgericht in einer Eilentscheidung fest, dass die Zurückweisung von Asylsuchenden bei Grenzkontrollen auf deutschem Gebiet rechtswidrig ist (eine Maßnahme, die Teil des FünfPunkte-Plans gewesen war). Der neue Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) will dennoch nichts an der von ihm angeordneten Praxis ändern. Und im Juli reagiert die polnische Regierung ihrerseits mit Grenzkontrollen gen Deutschland. Die Folge: Staus in beide Richtungen. Nach dem Scheitern der Ampel wird der CDU-Vorsitzende zum Bundeskanzler gewählt – im zweiten Anlauf. Ein Auftakt mit Symbolkraft? Die drei vom Koalitionsausschuss (v.l.): CSU-Chef Markus Söder, Kanzler Friedrich Merz (CDU) und der SPD-Co-Vorsitzende Lars Klingbeil. AFP „So wahr mir Gott helfe“: Am 6. Mai legt der zehnte deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) vor Bundestagspräsidentin Julia Klöckner seinen Amtseid ab. Er schwört auf die Urschrift des Grundgesetzes von 1949, weshalb seine Parteifreundin weiße Handschuhe trägt. Foto: Odd Andersen / AFP MEINUNG Natalie Kettinger Die Politik-Chefin über Klempner der Macht natalie.kettinger@abendzeitung.de Enttäuschte Hoffnungen ‚‚ Einen „Klempner der Macht“ hat Friedrich Merz seinen Vorgänger Olaf Scholz einmal genannt. Einen, der lediglich an Stellschräubchen drehe, dem aber eine Vision für das Land fehle. Damals war der CDU-Vorsitzende noch Oppositionsführer im Bundestag und es gehörte quasi zu seinen Aufgaben, den sozialdemokratischen Kanzler und dessen zerstrittene Ampel-Koalition zu attackieren. Wer jedoch gehofft hatte, unter einem Regierungschef Merz würde ruhiger und effektiver gearbeitet, der wurde enttäuscht. In seinem Bündnis aus CDU, CSU und SPD wird ebenfalls öffentlichkeitswirksam gestritten. Manchmal auch innerhalb der eigenen Partei. Ein großer Wurf ist unter Merz bislang nicht in Sicht. Auch seine Regierung verliert sich im Kleinklein – von Mütterrente bis Pendlerpauschale. Die Wirkung der Sondervermögen (für viele schlicht neue Milliardenschulden) lässt auf sich warten, der versprochene Wirtschaftsaufschwung bleibt aus. Markus Söder hat diese Regierung einmal die „letzte Patrone der Demokratie“ genannt. Und die Umfragewerte der AfD zeigen, dass er Recht hat. 2026 stehen fünf Landtagswahlen an. Sollen sie nicht zu Vorboten einer blauen Zukunft werden, müssen Friedrich Merz und seine Bundesregierung mehr liefern.
10 DAS WAR 2025 ABENDZEITUNG SAMSTAG/SONNTAG, 27./28. 12. 2025 WWW.AZ-MUENCHEN.DE JAN FEB OKT NOV MRZ T2025 B APR MAI JUN AUG SEP A JUL DEZ Weißer Rauch! Nach nur 24 Stunden Konklave wird der US-Amerikaner Robert Francis Prevost im Vatikan zum neuen Papst gewählt. 8. Mai SPD-Chefin Saskia Esken kündigt ihren Rückzug aus dem Spitzenamt an. Bei der Verteilung der Ministerposten war sie leer ausgegangen. 11. Mai Das Schweizer Bergdorf Blatten wird unter Geröll- und Eismassen begraben. Ein bröckelnder Gipfel hatte einen Gletscher zum Absturz gebracht. 28. Mai Christian Dürr ist neuer Bundeschef der FDP, als Nachfolger von Christian Lindner. Der hatte das Amt nach der verlorenen Bundestagswahl abgegeben. 16. Mai Der Thriller „September 5“ von Tim Fehlbaum über das OlympiaAttentat 1972 in München wird beim Deutschen Filmpreis mit der Goldenen Lola ausgezeichnet. 9. Mai Opernsänger JJ (24) gewinnt mit dem Song „Wasted Love“ für Österreich den Eurovision Song Contest 2025. Deutschland landet mit dem Pop-Duo Abor & Tynna („Baller“) in Basel auf Platz 15. 18. Mai POLITIK kompakt AfD gesichert rechtsextrem BERLINDas Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) stuft die AfD vom Verdachtsfall zur „gesichert rechtsextremistischen Bestrebung“ hoch. Dagegen geht die Partei allerdings juristisch vor. Bis zu einer Gerichtsentscheidung in dieser Sache liegt die Höherstufung daher wieder auf Eis. Kontrollen an Polens Grenze BERLINAm 3. Juli stellt das Berliner Verwaltungsgericht in einer Eilentscheidung fest, dass die Zurückweisung von Asylsuchenden bei Grenzkontrollen auf deutschem Gebiet rechtswidrig ist. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) will dennoch nichts an der von ihm angeordneten Praxis ändern. Ab Juli laufen in Polen vorübergehende Kontrollen an der Grenze zu Deutschland an – als Reaktion auf deutsche Grenzkontrollen. Die Länder wollen illegale Migration und Schleuser stoppen. Thailand-Konflikt eskaliert BANGKOK Ein seit Jahrzehnten schwelender Konflikt zwischen Thailand und Kambodscha eskaliert: Nach einem heftigen Schusswechsel an der Grenze setzt das thailändische Militär eigenen Angaben zufolge Kampfjets gegen kambodschanische Stellungen ein. Fünf Tage später tritt eine Waffenruhe in Kraft, für die sich US-Präsident Donald Trump eingesetzt hatte. Die Kämpfe flammen wieder auf. Wagenknecht gibt BSW-Vorsitz ab BERLIN Sahra Wagenknecht verkündet im November, sie werde den Vorsitz der von ihr gegründeten Partei Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) abgeben. Die Spitze sollen künftig die bisherige Co-Vorsitzende Amira Mohamed Ali und der Europaabgeordnete Fabio de Masi bilden. Wagenknecht will weiter im BSW aktiv sein. Wagenknecht. dpa Von Martina Scheffler Schon vor seiner Wahl war klar: Da kommt was auf die Welt zu. Und manches klang gar nicht schlecht: den Ukraine-Krieg in 24 Stunden beenden? Frieden zwischen Gaza und Israel? Yes, please! Gleichzeitig waren die Befürchtungen groß: Würde Donald Trump als Wiedergänger im Amt des US-Präsidenten seine Gegner verfolgen, sie auch strafrechtlich belangen und Hand an die Demokratie legen? Eines muss man dem Mann im Weißen Haus lassen: Er hat in sehr, sehr vielem Wort gehalten. Leider. Zum Kennzeichen seiner Politik wurde: Deals statt Diplomatie. Nicht erfahrene Außenstrategen verhandeln im Ukraine-Krieg, sondern ein Immobilienunternehmer – Steve Witkoff – und Trumps Schwiegersohn, Jared Kushner, der im selben Segment tätig ist, aus dem auch Trump kommt. Schnell machte Trump der Welt klar, wie der Hase nun läuft: Wer zahlt, darf mitbestimmen bei der Musik. Wer nichts hat, bekommt auch nichts. Das musste im Februar der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, erfahren, als er von Trump und dessen Vize JD Vance vor den Augen der Weltöffentlichkeit heruntergeputzt und vehement mehr Dankbarkeit für die Unterstützung der USA eingefordert wurde – ein Dank, der in erster Linie der Administration von Trump-Vorgänger Joe Biden gebührt hätte. Doch um Dank geht es Trump nicht: Es geht um Rohstoffe, es geht um Investitionen. Wer bietet mehr, Selenskyj oder Putin? Mit Letzterem verbindet Trump im ersten Jahr seiner zweiten Amtszeit eine Art OnOff-Kumpanei, bei der nicht klar ist, wer gerade wen über den Tisch zieht. Zuletzt neigte er stark den Ideen des Kreml-Herrschers zu – wohl auch, weil der eine ähnliche Auffassung von politischer Führung zu haben scheint wie der Amerikaner. In die Grönland-Frage ist dagegen vorerst Ruhe eingekehrt, obwohl Trump Anspruch auf die rohstoffreiche Insel erhoben hatte. Den Einsatz von Gewalt gegen das zu Dänemark gehörende Gebiet hat er dabei nicht ausgeschlossen. Überhaupt, das alte Europa – für Trump offenbar nur noch lästig. Schon bei der Münchner Sicherheitskonferenz hatte Vance die Gemeinschaft des liberalen Westens zu sprengen begonnen, in dem er der EU Demokratieabbau vorwarf, während in den USA der Einsatz der Nationalgarde gegen den Willen betroffener Bundesstaaten, Mittelstreichungen für unliebsame Universitäten und willkürlichen Inhaftierungen von Migranten zum Alltag wurden. Mit der Nationalen Sicherheitsstrategie wurde klar: Die USA unter Trump sehen Europa nicht mehr als Verbündeten an. Die regelbasierte Ordnung – ein Begriff, auf den sichvor allem die Europäer immer wieder beziehen – spielt für Trump keine Rolle, auch nicht in der Wirtschaft. Er überzieht die Welt mit Zöllen. 50, 100, 150 Prozent! Besonders stark ist Deutschland mit seiner Autoindustrie betroffen. Gewinne rauschen überall ab. Manche Unternehmen steuern gegen, indem sie auf die monetäre Erpressung Trumps eingehen: Wer in den USA produziert, wird bei den Zöllen bevorzugt. Deal! In dieser Welt, in der die Macht des Stärkeren und des Geldes regiert, erscheint Trumps zweites Ziel neben dem, Amerika „great“ zu machen, fast archaisch: die Jagd nach dem Friedensnobelpreis. Mit einem Waffenstillstand zwischen der Hamas und Israel glaubte er sich schon am Ziel. Heuer ist ihm Venezuelas Oppositionelle Maria Machado in die Quere gekommen, deren Wahl er erst kritisieren ließ, bevor er sich zu einer Gratulation durchrang. Aber 2026 muss es doch klappen. Deal! Donald Trump wird erneut Präsident der USA. Er krempelt die alte Ordnung um: Es gilt das Recht des Stärkeren, und Geld regiert die Welt Trump auf Friedensmission: Er schüttelt die Hände von Armeniens Ministerpräsident Paschinjan (r.) und Aserbaidschans Präsident Aliyev. AP/dpa Dwie Deal Brüchige Waffenruhe Das ganze Jahr ein Ringen um Krieg und Frieden: Schon vom 19. Januar bis Anfang März hielt eine Waffenruhe zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas. 33 in den Gazastreifen verschleppte Geiseln wurden übergeben, acht von ihnen tot. Israel entließ 1900 palästinensische Häftlinge. Gleichzeitig begann eine massive Militäroperation im Westjordanland. Unter dem Namen „Eiserne Mauer“ und mit der Begründung der Terrorbekämpfung griff die Armee Flüchtlingslager an. Auch mit neuen Gesetzen zeigte Israel Härte: Seit Januar ist dem UNFlüchtlingshilfswerk für die Palästinenser (UNRWA) die Tätigkeit auf israelischem Gebiet verboten, israelische Behörden dürfen keinen Kontakt mehr zu UNRWA unterhalten. Nach dem Bruch der Waffenruhe eskalierte Israel die Gewalt im Gazastreifen. Dort stieg die Zahl der Toten nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums auf über 70.000. Über Wochen riegelte Israel Gaza komplett ab. Humanitäre Helfer warnten vor Hungersnot. Am 11. Oktober trat erneut ein Waffenstillstand in Kraft, der demnächst in seine zweite Phase übergehen soll. Alle 20 noch lebenden israelischen Geiseln und die sterblichen Überreste von 27 der 28 Ermordeten sind nach Israel überführt worden. Geiseldeals und Hungersnot: Im Nahen Osten endet ein furchtbares Jahr Weiterleben im zerstörten Gaza, hier das Lager Al-Shati. AP/dpa Ein bisschen Frieden für die Ukraine? Für das von Russland angegriffene Land war 2025 ein zutiefst ernüchterndes Jahr. Mit dem neuen US-Präsidenten Donald Trump und dessen Versprechen eines Sofort-Friedens begann es, kaum einen Monat später wurde klar, wie Trump die Ukraine und Europa sieht: als Störfaktor. Wolodymyr Selenskyj erklärte sich am Ende des Jahres, in dem weniger Gelder flossen und auch Europa in Teilen den Fokus auf andere Probleme richtete, sogar bereit, Wahlen abzuhalten – um Kremlchef Wladimir Putin das Argument aus der Hand zu schlagen, Selenskyj sei unrechtmäßig Präsident. Militärisch musste die Ukraine zurückstecken. Taurus-Marschflugkörper gibt es auch unter der neuen Bundesregierung nicht. Im November musste Kiew die größten Geländeverluste des Jahres hinnehmen. Pläne für einen Frieden sind zahlreich, das Problem dabei: Trump nimmt immer mehr die Sichtweise Moskaus ein. Die Europäer grätschten im Dezember dazwischen, um die Ukraine vor einem Diktatfrieden und sich selbst vor der Bedeutungslosigkeit in dieser Frage zu retten. Doch die Hängepartie bleibt. Zuletzt sprach sich Kanzler Friedrich Merz (CDU) für die Freigabe auch in Deutschland eingefrorener russischer Gelder für die Ukraine aus. Die Nato unter Generalsekretär Mark Rutte fürchtet derweil, das nächste Ziel Russlands zu werden. Martina Scheffler Selenskyj (r.) und Merz im Dezember. Foto: S. Gollnow/dpa
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