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7 Foto: Thorsten Brieger www.thorstenbrieger.com Liebe Leserinnen und Leser, ich möchte mich hiermit einmal ganz herzlich für Ihr Feedback auf das letzte espresso Magazin mit meiner Oma im Regenbogenmantel auf dem Titel bedanken. Wir hatten uns aus vollem Herzen für das Thema Toleranz entschieden und ein Statement gegen Rassismus mit unseren Artikeln und Kommentaren setzen wollen. Wir haben noch nie so viele positive Rückmeldungen erhalten und ich möchte hiermit nochmal zum Ausdruck bringen, dass sich unser Team sehr gefreut hat über jede einzelne Nachricht. Wir haben Anrufe bekommen, auch Voice-Messages haben wir abgehört, wir haben Sie gehört und alles gelesen und wahrgenommen, auch wenn wir nicht alle Mails beantwortet haben: Danke, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, uns zu schreiben. Wir haben uns wieder ins Zeug gelegt, um Ihnen kostenlos ein paar interessante Interviews und Geschichten zu liefern. Dieses Mal wird es philosophisch. Wir gehen unserer Herkunft und unserem Handeln auf dem Weg in die Zukunft auf die Spur. Auf den nachfolgenden Seiten lesen Sie mehr. Viel Vergnügen wünscht das Team von espresso. Ihre Stefanie Herker, Chefredakteurin SABINE KACZYNSKI FIORELLA FERRARA MEDIENBERATERIN MOBIL: 0176/64028713 fiorella.ferrara@espresso-mediengruppe.de EVELIN RAFFALT MEDIENBERATERIN 0841/ 9812401 - 40 / MOBIL: 0172/8533599 raffalt@espresso-mediengruppe.in SEBASTIAN BIRKL SONJA MELZER marketing teamespresso editorial Outfit und Tasche von Retzlaff Moden, Ingolstädter Straße 27 & 29, Pfaffenhofen Tel. 08441 84887 Mail: retzlaff.moden@online.de Instagram @retzlaff_moden Stefanie Herker
8 espresso Foto: Stefanie Herker / midjourney Houston, wir haben ein Problem!
9 espresso EIN KOMMENTAR VON STEFANIE HERKER Wo kommen wir her, wo gehen wir hin? Dieses seichte Thema haben wir uns für diese Ausgabe der espresso ausgedacht. Es geht um Leben und Tod. Und noch viel mehr. Natürlich philosophieren wir in dieser Ausgabe viel und haben das Rätsel noch nicht ganz gelöst. Wir beginnen bei den alten Ägyptern, reden mit dem evangelischen Pfarrer George Spanos über den Anfang und das Ende, wir beleuchten die Lehre des Sikhismus, schauen in die Sterne, philosophieren über die menschliche Trägheit und reden über die Zukunft im Beisein von Künstlicher Intelligenz. Auf dem Instagram-Account unseres Ministerpräsidenten sieht man gerade sehr schön, wie Künstliche Intelligenz gegen Langeweile genutzt werden kann. Für den ein oder anderen Fiebertraum reicht's. Mit den Sichtweisen verschiedener Menschen und Kulturen aus der Region wollen wir in dieser Ausgabe einen kleinen Beitrag leisten, um uns selbst und als Gesellschaft mit unterschiedlichen Glaubensrichtungen und Erwartungen ein wenig besser zu verstehen. Größenwahnsinnig werden wir dabei nicht. Dafür sind andere zuständig. Sie haben bestimmt auch vom zehnminütigen Weltraumtrip fünf prominenter Ladys gelesen, welcher durch Amazon-Chef und Gründer des Raumfahrtunternehmens Blue Origin, Jeff Bezos, finanziert wurde. Die "Mission" diente keinerlei wissenschaftlicher Zwecke. Es sollte eine medienwirksame Inszenierung für den Auftakt des Weltraumtourismus sein. Die Show wollte man als grandiosen Akt des Feminismus verkaufen. Reiche Frauen in Designer-Raumanzügen sollten ein inspirierendes Vorbild für Frauen aus der ganzen Welt sein. Die Zusammenstellung des Teams mit übrigens überwiegend sehr intelligenten Frauen verschiedener ethnischer Herkunft, aus den Bereichen Wissenschaft und Medien, war fast zu gut. Interessant war, dass unter allen Teilnehmerinnen des Flugs die millionenschwere Sängerin Katy Perry den wohl größten Shitstorm von der auf Social Media vertretenen Weltbevölkerung abbekam. Von Katy Perry hätte ich mir nichts anderes erwartet. Von der Wissenschaftlerin Amanda Nguyen und der ehemaligen NASA-Raketenforscherin Aisha Bowe schon. Sie wissen genau, wie absurd schädlich Weltraumtourismus für unseren Planeten werden wird. Es wird wohl ein Spielplatz der Reichen. Sowohl die Erde als auch das Weltall. Gefühlt jeder fünfte Milliardär hat ja nun sein eigenes Raumfahrtunternehmen. Ja, es scheint, als würden die schlimmsten Science-Fiction-Vorstellungen wahr werden. Ich habe ein Bild vor Augen: Menschen, die in der Lotterie des Lebens nicht erfolgreich genug waren, hängen sich an die letzten Raumschiffskörper, die die Erde verlassen. Ein paar unserer Spezies leben als Prepper in ihren unterirdischen Bunkern und hoffen, dass sich die Welt in fünf Generationen vielleicht wieder ein wenig erholt haben wird. Für etwa neun Millionen der Reichsten und ein paar Sklaven reicht die Stadt der Zukunft, eine Art Raumschiff mit dem Namen "The Line" in Saudi Arabien. Ein paar dieser künstlichen Städte wird es auf der Welt wohl geben. Liebe AfD-Befürworter, ich habe eine gute Nachricht für euch: Ich habe das Gefühl, in dieser Zeit wird kein Araber mehr nach Deutschland wollen. Das Blatt kann sich schnell wenden, wenn wir nicht weise entscheiden, was Priorität sein muss. Während Menschen in Pflegeberufen aufgrund von Sparmaßnahmen ihre Einmal-Handschuhe am Tag nicht beliebig oft wechseln dürfen, spricht auch Bayern und Deutschland wieder über die Bedeutung der Raumfahrt. Im Herbst letzten Jahres veröffentlichte Söder ein Video, das ihn in einem Raumanzug zeigt, wie er (mit montiertem Gesicht) im Weltall schwebt. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik soll es also ein eigenes Ministerium für Raumfahrt geben. Ich glaube, Markus Söder möchte endlich ein Würstel-Selfie im schwerelosen Zustand posten. Und eines weiß man schon jetzt, wenn man Söder kennt: Auf der Rakete wird irgendwo ein überdimensionaler Söder-Kopf zu sehen sein. Haben wir jeden Quelle: Instagram @markus.soeder Bezug zur Realität der Menschen verloren? Man müsse wettbewerbsfähig bleiben, heißt es aus Regierungskreisen. Man müsse einem Beitrag zur Wissenschaft und zum Klimaschutz leisten. Müssen würde man viel, aber man könnte auch sinnvollere Prioritäten setzen. Ein Herzenswunsch von Friedrich Merz war es vor wenigen Monaten noch, Windräder irgendwann wieder abbauen zu können, "weil sie hässlich sind". Aber man nimmt Milliarden in die Hand um genau was im Weltall zu tun? Also, um beim Thema zu bleiben: "Wo gehen wir hin?" Wenn Sie mich fragen, meine Antwort lautet: "Wir kommen aus dem Wasser und gehen den Bach runter." Ja, wir könnten jetzt noch was für das Klima (ist gleich unsere Kinder und Enkelkinder) tun. Aber angenommen, wir stellen in 30 Jahren fest, dass der Klimawandel nur Humbug war und sich alle Wissenschaftler getäuscht haben, dann klatscht zwar Dorothee Bär in die Hände (sie zweifelte den menschengemachten Klimawandel in einer TV-Runde an), aber alles wäre umsonst gewesen. Also lieber gleich für den Krieg um die Ressourcen aufrüsten und bis dahin nochmal schön auf das Tempolimit auf der Autobahn scheißen? Ach ja, und Klimaprotestler kann man ja einsperren, bevor sie zu unangenehm werden, oder? Ich fordere, dass wir genau solche Leute als Lehrerinnen und Lehrer brauchen, die kritische Dinge ansprechen und sich für die Zukunft unserer Kinder einsetzen. Viel Stoff zum Nachdenken. Aber es ist nun mal so, dass sich die Menschheit gerade mit einem zeitnahen möglichen Ende beschäftigt und gleichzeitig die falschen Fäden zieht. Für den Fall, dass wir unsere Lebensweise nicht dramatisch ändern, zeichnet aktuell die Earth's Black Box (www.earthsblackbox.com), eine Installation aus einem angeblich unzerstörbaren Monolithen, der an die Pyramiden der Alten Ägypter erinnert, Daten der fortschreitenden Klimakrise auf. Das ist kein Witz. Die Earth's Black Box soll alle Katastrophen überdauern – und eventuellen nachfolgenden Zivilisationen vom Untergang der Menschheit berichten.
10 VON STEFANIE HERKER Schon als Kind hatte ich eine unheimliche Faszination für Ägypten. Noch bevor ich überhaupt das erste Mal den Fuß auf ägyptischen Boden setzte, träumte ich von den gewaltigen Pyramiden, den geheimen Gräbern und den mystischen Symbolen der alten Götter. In meiner kindlichen Vorstellung war Ägypten der Ursprung aller Geheimnisse, ein Land, das Geschichten von ewiger Weisheit und verborgenen Wahrheiten flüsterte. Irgendwann wusste ich, dass ich dieses Land besuchen musste. Doch als ich schließlich tatsächlich hier war, in der Wüste, zwischen den Tempeln und den alten Ruinen, bemerkte ich, dass Ägypten weit mehr ist, als nur das, was wir aus Geschichtsbüchern und Fotografien kennen. Es ist ein Ort, der zwischen Vergangenheit und Zukunft schwebt, ein Land, das keine Zeit kennt und dessen Geheimnisse wohl nie ganz gelüftet werden können. Doch fangen wir von vorne an: Es ist 4.30 Uhr morgens, als ich das Hotel in Marsa Alam verlasse. Der Himmel ist von tiefem Blau, als ob er selbst noch im Schlaf ist. Ich bin allein unterwegs. Ich trage ein langes, aber luftiges blaues Kleid, habe einen Schal dabei, um mich ggf. zu verhüllen und einen kleinen Rucksack mit Wasser und meiner Kamera. Mein Mann ist mit unseren Kindern in der Hotelanlage geblieben. Der Tagestrip durch heißes Wüstenland wäre wahrscheinlich noch nichts für sie. Aladin, mein Fahrer, empfängt mich in der Hotellobby. Er ist groß, Anfang 30, trägt ein weißes Hemd. Er lächelt mir freundlich zu. Mit ihm fahre ich nach Hurghada. Von dort aus startet mein Trip nach Luxor mit einer kleinen Reisegruppe. Die Tour habe ich vor Ort gebucht. Während der Fahrt nach Hurghada erfahre ich mehr über Aladin. Er kommt aus Safaga und spricht etwas Englisch. Sein Vater führt ein kleines Tabakwarengeschäft, sein Großvater war Touristenbootsführer. Ich frage ihn, ob er schon einmal in Europa war. Er verneint und lacht. Er wäre nur in Mekka gewesen. Und überhaupt: "Ich habe hier alles, was ich brauche", sagt er mit einem Selbstverständnis. "Ägypten ist meine Heimat. Ich will nirgendwo anders hin. Hier gibt es Meer, frische Früchte und Sonne. Alles da." Ich habe verstanden. Am Wochenende geht E I N T A G I N Ä G Y P T E N Chefredakteurin Stefanie Herker begab sich auf eine bildgewaltige Reise durch die Wüste Ägyptens. Bei den Memnonkolossen
11 espresso er gerne feiern, erzählt er. Streng gläubig ist er nicht. Er empfiehlt mir, die Landschaft zu genießen. Ich merke, wie stolz er auf sein Land ist. Unsere Fenster sind geöffnet und der warme Wüstenwind bläst mir angenehm um die Ohren. Die Wüste breitet sich in einer fast surrealen Stille aus - ein stummer Zeuge der Jahrtausende. Bis Hurghada sind es etwas mehr als drei Stunden Fahrtzeit. Ich habe das Glück, einen wunderschönen Sonnenaufgang zu erleben. Der Himmel taucht in einem magischen Farbenspiel auf – die Sonne bricht langsam hervor und färbt alles in Orange, Gold und Violett. Wir sind das einzige Fahrzeug weit und breit. Die meisten Touristen in dieser Gegend haben es sich hinter den Mauern der Resorts gemütlich gemacht oder starten ab Hurghada. Das Taxi zieht in dieser unendlichen Weite seine Spur. Aladin dreht das Radio auf – Housemusik, die plötzlich wie ein Puls in der Stille der Wüste klingt, als ob sie den Herzschlag der Erde selbst widerspiegeln würde. Ein Gedanke schleicht sich in meinen Kopf: Was bleibt von uns, wenn das Meer und der Wüstensand irgendwann unweigerlich all das verschluckt, was einmal war? Ich denke an all die Kunst und das Schöne, was wir Menschen geschaffen haben. Was, wenn irgendwann keines unserer Lieblingslieder mehr klingt, keine Vögel mehr zwitschern, kein Baum uns mehr Schatten spendet? Der Glaube der alten Ägypter war tief verwurzelt in der Idee, dass das Universum ein ewiger Kreislauf war. Geboren aus dem Nichts, durch die Göttin Nut, die den Himmel über die Erde spannte, wachte der Sonnengott Ra über das tägliche Leben. Die Erneuerung des Lebens nach dem Tod war ein zentrales Thema im ägyptischen Glauben. Der Totenkult, die Mumifizierung und das Streben nach dem Jenseits waren nicht nur religiöse Praktiken, sondern auch Ausdruck des unerschütterlichen Glaubens an eine Weiterexistenz jenseits der irdischen Begrenzungen. Für die Ägypter war der Tod nicht das Ende, sondern lediglich ein Übergang – die Pyramiden und Tempel ein Tor zur Unsterblichkeit. Meine Gedankenspiele werden abrupt unterbrochen, als Aladin stoppt. Er hält an einer Tankstelle. Die morgendliche Hitze beginnt und der Wüstensand flimmert. Er steigt aus und kommt nach ein paar Minuten mit einem Fläschchen Granatapfelsaft zurück. „Gesund“, sagt er und drückt ihn mir in die Hand. Der Saft schmeckt so, als hätten meine Kinder wieder einmal verbotenerweise einen Cocktail aus meinem Monin-Sirup und frischgepresster Zitrone gepanscht. Ich überwinde mich und trinke die Zuckerlösung Schluck für Schluck, um ihn nicht zu enttäuschen. Wie viele Mythen ranken sich um den Granatapfel – von Persephone und Hades in der griechischen Mythologie bis zu den alten Ägyptern, die ihn als Symbol für das Leben und den Tod sahen. Die Götter würden sich im Grab umdrehen. Das Getränk hat nichts mehr mit einem Granatapfel zu tun. Nach etwa zwei Stunden erreichen wir Hurghada. Ich mache noch ein Foto von Aladin und verabschiede mich bei ihm bis zum Abend. Er wird mich am Ende des Tages wieder zum Hotel fahren. Die Fahrt zu acht im Minibus von Hurghada nach Luxor führt uns tiefer in das Herz Ägyptens, und je weiter wir uns von der Ein junger Tankwart bei Luxor Aladin
12 espresso Küste entfernen, desto mehr beginnt sich die Landschaft zu verändern. Es fühlt sich an, als wären wir nicht nur durch Raum, sondern auch durch die Zeit gereist. Die Straße verläuft schnurgerade durch die Wüste, doch immer wieder tauchen kleine Dörfer und verstreute Gehöfte auf. Der Weg ist gesäumt von unfertigen Bauten und verfallenen Häusern. Der Blick aus dem Fenster gibt mir das Gefühl, in einer anderen Ära zu sein. Während der Wüstensand über die Straße wirbelt, wühle ich in meinem Handy nach guter Musik. Nachdem ich es verpasst habe, mir eine E-Sim für mein Handy für die Fahrt durch die Wüste zu organisieren, habe ich keinen Zugriff auf YouTube. Der einzige Song in meinen Downloads ist von a certain someone, auch bekannt als René Arbeithuber: Suburbian. Der Song läuft auf und ab und untermalt meine Bilder gedanklich. Ein paar Kinder spielen mit einem alten Ball. Andere rennen über Felder, lassen Drachen steigen. Ich erinnere mich an das ägyptische Symbol des Drachen, der die Ewigkeit und den Kreislauf des Lebens und der Zerstörung symbolisiert. Ich fühle bereits zwei unterschiedliche Welten zwischen der meinen und die jener Menschen, die hier leben. Unter einem Baum sitzen Frauen auf dem Randstein, direkt an der Straße und unterhalten sich, als säßen sie in einem gemütlichen Café. Der Matcha fehlt ihnen nicht. Verschleierte Köpfe, blicken nicht nach vorn, sondern in eine unbestimmte Ferne – als ob auch sie, inmitten dieses modernen Verkehrs, in der Ewigkeit verweilen würden. An einer Tankstelle sehe ich einen jungen Tankwart, vielleicht 15 Jahre, der seine Geldscheine zählt. Er schaut kurz auf und unsere Blicke kreuzen sich. Ich frage mich, ob er sich wohl nach einer anderen Welt sehnt? Der Anblick eines Eselgespanns, das mit einem hölzernen Wagen durch die staubige Straße zieht, wirkt wie ein Relikt aus vergangener Zeit. Der Esel, der mit stoischer Ruhe die Last trägt und sein Herr, der ihn führt, scheinen nicht nur die Straße, sondern auch die Geschichte selbst zu begehen. Ich sehe ihn an und frage mich, was er sich vom Leben erwartet, welche Gedanken er beim Aufwachen hat und was ihm Hoffnung gibt. Die Autofahrt wird zum Erlebnis. Innerlich klicke ich mit jedem Wimpernschlag ein neues Fotomotiv. Am Straßenrand sitzt ein alter Mann auf einer Betonmauer. Seine Augen sind ruhig, sie strahlen eine tiefe Weisheit aus, die von den Jahren erzählt, die er bereits erlebt hat. Er beobachtet uns. Nicht mit Neugier, sondern mit einer Stille, die so viel mehr zu sagen hat als Worte. Eine Frau, komplett verhüllt, verdient sich an einer Raststätte in praller Hitze ein paar Münzen, in dem sie ihren Esel und eine Ziege als Fotomotiv präsentiert. Fotos: Stefanie Herker
29 espresso
espresso 14 Ich sehe einen Jungen mit einem viel zu großen Drahtesel - kein ultraleichtes woom-bike wie das meiner Kinder. Doch es beschert ihm ein Gefühl von Freiheit. Nach weiteren Stunden erreichen wir Luxor, die wahre Wiege der ägyptischen Zivilisation. Luxor war einst die Hauptstadt des Neuen Reiches und ist heute ein lebendiges Freilichtmuseum, das den Atem der alten Welt in jedem Stein bewahrt. Der erste Stopp führt uns zu den gigantischen Memnonkolossen, die einen beliebten Treffpunkt für Tauben darstellen. Besonders beeindruckt hat mich der Tempel von Karnak, der größte Tempelkomplex des antiken Ägyptens. Er gehört definitiv zu den faszinierendsten Relikten der Welt. Der Tempel, der sich über 100 Hektar erstreckt, beherbergt mehr als 30 Tempel, darunter der gewaltige Pylon von Karnak, dessen monumentale Eingangshalle den Menschen des Neuen Reiches den Übergang von der Welt der Sterblichen in die Welt der Götter signalisierte. Es gibt ja die Theorie, die besagt, dass die alten Ägypter nicht nur von ihrer eigenen Erde inspiriert wurden, sondern dass sie Kontakt mit Wesen aus dem All hatten – eine Theorie, die als alte Astronauten-Theorie bekannt ist. Die präzise Ausrichtung der Pyramiden und die Architektur der Tempel von Karnak geben Hinweise darauf, dass die Ägypter ein Wissen besaßen, das weit über das hinausgeht, was wir uns heute erklären können. Beim Anblick der riesigen Obelisken scheint mir diese Theorie gar nicht mehr so abwegig. In der Mythologie der Ägypter war der Gott Thot, der Gott des Wissens und der Weisheit, auch der Gott der Mondzyklen und der Sterne. Vielleicht war es ja Thot, der den Pharaonen das Wissen über die Bewegungen des Himmels und das Geheimnis der Unsterblichkeit vermittelte? Die riesigen Säulen, die den Himmel zu berühren scheinen, erinnern mich aber nicht nur an Göttliches oder Außerirdisches. Ich denke auch an das Wachstumsstreben der Menschheit. Immer weiter, immer höher, immer gigantischer. War es auch damals schon so, dass die Menschen größenwahnsinnig waren? Es scheint so. Umso bescheidener wirkt das Leben der Menschen, die ich während meiner kurzen, aber intensiven Reise beobachte. Während Touristen (inklusive mir) hinter Resorts an verschwenderischen Buffets schlemmen, verkauft ein von Sonne und Arbeit gezeichneter Mann Tag für Tag ein paar Wassermelonen am Straßenrand. Unser Reiseführer Hassan informiert uns über die moderne religiöse Landschaft Ägyptens, die stark vom Islam geprägt ist. Über 90 % der Bevölkerung sind Muslime, und der Islam beeinflusst sowohl das tägliche Leben als auch die Kultur des Landes. Besonders prägend ist der sunnitische Islam, der die religiösen Praktiken und den sozialen Rhythmus des Landes bestimmt. In vielen Dörfern und Städten sieht man das tägliche Leben von der fünfmaligen Gebetszeit durchdrungen. Moscheen sind wichtige Treffpunkte für die Gemeinschaft. Der Glaube an Allah und die Erlösung im Jenseits ist ein zentrales Thema im Leben der Ägypter. Trotz des islamischen Einflusses gibt es in Ägypten auch eine kleine christliche Minderheit, die koptischen Christen, deren Traditionen und Kirchen eine lange Geschichte in diesem Land haben. Umso mehr Menschen und Religionen ich kennenlerne, umso gewisser bin ich mir, dass ich nichts weiß und jetzt erst einmal eine Mahlzeit brauche. Nach einem Mittagessen über den Dächern der Stadt entscheide ich mich gegen eine Nilfahrt, da ich leicht seekrank werde. Ich freue mich auf das Tal der Könige. Ich habe im Vorfeld darüber eine Doku gesehen, die vielversprechend war. Und ja, der steinige, karge Weg dort hin macht bereits neugierig. Immer wieder begegnen uns Touristenbusse. Da ist nicht nur Stille. Die Idee hatten mehrere. Mehrere Tausende täglich. Das Tal liegt eingebettet in eine dramatische Kulisse aus schroffen Felsen und grellem Licht, etwa fünf Kilometer westlich von Luxor. Was auf den ersten Blick unspektakulär wirkt, ist eines der geheimnisvollsten Kapitel der Menschheitsgeschichte. Über 60 Gräber wurden hier entdeckt – jedes Fotos: Stefanie Herker
15 espresso einzelne für einen König, einen Würdenträger oder einen hochrangigen Beamten des Neuen Reichs, das Ägypten vor über 3.000 Jahren in seine Blüte führte. Ich folge dem Pfad durch das Tal, vorbei an Grabzugängen mit nüchternen Nummern: KV1, KV9, KV14 – wie Ordnungssysteme in einer Bibliothek des Jenseits. Doch dann: das Grab KV62, das 1922 Howard Carter weltberühmt machte. Ich betrete den Gang zur Grabkammer. Die Temperatur fällt, der Puls steigt. Die Wände, bedeckt mit Hieroglyphen, erzählen von einem jungen Herrscher auf seiner Reise ins Totenreich. Und dort – fast unscheinbar – liegt er: die Mumie Tutanchamuns. Der Körper ist schmal, zerbrechlich. Und doch lastet auf ihm eine ganze Welt von Geschichten. Der Kindkönig Tutanchamun wurde Pharao, als er gerade mal neun Jahre alt war. Und obwohl er so jung war, hatte er bereits eine Ehefrau: Anchesenamun. Tutanchamun regierte Ägypten neun Jahre lang. Eine Art religiöse "Wiedergutmachung" war wohl eine seiner spektakulärsten Momente als König. Denn der Pharao Echnaton, einer seiner Vorgänger, hatte weitreichende religiöse Veränderungen vorgenommen: Er erklärte den Sonnengott Aton zum alleinigen Gott und legte dem ägyptischen Volk das Verbot aller anderen Götter auf. Tutanchamun machte dies rückgängig und vergrößerte die Tempel und Heiligtümer sogar. Mit nur 18 Jahren starb der junge Herrscher und weil das für ihn vorgesehene Grab noch nicht fertig war, wurde er in einem alternativen kleinen Grab bestattet - vollgestopft mit kostbaren Objekten. Die alten Ägypter wurden vor allem durch ihren Glauben an das Jenseits zum Bau und zur kunstvollen Gestaltung der Gräber motiviert. Das Grab war nicht nur eine Ruhestätte, sondern eine Art "Haus für die Ewigkeit". Es sollte der Seele alles bieten, was sie im Jenseits brauchen würde: Nahrung, Kleidung, Möbel, Schmuck. Und sogar Diener. In Miniaturform. Die Ausstattung folgte strengen religiösen Regeln. Bestimmte Farben, Götterdarstellungen und Zaubersprüche galten als unerlässlich für den Schutz des Verstorbenen. Mit neuem Wissen und spektakulären Eindrücken verabschiede ich mich vom Tal der Könige. Es bleiben viele Fragen offen: Wie konnte das Grab des Tutanchamuns nahezu unberührt bleiben, während viele andere geplündert wurden? Wo ist das Grab der Königin Nofretete? Viele Ägyptologen glauben, sie würde auch im Tal der Könige liegen, vielleicht sogar unmittelbar hinter Tutanchamun, doch ihr Grab wurde noch nicht eindeutig gefunden. Mein Kopf raucht und trotz all dieser Mythen ist mein Tag in Ägypten in erster Linie nicht geprägt von Gräbern und Tempeln. Vielmehr haben mich die Menschen und ihr authentisches Leben in den Bann gezogen. Ich verstehe jetzt eines: Der Weg war das Ziel. Und vielleicht ist das auch die Antwort auf die Frage unseres Daseins. Der Weg ist das Ziel. Das Grab Tutanchamuns Die Tempelanlagen von Karnak
TOHUWABOHU ES GEHT UM LEBEN UND TOD. DER EVANGELISCHE PFARRER GEORGE SPANOS ÜBER DIE VEREINBARKEIT VON GLAUBEN UND WISSENSCHAFT Fotos: Stefanie Herker
17 espresso VON STEFANIE HERKER Herr Pfarrer Spanos, wenn Sie an den Anfang von allem denken. Was kommt Ihnen da als erstes in den Sinn? Erst einmal dieses hebräische Wort in der Bibel, Tohuwabohu. Es war wüst und leer. Es bezeichnet ein heilloses Durcheinander und wird modernisiert mit „Chaos“ übersetzt. Irgendwann danach entstand Leben. Wie lässt sich die biblische Schöpfungsgeschichte und die wissenschaftliche Evolutionstheorie vereinbaren? Für mich sind das absolut keine Widersprüche. Also die Bibel leistet sich ja am Anfang schon den Luxus, zwei Schöpfungsberichte nebeneinander zu stellen, in zwei Kapiteln in der Bibel, die sich diametral widersprechen. Einmal gibt es diesen Schöpfungsbericht in sieben Tagen und dann kommt die Adam und Eva Geschichte. Es ging nicht wirklich darum, was mal am Anfang war, viel eher sollten wir fragen: Wer sind wir und wie stehen wir in Beziehungen zueinander und zu Gott? Im Religionsunterricht in allen Altersgruppen bleiben Menschen daran hängen, dies wörtlich zu nehmen, wo ich sage, es gibt so viele Dinge, die nimmst du nicht wortwörtlich. Hör einfach diese Geschichte und hör, was da dahintersteckt und was die Menschen bewegt hat. Und was bedeutet das für uns heute? Adam und Eva ist ein Mythos, bei dem es um Konflikte geht. Es geht um Verführungen, um Mann und Frau, und warum wir in einer gebrochenen Welt leben, warum eben das Paradies verloren gegangen ist, das wir uns alle erträumen. Und es geht um die Botschaft, dass wir Menschen zerstörerisch sind. Mythen sind wichtig für uns als Menschheit. Aber nicht im Sinne von das war mal so. Wenn ich darauf bestünde, müsste ich mich ja praktisch ständig gegen meinen Verstand und gegen mein Wissen stemmen. Das wäre schrecklich. Das macht uns Menschen ja aus, dass wir Verstand haben und dass wir bei allem Bösen, was wir tun, auch zum Guten fähig sind. Ob wir es denn mal hinkriegen, ist nochmal etwas anderes. Wissenschaftlich ist heute der Stand, dass es einen Urknall gab und es folgte die Evolution. Aber das sind Thesen, die im Augenblick gelten. Schauen wir mal, was die Naturwissenschaften uns in 30 Jahren erzählen. In den nächsten Jahren wird man immer wieder Neues entdecken und Dinge neu hinterfragen. In aller Unergründlichkeit. Worin könnten wir begründet sein? Ein Theologe hat mal den Schöpfer Gott als den Urgrund des Seins beschrieben. Jetzt werde ich etwas philosophisch-theologisch. Also, dass es bei allem, was es gibt, in allen Zufällen doch noch etwas Göttliches gibt. Das ist für mich eine ganz wichtige Botschaft. Glauben und denken gehören für mich ganz eng zusammen. Also ich gebe meinen Verstand nicht ab, weil ich glaube. Im Gegenteil. Was hat Sie eigentlich in jungen Jahren dazu bewegt, Theologie zu studieren und Pfarrer zu werden? Vielleicht, weil man als Pfarrer nur sonntags arbeiten muss? (grinst) Theologie zu studieren war damals, Ende der Achtziger, ziemlich beliebt. Eine Zeitlang wussten sie gar nicht, wohin mit uns, so viele waren wir. Als Pfarrer halte ich nicht nur Gottesdienste, ich halte Taufen, Konfirmationen, Trauungen und Trauerfeiern ab und muss mich dementsprechend auch immer vorbereiten. Es kommt schon vor, dass ich morgens eine Taufe habe, mittags eine Hochzeit und am Nachmittag eine Beerdigung. Das kostet natürlich viel Energie, denn man will für jeden Einzelnen präsent sein und die richtigen Worte finden. Zudem habe ich Verwaltungsaufgaben, bin Ansprechpartner für alle Menschen aus meiner Gemeinde, bin Seelsorger, begleite Menschen in Lebenskrisen und stehe Sterbenden zur Seite. Ich bin auf Dauerbereitschaft, trotzdem würde ich sagen, bin ich relativ frei. Was hilft Sterbenden Ihrer Meinung nach in den letzten Tagen oder Stunden am meisten? Wie begegnen Sie ihnen und wie nehmen Sie ihnen die Angst? Da sein. Vermitteln, dass die Person nicht allein ist. Die Hand halten. Berührungen helfen. Singen und Beten. Ich denke, da ist schon was dran, wenn man sagt, so wie jemand gelebt hat, so geht er auch. Es gibt ganz viele Menschen, die einfach sehr dankbar sind und auch loslassen können. Ich erinnere mich an die letzten Worte meiner Mutter, das war im Oktober 2023: "So, und jetzt ist es gut, lasst mich in Ruhe, ich habe euch alle lieb." Und es gibt natürlich auch Menschen, das habe ich gerade in der Altenpflege erlebt, die auch ganz schwer mit sich hadern, ihren Frieden zu finden. Da ist es nochmal wichtig, Beziehungen in dieser Welt in Ordnung zu kriegen. Da kann ich mich an eine alte Frau erinnern, die ich als Pfleger begleitet habe. Sie konnte nicht sterben. Wie sich herausstellte, hatte sie sieben Kinder, die untereinander fürchterlich zerstritten waren. Wir haben es dann geschafft, alle am ersten Weihnachtsfeiertag zusammen zu kriegen. Wir haben Kerzen angezündet und zwei Stunden später hat sie einfach still ausgeatmet. Das war gut. Beistand kann jeder leisten, dafür muss man kein Pfarrer sein. Das ist eine der christlichen Taten der Nächstenliebe. Was glauben Sie erwartet uns nach dem Tod? Womit gibt uns der christliche Glaube Zuversicht? "Jenseits der Zeit gibt es kein Leid an dem Ort, den wir Himmel nennen." Dieser Satz erklärt es ganz gut. Und mit Himmel meine ich nicht bildlich den Himmel über uns, sondern einen Ort der Ewigkeit, an dem wir von diesem Zeit-Kontinuum enthoben sind. Das ist ja gerade Gott. Von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Das sagen wir oft ge "ICH HATTE DEN GLAUBEN AN DIE MENSCHHEIT NIE. WIR SIND SÜNDER, DAS IST WAHR."
18 espresso nug. Im Englischen gibt es ja zwei Begriffe für Himmel: Heaven und Sky. Das verdeutlicht den Unterschied nochmal gut. Das Schöne am christlichen Glauben ist ja, dass es noch ein "Mehr" gibt, in dem wir gründen können und in das wir auch wieder zurückgehen können. Natürlich kann ich mich auch damit zufrieden geben und sagen, okay, "from the cradle to the grave". Also von der Wiege bis zur Bahre. Ich lebe, sterbe, werde beerdigt und das war's - wem's reicht?! Aber gerade der Gedanke mit der Auferstehung ist ja das, was den christlichen Glauben ausmacht, dass wir immer noch ein Mehr haben dürfen. Gott selbst ist für uns gestorben. Das ist schon eine sehr starke Botschaft, die den Tod relativiert. Haben Sie auch schon einmal ein kleines Wunder am Sterbebett erlebt? Ich wurde einmal zu einer alten Dame ins Klinikum in Ingolstadt gerufen. Ich habe ihr den letzten Segen gegeben und saß zwei Stunden bei ihr am Bett und wollte für sie beim Sterben da sein. Einen Tag später rief mich die Enkelin wieder an und sagte: "Die Oma will doch noch nicht gehen." Und dann saß sie wieder ganz fidel mit ihren 92 Jahren da. Ich hab sie dann, glaube ich, einige Monate später beerdigt. Waren die Menschen früher ängstlicher in Bezug auf Gott, etwa weil sie gläubiger waren und Mythen sinnbildlich nahmen? Natürlich habe ich auch erlebt, dass es Gottesvergiftungen gibt, diese Angst vor dem Jüngsten Gericht oder der Hölle. Das ist jetzt in der Generation kaum noch. Vor 20, 30 Jahren hatten die Leute wirklich Angst vor dem Sterben. Das hing teilweise auch mit deren Erlebnissen im Krieg zusammen. Wie stecken Sie diese Begegnungen, die nicht immer leicht sind, selber weg? Eine gewisse Resilienz braucht man in unserem Beruf. Aber das ist ja auch etwas, was andere Berufe genauso haben. Meine absolute Hochachtung gilt den Ärzten, Sanitätern und Notärzten. In einer Zeit voller Krisen und Umbrüche. Was gibt Ihnen heute Halt? Letztendlich gibt es mir Halt, dass ich immer wieder Menschen begegne, die sich dem Hass und den einfachen Antworten entgegenstellen. Das sind Menschen, da lebe ich natürlich in meiner kirchlichen "ES GIBT MIR HALT, DASS ICH IMMER WIEDER MENSCHEN BEGEGNE, DIE SICH DEM HASS UND DEN EINFACHEN ANTWORTEN ENTGEGENSTELLEN." Blase, die auch vom christlichen Glauben geprägt sind. Die Herausforderungen der folgenden Generation sind vielfach. Was bereitet Ihnen in unserer Gesellschaft aktuell am meisten Sorgen? Es geht uns wahrscheinlich besser als je einer Generation zuvor. Zumindest hierzulande. Und auf der anderen Seite gibt es immer mehr Menschen, die mit Depressionen zu kämpfen haben. Gleichzeitig erleben wir einen nie dagewesenen Hass auf Fremde und Zuwanderer. Auch hier in Pfaffenhofen haben wir schon aufgesprühte Hakenkreuze entfernen lassen. Natürlich macht mir die politische Entwicklung Sorgen. Die Diktatoren, das Wettrüsten. Es ist verrückt. Wie tolerant ist der christliche Glaube gegenüber anderen Religionen? Ich persönlich fühle mich in einem christlichen Glauben verwurzelt. Ich kann aber ganz viel anderes tolerieren und einiges akzeptieren. Doch wenn es um Hass geht, dann ist Ende der Fahnenstange an dem Masten. Wir haben hier in Pfaffenhofen auch eine große Gruppe an Muslimen, die ich selbstverständlich akzeptiere, genauso wie Menschen ohne Religionszugehörigkeit. In der Verfassung unserer Kirche ist George Spanos ist Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Pfaffenhofen. Foto: Stefanie Herker
19 espresso Berührung der Seele und Sinne Energiearbeit, Coaching, Meditation, Wellnessmassagen Entspannung für Körper, Geist und Seele Christine Huber Landrat-Lehmair-Straße 5, 85305 Jetzendorf Tel. 0176 77673360 www.seele-und-sinne.de In meiner Praxis geht es nicht nur um körperliche Entspannung, sondern auch um die Heilung auf einer tiefen seelischen Ebene. Ich arbeite mit einer Vielzahl von Methoden wie energetischer Heilarbeit, Quantenheilung, Coaching und Kinesiologie, um Ihnen zu helfen, Ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden und Blockaden zu lösen. festgeschrieben, dass wir im Judentum die Wurzeln unseres Glaubens sehen. Es ist so. Jesus war Jude. Und damit treten wir natürlich jedem Antisemitismus entgegen. Deshalb ist Glauben auch immer politisch. Empfinden Sie es als anmaßend, wenn etwa der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder die Kirche ermahnt, sich in Sachen Migrationspolitik herauszuhalten? Ja, sein Populismus stört mich. Einmal umarmt er Bäume und setzt sich für Bienen ein und im letzten Wahlkampf waren die Grünen sein Hauptfeind. Die Antworten sind von vielen gegeben worden und gerade der jetzt verstorbene Papst Franziskus sagt es auch: Glaube ist immer politisch. Ein Miteinander ohne Hetze und Ausländerfeindlichkeit sollte unser aller Ziel sein. Jeder Mensch ist gewollt. Das ist eine zentrale Botschaft, die impliziert, dass jeder Mensch gleich viel wert ist. Egal, welche Hautfarbe und egal, woher er kommt. Waren wir immer schon Sünder und lassen wir als Sünder irgendwann die Welt im Chaos zurück? Haben Sie noch Glauben an die Menschheit? Ich hatte den Glauben an die Menschheit nie. Wir sind Sünder, das ist wahr. Welche persönlichen Laster haben Sie? Ich rauche gerne eine und dass ich gerne was esse, sieht man mir auch an. Und manchmal, wenn ich an die Todsünden denke, dann ist die Trägheit das gefährlichste meiner Laster. Worin sehen Sie den Sinn des Lebens? Das klingt jetzt pathetisch: Der Sinn des Lebens ist es, mich zu bemühen, die Liebe zu leben. Das ist es, immer wieder Liebe zu erfahren und weiterzugeben. Das ist der christliche Auftrag und Sinn. Sie haben selbst vier Kinder. Was würden Sie sagen, können wir Erwachsenen vor allem von Kindern lernen? Dieses kindliche Staunen und die Begeisterung für alle Dinge, sind wunderbar. Sie träumen, haben eine große Phantasie und glauben an Dinge. Sie freuen sich über einen Schmetterling, über Blumen, nehmen vieles wahr, was wir für selbstverständlich halten, dabei ist alles ein großes Wunder. Haben Sie zu guter Letzt noch einen schönen Psalm parat? Einen Psalm, den ich sehr liebe, ist der 139er: "Wunderbar sind wir gemacht." Dass in unserem Körper Tag für Tag x Prozesse ablaufen, von denen wir gar nichts wissen oder mitbekommen, ist doch ein unheimliches Wunder. Unsere Selbstheilungskräfte sind beeindruckend. Wir nehmen es ja erst wahr, wenn etwas im Körper nicht mehr so funktioniert, wie es soll. Das Schätzen zu können, ist für mich eine innerlich ganz wichtige Haltung. Dazu zähle ich auch das Wunder der Natur. Wenn ich in den Bergen stehe und mir vorstelle, wie das alles entstanden ist, bin ich einfach überwältigt. Vielen Dank für die inspirierenden Worte, Herr Pfarrer Spanos! ÜBER GEORGE SPANOS George Spanos wurde 1965 als Sohn einer deutschen Mutter und eines amerikanischen Vaters in Michigan, U.S.A. geboren. Sein Großvater war griechischer Einwanderer, der sich den "american dream" vom sozialen Aufstieg mit einem griechischen Restaurant verwirklichen konnte. Noch in seinem ersten Lebensjahr zog die Familie Spanos nach Westberlin. In Wolfratshausen ist George Spanos zusammen mit seiner jüngeren Schwester, die mit Trisomie21 geboren wurde, aufgewachsen. Seine Konfirmationszeit beschreibt er als prägend für seinen späteren Werdegang als Theologiestudent und Pfarrer. In der Region 10 ist er gut verwurzelt. Nach Stationen in München, Ingolstadt und Neuburg an der Donau betreut er nun die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Pfaffenhofen. Spanos 2002 /Foto: privat
SIKH & THE CITY DER GEBORENE INDER DAMANJIT SINGH MÖCHTE MIT DEM VEREIN INDIAN NOMADS MENSCHEN BEI DER INTEGRATION IN INGOLSTADT ZUR SEITE STEHEN. Fotos: Stefanie Herker / folge @indian_nomads_ingolstadt für aktuelle Projekte
21 espresso DER JUNGE MIT DEM TURBAN VON STEFANIE HERKER In 20 verschiedenen Farben besitzt Damanjit Singh Dastars. Sikhs tragen den Dastar (Turban) mit Liebe und Demut, denn es dient dem Schutz des ungeschnittenen Haars (Kesh), welches für Sikhs ein Geschenk der Natur ist. "Mein Haar ist bereits hüftlang", erklärt der 28-Jährige. Auch wenn er nicht streng gläubig ist, dankbar für seine Religion ist Mister Singh schon. "Unsere Religion ist einfach schön, denn sie sagt, dass alle Menschen gleich sind." Ein kleiner Exkurs: Die im Punjab (Nordwestindien) gegründete Religionsgemeinschaft wird weltweit als Sikhismus bezeichnet und hat heute gut 25 Millionen Anhänger. In Indien bilden Sikhs mit rund zwei Prozent Bevölkerungsanteil die viertgrößte Religionsgemeinschaft nach dem Hinduismus ( 80 %), dem Islam (13,4 %) und dem Christentum (2,3 %). Einen männlichen Sikh erkennt man am Nachnamen Singh (Löwe), eine Sikh-Frau am Nachnamen Kaur (Prinzessin). Der Sikhismus baut auf drei Säulen auf: Naam Japna (meditieren), Kirat Karna (ehrlich seinen Lebensunterhalt verdienen) und Vand Chakna (teilen). Sikhs glauben an einen einzigen Gott, genannt Waheguru, der allerdings nicht personifiziert ist und sich nicht in einer Form manifestiert. "Wir glauben an eine übergeordnete Macht im Universum und an die Unzerstörbarkeit der Seele, an einen Kreislauf von Wiedergeburt, bis die Seele rein ist und mit Gott vereint werden kann. Es gibt zehntausende von Möglichkeiten wie man wiedergeboren werden kann. Eine davon ist Mensch." Damanjit lächelt. "Und der Tod ist etwas Unvermeidbares. Du sollst es akzeptieren. Es ist so, wie es ist, und du brauchst keine Angst haben", sagt er. Wie man als Sikh so in Ingolstadt lebt, möchte ich von ihm wissen. "Ich stehe früh auf, meditiere, mache Fitness, gehe zur Arbeit und esse am Abend mit meiner Frau. Aber ich bin ehrlich: Ich vermisse unsere Kultur." Seine Wegbegleiter sind Demut und Bescheidenheit. Er schätzt die Natur, streng vegetarisch lebt er aber nicht. Persönlicher Reichtum ist im Sikhismus übrigens keine Sünde und auch das Streben nach Ansehen wird bestärkt: „Ein Sikh sollte beispielgebend sein, man kann sich auf ihn verlassen und ihn stets um Rat fragen. Der Dastar soll zeigen: hier ist jemand, an den du dich unter 100.000 Menschen wenden kannst, wenn du Hilfe brauchst", erklärt Damanjit, der das Glück hatte, dass sein Vater selbst ein weitgereister und fleißiger Geschäftsmann war. "Meine Eltern wollten immer, dass mir und meiner Schwester alle Möglichkeiten offen stehen." Damanjit kam nach seinem Bachelor-Studium von Punjab nach Ingolstadt. An der Fachhochschule Ingolstadt hat er den Master in International Automotive Engineering absolviert. Ausländische Fachkräfte sind gefragt: Zunächst arbeitete er neben dem Studium an der THI, danach als Ingenieur bei EDAG, seit 2024 ist er bei Vaiva in Gaimersheim beschäftigt. An seine Anfangszeit in Ingolstadt erinnert er sich noch gut. "Eine besondere Hürde war die Sprache." Dass er jetzt so gut Deutsch spricht, verdankt er einem Doktoranden der THI, der ihn beim Deutschlernen sehr unterstützte. "In Indien haben junge Leute neben dem Studium meist keinen Job", lacht er. "Hier ist das anders. Die Sprache zu lernen ist daher der wichtigste Schlüssel zur Integration, um u.a. auch einen Studentenjob zu finden", stellt der Ingenieur fest. Jetzt möchte er etwas zurückgeben. Zusammen mit seinem Freund Himanshu Mahajan, der ein Hindu ist, hat er im November 2024 den Verein Indian Nomads gegründet. "Aktuell sind wir acht Leute, darunter auch meine Frau." Der Verein ist gerade im Aufbau. Er richtet sich nicht nur an Menschen aus Indien. "Uns ist es egal, welcher Religion oder Kultur jemand angehört. Wir verstehen uns als ehrenamtliche Helfer für Neu-Ingolstädter. Wir helfen beim Sprachelernen, bei Gesprächen mit der Ausländerbehörde, der Jobsuche und bei allen wichtigen Fragen rund um das Leben in Ingolstadt." Und der fröhliche Aspekt des gemeinschaftlichen Feierns soll auch nicht zu kurz kommen: "Wir haben Feierlichkeiten und Events wie ein buntes Holi-Festival vermisst und dachten uns, wenn nicht wir es in Ingolstadt etablieren, wer dann." Im April fand das Fest der Farben im Schutterhof statt. Und am 9. Mai wird im Nest in Ingolstadt mit Bollywood-Musik gefeiert. Das Ziel: Vorurteile abbauen, interkultureller Austausch, gemeinsam tanzen und feiern, voneinander das ein oder andere lernen, Spaß haben. So soll es sein. . "WIR MÜSSEN UNS WIEDER MEHR MIT DER NATUR VEREINIGEN" "EGOISMUS IST BEI UNS VERPÖHNT, ABER WER EHRLICHE ARBEIT VERRICHTET, DEM STEHT AUCH REICHTUM ZU"
22 DO Y U BELIEVE? Janina Dynowski von der Sternwarte Ingolstadt im Gespräch über Aliens, die Besiedlung fremder Planeten und die Bedeutung des Lebens im Angesicht eines unendlichen Universums. Illustration: Adobe Stock / Forde
2 Anzeige espresso VON SEBASTIAN BIRKL Frau Dynowski, glauben Sie an Aliens? (lacht) Ich glaube an Leben auf anderen Planeten. Mit Aliens verbindet man ja immer gleich ein bestimmtes Bild, also grüne Männchen aus der Science-Fiction-Welt - da bin ich jetzt vorsichtig. Aber dass es anderes Leben gibt, das glaube ich schon. Ein Zitat des Schriftstellers Arthur C. Clarke lautet: „Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder wir sind allein im Universum oder wir sind es nicht. Beide sind gleichermaßen erschreckend.“ Was fänden Sie erschreckender? Wenn wir alleine wären. Durch die vielen Exoplaneten, die wir bereits entdeckt haben und durch die Größe des Universums, wäre ich aber wirklich erstaunt, wenn wir die einzigen sein sollten. Was finden Sie am faszinierendsten am Universum? Die Unbegreiflichkeit. Diese wirklich unendliche Weite. Das ist etwas, das wir nur akzeptieren, aber nicht begreifen können. Würden Sie selbst gerne mal ins All reisen? Nein. Also nicht wie Katy Perry? (lacht) Ich denke, wir gehören hierher. Wenn ich sehe, was wir mit der Erde machen, habe ich die Befürchtung, dass wir das Gleiche auch auf anderen Himmelskörpern in unserem Sonnensystem tun. Das würde ich nicht für gut befinden. Mir ist es lieber, sie bleiben, wie sie sind: Unangetastet. Wissen Sie noch, wann Sie angefangen haben, sich für das Universum zu interessieren? Tatsächlich schon als Kind. Meine Eltern haben sich für Astronomie interessiert. Sie haben mir die Sternenbilder erklärt, aber tiefer eingestiegen sind wir nie. Parallel dazu habe ich mich auch sehr für Dinosaurier interessiert. Für mein Studium entschied ich mich für die Dinosaurier, also für die Paläontologie. Aber die Astronomie und die ganze Geschichte dahinter faszinierte mich schon immer. Als ich nach Ingolstadt kam, hatte ich die Gelegenheit, das aufzugreifen und über den Verein tiefer einzusteigen. Mir ist es lieber, sie bleiben, wie sie sind: Unange- tastet. linke Seite: Janina Dynowski blickt aus der Sternwarte Ingolstadt gen Himmel Foto: Sebastian Birkl Janina Dynowski ist die 1. Vorsitzende der Sternwarte Ingolstadt AAI - e.V. Sie studierte Geowissenschaften in Tübingen, für ihre Doktorarbeit untersuchte sie lebende und fossile Seelilien. Im Anschluss arbeitete sie am Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart. Seit knapp sechs Jahren ist Dynowski als IT System Engineer in Ingolstadt tätig. In ihrer Freizeit begeistert sie sich für Astrofotografie, schoss u.a. dieses spektakuläre Foto der Sonne.
24 espresso Je mehr Antworten wir finden, desto mehr Fragen tun sich auf Samantha Harvey Umlaufbahnen 224 Seiten ISBN: 978-3-423-28423-3 EUR 22,00 Sechs Astronauten schweben in einer Raumstation durchs All. Den Planeten Erde umkreisen sie in 90 Minuten, sechzehnmal in 24 Stunden. Die zwei Frauen und vier Männer aus ganz unterschiedlichen Nationen arbeiten, essen und schlafen auf engstem Raum – und doch ist alles losgelöst vom Alltag, Schwerkraft und Zeitempfinden sind außer Kraft gesetzt. Was passiert, wenn man seine Heimat nur aus weiter Ferne durch ein kleines Fenster sieht? Wie verändern sich Denken und Fühlen? In dem Zeitraum von nur einem Tag, während die Sonne sechzehnmal auf- und untergeht, betrachtet dieser ungewöhnliche, kraftvoll poetische Roman die großen und kleinen Fragen der Menschheit und bringt uns der Schönheit des Universums ganz nahe. »Ich wusste nicht, wie sehr mir dieses Buch gefehlt hat, bis ich es gelesen habe. Dieser Roman lässt die schönsten Tränen fließen.« - Ruth-Maria Thomas. Ausgezeichnet u.a. mit dem Booker Prize 2024. Bucht i pp Angesichts der Unendlichkeit des Universums: Macht das das mensch- liche Leben bedeutungsloser - oder wertvoller? Das ist wirklich nicht einfach zu beantworten. Wenn ich in den Sternenhimmel gucke, dabei meine Probleme bei mir habe, und dann in diese Weite schaue, wird für mich das Leben in diesem Moment unbedeutender. Aber ich möchte das Leben gleichzeitig nicht abwerten durch die Größe und Weite des Universums. Deswegen hadere ich ein wenig mit dieser Frage und kann gar nicht in die ein oder andere Richtung gehen. Das Satellitennetzwerk Starlink von Elon Musk ist als ziemlich markante Lichterkette am Nachthimmel auszumachen. Ist das etwas, was Sie beim Blick in den Nachthimmel stört? Hätten Sie ihn lieber unberührt, ohne technische Eingriffe. Ja, ohne technische Eingriffe, die derart prominent sichtbar sind und unsere Wahrnehmung und die Fotografie stören. Der Himmel ist voll mit Satelliten. Jeder fängt irgendwann an, sie zu sehen. Erst dann wird einem klar, wie viele das überhaupt sind. Dadurch, dass sie reflektieren, finde ich das schon ein bisschen schade. Ich bin ganz sicher nicht gegen Technik und ich bin froh, dass wir GPS haben und alles, was mit den Satelliten zusammenhängt, aber gerade dieses Prominente und Helle am Himmel finde ich schon störend. Ich persönlich könnte stundenlang in den Nachthimmel blicken, würde mir nicht irgendwann der Nacken schmerzen. Können Sie noch „unbedarft“ in den Sternenhimmel schauen oder erkennen Sie überall etwas? Ich schaue tatsächlich relativ unbedarft in den Sternenhimmel, wenn ich für mich hineinschaue. Bei Führungen ist es natürlich etwas anderes. Ich mache mir auch erstmal nicht bewusst, welche Die Sternwarte Ingolstadt kennenlernen Üblicherweise am zweiten Freitag im Monat gibt es eine Erwachsenenführung, für die keine Anmeldung notwendig ist. An weiteren Freitagsterminen gibt es Führungen für Kinder (6 bis 14 Jahre) mit erwachsener Begleitperson, für die eine Anmeldung notwendig ist. Anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums der Sternwarte gibt es in Zusammenarbeit mit der VHS eine Vortragsreihe (nächster Termin: 03. Juni, 19.30 Uhr). Weitere interessante Termine: Sonnenbeobachtung beim Sommerfest des Freundeskreises Piuspark (21.6., 16 Uhr), Öffentliche Sonnenbeobachtung im Astronomiepark Ingolstadt (13.7., 14 Uhr), Nacht der Sternschnuppen im Astronomiepark (9.8., 21 Uhr). Alle Termine: sternwarte-ingolstadt.de Die Sternwarte Ingolstadt (Foto oben) befindet sich auf dem Dach des Apian-Gymnasiums Foto: Janina Dynowski
25 espresso Lerne den Golfsport für dich kennen! Ob Schnupperkurs oder gleich die Platzreife. Wir freuen uns auf dich! Jahreszeit wir haben und welche Sternenbilder ich gerade sehe, sondern versuche langsam reinzufinden. Irgendwann kommt natürlich der Punkt, an dem ich etwas Bekanntes entdecke - aber es ist jedes Mal wieder faszinierend. Es ist nicht so, dass ich den Jupiter schon 50 Mal gesehen hätte und ihn daher nicht mehr toll fände. Er ist eine ganze zeitlang im Jahr weg. Wenn ich ihn dann das erste mal wieder im Teleskop sehe, bin ich trotzdem wieder sprachlos. Glauben Sie, dass die Besiedlung des Mars realistisch ist? Ich denke schon, dass wir das als Menschheit schaffen könnten. Vor allem, wenn ich zurückblicke, was wir schon alles geschafft haben, wovon man nie gedacht hätte, dass es möglich ist. Es hängt aber stark davon ab, wie sich die nächste Zeit entwickelt – also die Weltsituation und natürlich die Forschung. Kann die Wissenschaft je alle Geheimnisse des Universums entschlüsseln? Nein. Ich komme ja selbst aus der Wissenschaft. Ich war am Naturkundemuseum, habe dort promoviert und war acht Jahre lang in der Forschung. Meine Erfahrungswelt ist: Je mehr man fragt, je mehr Antworten man findet, desto mehr Fragen tun sich auf. Ich glaube, dass wir nie aufhören werden zu fragen und dass die Menschheit wahrscheinlich gar nicht lange genug existieren würde, um tatsächlich bis ans Ende zu kommen. Selbst dann gibt es wahrscheinlich wieder andere Dinge, von denen wir wahrscheinlich noch gar nicht träumen können. Ich glaube, dass die Menschheit wahrscheinlich gar nicht lange genug existieren würde, um tatsächlich bis ans Ende zu kommen espresso war natürlich selbst auf der Sternwarte. Was wir u.a. gelernt haben: Wie man den Nordstern anhand des Großen Wagens bestimmt, dass sich auch die Sonne um sich selbst dreht und wie man im April den Mars am Nachthimmel findet. Außerdem haben wir zum ersten Mal die vier größten Monde des Jupiters über das Teleskop erspähen können - nur 415 Jahre nach Galileo.
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