espresso

Ausgabejahr 25 | 07 - 2025 Kostenlos zum Mitnehmen

Schanzer Sommergarten Samstag 02.08.25 Freitag 01.08.25 Gärtnerei Trögl | Brodmühlweg 1 | 85049 Ingolstadt Auf dem Gelände der Gärtnerei stehen keine Parkplätze zur Verfügung, deshalb bitten wir auf die umliegenden öffentlichen Parkplätze auszuweichen. • 2unplugged „Live-Acoustic-Sound“ • Musikalischer Ausklang • The Booze Bros Samstag 09.08.25 • Chris Boettcher „Freudenspender“ Das Sommer-Event in Ingolstadt in der Freitag 08.08.25 Für das leibliche Wohl sorgt der Foodtruck „Delight by Bernhard Neumann“ Kartenvorverkauf Eventim • Musikalischer Ausklang • Constanze Lindner „Lindners Lebenslust“ • After Hour Party mit DJ Ghandi • After Hour Party mit DJ Ghandi Einlass: 19:00 Uhr Beginn: 20:00 Uhr oder direkt in der Gärtnerei Sommergarten Samstag 02.08.25 Freitag 01.08.25 Gärtnerei Trögl | Brodmühlweg 1 | 85049 Ingolstadt Auf dem Gelände der Gärtnerei stehen keine Parkplätze zur Verfügung, deshalb bitten wir auf die umliegenden öffentlichen Parkplätze auszuweichen. • 2unplugged „Live-Acoustic-Sound“ • Musikalischer Ausklang • The Booze Bros Samstag 09.08.25 • Chris Boettcher „Freudenspender“ Das Sommer-Event in Ingolstadt in der Freitag 08.08.25 Für das leibliche Wohl sorgt der Foodtruck „Delight by Bernhard Neumann“ Kartenvorverkauf Eventim • Musikalischer Ausklang • Constanze Lindner „Lindners Lebenslust“ • After Hour Party mit DJ Ghandi • After Hour Party mit DJ Ghandi Einlass: 19:00 Uhr Beginn: 20:00 Uhr oder direkt in der Gärtnerei

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Ab 26. JUNI 2025 erwartet dich der volle Genuss mit Show Backbereich Lieblingsbäcker Griaß di EICHSTÄTT Frühstück Pizza Pasta Eis Salat u. v. m. WEISSENBURGER STRASSE 14 Sonntags wie ein Kaiser frühstücken, in der Mittagspause knusprige Pizza, Pasta oder doch Salat? Nachmittags ein hausgemachtes Eis und abends eine deftige Brotzeit.

7 Foto: Sarah Baumgartner Liebe Leserinnen und Leser, unser Redakteur Sebastian Birkl hat sich redaktionell für diesen Monat eine "grüne Naturausgabe" gewünscht. Wir haben uns also auf die Suche nach Naturverbundenen aus der Region gemacht. Leider können wir nicht alle vorstellen, die uns dabei in den Sinn kamen. Aber wir haben einige tolle Menschen im letzten Monat - draußen, in ihrer natürlichen Umgebung - getroffen und berichten auf den folgenden Seiten über ihren Beruf, ihr Projekt, ihre Idee. In dieser Ausgabe geht es somit in erster Linie um Menschen, die in Einklang mit der Natur arbeiten. Nur allzu gern würde ich die Verbindung einer Redakteurin mit der Natur herstellen. Ich habe überlegt. Wenn man so will, ist die Redakteurin so etwas wie eine fleischfressende Pflanze. Ein bisschen Vampir, weil sie Blut leckt an interressanten Themen und Menschen. Sie saugt sie aus, schneidet sich manchmal eine Scheibe ab. Sie ist nachtaktiv, wenn alle schlafen, wird sie kreativ. Wie eine Pflanze wächst sie an jedem Artikel. Sie gibt den Menschen etwas zurück - Eine Sicht auf sie, bestenfalls authentisch. Wie eine Blume macht sie die Menschen gerne glücklich. Sie sitzt bei schönem Wetter zwar oft am Tisch, vor dem Laptop, dafür aber auf ihrer Terrasse und tankt Sonnenlicht. In einer Halle ohne Tageslicht würde sie eingehen. Apropos fleischfressende Pflanze. Weil der Gegenpol zur Natur in dieser Ausgabe auch nicht fehlen darf, haben wir den "fleischfressenden" Bayerischen Ministerpräsidenten im Interview. Natürlich! Viel Vergnügen mit unserer Naturausgabe wünscht das Team von espresso. Ihre Stefanie Herker, Chefredakteurin SABINE KACZYNSKI FIORELLA FERRARA MEDIENBERATERIN MOBIL: 0176/64028713 fiorella.ferrara@espresso-mediengruppe.de EVELIN RAFFALT MEDIENBERATERIN 0841/ 9812401 - 40 / MOBIL: 0172/8533599 raffalt@espresso-mediengruppe.in SEBASTIAN BIRKL SONJA MELZER marketing teamespresso editorial Look von Retzlaff Moden Ingolstädter Straße 27 & 29, Pfaffenhofen Tel. 08441 84887 Mail: retzlaff.moden@online.de Instagram @retzlaff_moden Stefanie Herker

8 espresso EIN KOMMENTAR VON STEFANIE HERKER Die Natur ist gut zu uns. Sie schenkt uns Sonnenschein. Wir aber legen Feinstaub darüber. Die Vögel zwitschern. Wir hören sie nur nicht immer, weil hunderttausend Sachen in unserem Kopf herumschwirren. Die Blumen duften und blühen. Wir aber starren auf atemberaubende Laptophintergründe. Und wir könnten auf Bäume klettern, wenn wir nicht gerade in einer Excel-Tabelle festhingen. Foto: Stefanie Herker Es könnte alles so schön sein. Aber Friedrich Merz hat gesagt, wir sollen mehr arbeiten. Zuerst nennt Carsten Linnemann in einer Talkshow "die Rentner", als unschlagbare Lösung zur Erhöhung des Bruttoinlandsprodukts, dann fällt jemand anderem noch etwas viel besseres ein. Na klar, wer bietet sich besser an als diese faulen Wesen mit ihren Teilzeitjobs und dem Hang zum Waldbaden. Was erlauben sie sich eigentlich, ihren Kindern beim Wachsen zuzusehen, anstatt die Wirtschaft weiter wachsen zu lassen: die Mütter. Doch was wäre, wenn wir stattdessen auf inneres Wachstum setzen würden? Auf Reife, auf Verbundenheit, auf ein neues Bewusstsein für das, was wirklich zählt? Die Natur. In der Natur ist Vielfalt übrigens kein Luxus, sondern eine Überlebensstrategie. Warum also begegnen wir menschlicher Diversität so oft mit Ablehnung, statt mit Wertschätzung? Während „grün“ und „woke“ in manchen Köpfen zur ideologischen Bedrohung wurde, verliert der Naturschutz an Rückhalt – denn die Wirtschaft muss boomen. Um jeden Preis. Doch wer nur auf Wachstum nach außen setzt, verkümmert von innen. Was wird aus uns, wenn wir uns immer mehr von der Nawachstums stark

9 espresso tur entfremden? Irgendwie ironisch: Vor 50 Jahren mussten Frauen noch dafür kämpfen, arbeiten gehen zu dürfen, jetzt sollen sie es erst recht - aber bloß nicht in Führungspositionen. Natürlich ist alles freiwillig, aber wer nun mal in einem lebenswerten Land leben will, der muss dem Staat eben auch vernünftig Steuern zahlen, damit die Rechnung aufgeht. Wir dürfen eines in dieser Debatte nicht vergessen: Wir leben hier in einer überdurchschnittlich wohlhabenden Region. Unsere Straßen sind nicht brüchig, die Brücken nicht einsturzgefährdet. Grünflächen, Waldspielplätze und Freizeitmöglichkeiten sind da. Die Kita-Platzvergabe ist größtenteils in Balance. Da sieht es in anderen Bundesländern ganz anders aus. Trotzdem verliert sich die Motivation an Friedrich Merz´ Appell (für das große Ganze und nicht für einen persönlich) mehr zu arbeiten, wenn man an die verschwenderischen Höhepunkte der letzten Jahrzehnte denkt: Andi Scheuer hat hunderte von Millionen versenkt für eine Maut, die nie kam. Jens Spahn bestellte Masken zu Fantasiepreisen in Milliardenhöhe und bewies, dass man auch ohne gesunden Menschenverstand Gesundheitsminister werden kann. Und jetzt ein kurzer Schwenk zu Karl-Theodor zu Guttenberg. Vor etwa 15 Jahren hat man ihn aus der Politik gejagt, wegen Plagiaten in seiner Doktorarbeit. Wegen Plagiaten - ist das nicht Kindergarten im Vergleich zum Schaden, den Spahn verursachte, dessen Akte noch dazu von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner zurückgehalten wird. Plagiate hingegen produziert jetzt auch die KI, indem sie unser Wissen sammelt und ausgibt - und die finden wir jetzt gut. Doch es kommt noch schlimmer: Wir finanzieren Waffenlieferungen für immer mehr Leid und Tod. Und (auch) dafür sollen wir jetzt mehr arbeiten und unsere Söhne vielleicht sogar irgendwann in den Krieg schicken. Ich weiß, wir leben in einer grausamen Welt, in einer Leistungsgesellschaft, nicht auf einem Ponyhof. Und die misst sich nicht daran, wie viele Tränen du deinem Kind aus dem Gesicht küsst, sondern wie viele Überstunden du akzeptierst. Rücksichtslosigkeit profitiert. Liebevolle Fürsorge ist schön und gut – aber was bringt sie dem BIP? Wir stecken im Kapitalismus, der schlimmer ist als jeder Treibsand. Die Natur, aus der wir einst kamen, ist in uns verblasst, scheint nur noch Beiwerk. Dabei ist sie alles. Kurzzeitig hatte man das Gefühl, wir könnten das ganze Klimading noch irgendwie rumreißen, oder? Aber irgendjemand hat die Menschheitsgeschichte plötzlich auf Satireformat umprogrammiert: Trump, Musk, Weidel, Söder, Merz. Keiner hat Lust auf Klimaschutz und grüne Ideen. Merz ist nun mal mehr Stromberg als Jane Goodall - auch wenn vieles affig wirkt. Und Söder schießt immer wieder aufs Neue nicht nur meinen inneren Vogel ab. Jezt möchte er München zur Deutschen Gaming-Hauptstadt machen. "Der Deutsche Computerspielpreis wird im nächsten Jahr in München verliehen! Wir bauen Bayern zum Games-Standort Nummer 1 in Deutschland aus", schreibt er Mitte Juni auf seinem Instagramkanal und dankt damit Bundesministerin Dorothee Bär für diese Entscheidung. Während die Menschen immer verrückter werden und Amokläufe schon irgendwie dazugehören, wird also nun das Ballern am Computer prämiert, Computer-Spieler werden zu Helden im Speckmantel. Computer und Fast-Food - eine unschlagbare Kombi. Lukrativ und lecker. Denn wenn es nach unseren Spitzenpolitikern geht, scheinen wir uns auch kulinarisch besser an der Fast-Food-Industrie zu orientieren als an regionaler Bio-Landwirtschaft. Immer weiter weg von der Natur. Solange das Marketing stimmt, fällt's niemandem auf. Markus Söder outet sich regelmäßig als bekennender McDonald’s-Fan und auch auf Friedrich Merz´ Instagramkanal liefen schon McDonalds-Werbeshows mit ihm und dem Goldenen M auf grüner Pappschachtel in der Hauptrolle. Ach, ein bisschen Pommes-Patriotismus zwischen Privatjet und Sommerinterview ist doch nicht wild, mögen manche meinen. Aber es steckt mehr dahinter. Denn während im Hintergrund über die Möglichkeiten von Bio-Landwirtschaft diskutiert wird, vegetieren arme Schweine weiterhin in Ställen dahin. Während Kälber nach ihren Müttern schreien, mäht McDonald’s schon die Wiese. Die Fast-Food-Kette trat als Sponsor beim CDU‑Parteitag auf, förderte den Bau einer Geschäftsstelle der Mittelstands‑ und Wirtschaftsvereinigung und drückte sich so in die finanzpolitische Landschaft. Das alles erinnert schon sehr an die Mövenpick-Affäre der FDP 2010. Ohne die großen Steuerzahler läuft der Laden eben nicht. Aber muss die Politik deswegen nach deren Pfeife tanzen - Bis(s) zum Weltuntergang? Foodwatch rechnet vor: Allein McDonald’s profitiert durch die permanente Gastronomie‑Steuersenkung um geschätzte 140 Mio € pro Jahr – die gesamte Fast‑Food‑Branche um etwa 500 Mio € jährlich. Steuerersparnisse von Millionen - oder sogar Milliardenhöhe – welche regionale Biolandwirtschaft kann da noch mithalten? Und dann war Söder auch noch gegen die Verpackungssteuer. Warum nur? Fakt ist: Eine Verpackungssteuer, die sowohl Ressourcen schont, als auch das Müllproblem entschärft, würde niemandem ernsthaft wehtun – außer vielleicht der Fast-Food-Industrie. Und da scheint McDonald's einer der stärksten Kämpfer, wenn es gegen den grünen Steuerwiderstand geht. Das wiederum passt Söder natürlich eh ganz gut in sein persönliches Anti-Grün-Selbstvermarktungskonzept, das er mit Überzeugung fährt. Die Natur ist gut zu uns. Sie ist großzügig, poetisch und erschreckend geduldig. Sie will nicht, dass wir die Wirtschaft stärken, sie ausbeuten, immer mehr konsumieren. Nicht so. Sie will eigentlich nur, dass wir ihre Luft nicht verschmutzen, keinen Müll in die Ozeane werfen, keinen Atommüll vergraben, im Einklang mit ihr leben. Aber genau das schaffen wir als Gesellschaft nicht. Ein kleiner Trost: Es gibt sie noch: Menschen, die zuhören - die die Einladung der Natur annehmen, ohne sie zu übergehen oder zu überplanen. Die in einem anderen Takt leben und uns zeigen, dass es möglich ist, mit und nicht gegen die Welt da draußen zu arbeiten. In diesem Magazin stellen wir Ihnen ein paar davon vor: Lisa, die singende Imkerin aus Dörndorf, die lieber den Bienen ein Ständchen singt, als Business-Pläne zu schreiben. Florian Schlagbauer, Förster aus Kösching, der jeden Baum kennt wie andere Menschen ihre Lieblings-Apps. Biolandwirt Lukas aus Wettstetten, der mit der Erde spricht, statt sie auszubeuten. Trüffelbauer Andreas Neumayer aus Menning, der Geduld mit der Natur hat, anstatt sie zu überfordern. Und die Eisbäuerin Bernadette Kollat, die Eisgenuss ohne Reue produziert und sich dabei nicht abhängig von McDonald's macht. Sie machen es richtig. Oder zumindest: richtiger. Vielleicht, weil sie begriffen haben, dass das Leben mehr ist als das BIP. Und sie haben es verstanden, dass man die Natur nicht retten kann, wenn man sie nur als Ressource begreift. Es könnte alles so schön sein. Und bei manchen ist es das auch schon.

10 espresso d i sp l a ced IM ANGESICHT DER SCHLÄUE Kaum ein Fotograf aus der Region schafft es, unsere Tierwelt so imposant einzufangen wie Matthias Schwark. Fast alle seine Tierfotos sind rund um Neuburg entstanden. IG @schwark_matthias V O N A N G E S I C H T Z U A N G E S I C H T Der direkte Blick der Tiere macht seine Fotos so ausdrucksstark. Wie schafft er das? "Viele Tiere haben viel schärfere Sinne als wir. Dieser Fuchs ist mir auf einem Weg entgegengekommen - aber der Wind stand gut. Er hat mich erst nicht erkannt, weshalb er hier etwas neugierig schaut. Wenn ein Reh einen direkt ansieht, liegt das eher daran, dass es einen hören oder riechen will", erklärt er. Am Ende bleibt: "Im richtigen Moment abdrücken." Eine Fotostrecke aus der Natur mit Bildern von Matthias Schwark, Angelina Schuh und Sebastian Birkl

2 espresso IM ANGESICHT DER STILLE Oft laufen die Tiere Mat- thias auf seinen Streifzügen zufällig über den Weg. In der Natur versucht er, so leise wie möglich zu sein. "Rehe bleiben immer erstmal stehen, bevor sie die Flucht ergreifen. Dabei schauen sie einen ganz erstarrt an." Das Schönste sei, wenn das Tier nach so einem Moment wieder ruhig seinem Tun nachgehe, so der Tierfotograf.

espresso 12 IM ANGESICHT DES SCHRECKENS Eigentlich sieht sie doch ganz süß aus, diese Wollige Mauerspringspinne, oder nicht? Trotzdem: Zum Glück sind sie winzig klein. Stellen Sie sich diese Spinne mal in der Größe eines Hundes vor. Foto: Matthias Schwark IM ANGESICHT DER ANPASSUNGS FÄHIGKEIT Enten gibt es in allen Formen und Farben. Diese Reiherente ist ganz in Schwarz gehüllt. A L L E Y E S O N Y O U Fotobuch "Wildnis um Neuburg" erhältlich auf www.matthiasschwark.de

Anzeige espresso 2 espresso IM ANGESICHT DES TODES Diesen toxischen Waldbewohner bekam Hobby-Fotografin Angelina Schuh an einem trüben und trostlosen Herbsttag in Oberlauterbach zu Gesicht. "Es war Coronazeit. Um die Gedanken frei zu bekommen, machte ich einen Waldspaziergang. Frische Luft, Vogelgezwitscher, Geruch von frischem Moos - das tat gut. Und dann ganz plötzlich - wie ein kleines Wunder - schien die Sonne durch das Dickicht des Waldes und strahlte auf den wohl schönsten Fliegenpilz, den ich je gesehen habe. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die uns daran erinnern, dass selbst in den dunkelsten Zeiten etwas Schönes auf uns wartet - wir müssen nur genau hinschauen." Fotografiert mit der Canon EOS 1300 D. Mehr von Angelina gibt's auf Instagram @angelinaschuh_

1 Der Neuburger Dokumentar- und Reportagefotograf Jakob Stolz fotografierte ein indigenes Volk im brasilianischen Regenwald. Dieses und weitere seiner Projekte stellen wir auf den kommenden Seiten vor. IM ANGESICHT DER SCHEUE Diese Ringelnatter schlängelte sich direkt vor den Füßen unseres Redakteurs vorbei. Kaum zückt er seine Kamera, dreht sie um und verschwindet im hohen Gras - kamerascheu! Wo? Südufer Donau, direkt an der Fahrradunterführung der Glacis-Brücke in Ingolstadt.

15 espresso IM ANGESICHT DER VERLETZLICHKEIT Jeder braucht etwas, das ihm Halt gibt. Für diese feingliedrige Libelle ist es ein Stöckchen am Ufer des Baggersees. IM ANGESICHT DER NEUGIERDE Die Baumwipfel im Künettegraben sind fest in Eichhörnchenhand. Meist wird man bei einem Spaziergang von zwei neugierigen Augen beobachtet. Fotos: Sebastian Birkl

16 mehr als HILFSBEREIT Bäume geben über ihre Blätter oder Nadeln Signalstoffe ab, die Artgenossen erkennen können. Wird einer von ihnen etwa von schädlichen Insekten attackiert, produziert er einen speziellen Duftmix, der umliegende Bäume dazu anregt, Abwehrstoffe zu bilden und in ihre Gewebe einzulagern. IM EINKLANG Die Natur verdient unseren Schutz. Was eigentlich selbstverständlich sein sollte, scheint für viele im Alltag keine Rolle mehr zu spielen. In manchen Kulturen wird ein sorgsamer Umgang mit der Natur schon sehr früh gelehrt. Schriftstellerin Sumana Roy in einem Interview: "Mich hat die nichthierarchische Denkweise der Upanishaden, eine Sammlung philosophischer Schriften des Hinduismus, geprägt. So sagen zum Beispiel bengalische Eltern ihren Kindern: Fasst die Pflanzen jetzt nicht an, es ist Abend, sie schlafen. Das kommt von einem egalitären Verständnis der Welt." KILLER Ganz recht, Pflanzen sind nicht immer nett zueinander. Schonmal bemerkt, dass um einen Walnussbaum herum sehr wenig wächst? Die Walnuss verseucht den Boden nämlich mit einem natürlichen Pestizid. Der Baum sichert so sein eigenes Reich. Im ohnehin heißen Australien gibt es sogar einen Baum, der heimlich die Wurzeln der anderen Bäume durchtrennt. Gemein! ABGESCHAFFT Vor diesem Kamin im Weißen Haus wurden schon viele große Persönlichkeiten der Weltgeschichte fotografiert. Etwa Nelson Mandela oder Papst Johannes Paul II. Auf dem Kamin und auf den Fotos ebenfalls immer zu sehen: ein Schwedischer Efeu. 50 Jahre stand die Pflanze dort. Ein Zeichen der Beständigkeit. Unter Trump wurde sie durch goldene Artefakte ersetzt, u.a. durch zwei Urnen. Ein Zeichen für den Niedergang der Demokratie? ein bisschen Grün GROESSEN WAHN Der Riesenbambus im Botanischen Garten in München wächst bis zu 50 cm - am Tag! Voraussetzungen: perfekte Lichtbedingungen, genügend Wasser und hohe sommerliche Temperaturen. 8 interessante Fakten aus der Welt der Pflanzen, die Sie vorher (hoffentlich) noch nicht kannten

espresso 17 SCHMERZSTILLER Scheinbar widersinnig: Bei schmerzhaften Gelenkserkrankungen wie Gicht oder Arthritis schwor schon Sebastian Kneipp auf die „Nesselpeitsche“. Streicht man mit Brennnesselblättern über die betroffene Stellen, injizieren die Brennhaare Histamin, Serotonin und Acetylcholin in die Haut. AUFGEBLASEN Von der Dotcom-Blase haben Sie wahrscheinlich schon einmal gehört. Viele hundert Jahre zuvor gab es etwas ähnliches. Im 17. Jahrhundert brach der "Tulpenwahn" in den Niederlanden aus. Für Tulpenzwiebeln wurden plötzlich exorbitante Preise aufgerufen. 1633 wurde in der Hafenstadt Hoorn gar ein ganzes Haus für nur drei Tulpenzwiebeln verkauft! Vier Jahre später platzte die Blase. Viele Leute standen vor dem Nichts. Was lehrt uns das? 1. Gier lohnt sich nicht 2. Der Mensch lernt nicht dazu. DURSTIG Über das Jahr verteilt verbraucht eine etwa 160-jährige Eiche mehr als 30.000 Liter Wasser. Textquellen: GEO, NatGeo, Philosophie, Welt, Washington Post, Botanischer Garten | Fotos: Adobe Stock, Unsplash In den Wäldern sind Dinge, über die nachzudenken man jahrelang im Moos liegen könnte - Franz Kafka in Eichstätt und Ingolstadt 0 Wintershof bei Eichstätt Hohes Kreuz · Tel. 08421/9 79 80 Ingolstadt (im Hause Börner + Co.) Messerschmittstr. 5 · Tel. 0841/6 18 86 Besuchen Sie unsere neue Homepage unter www.fliesen-koeber.de Besuchen Sie uns vom 3.-5. Mai 2019 auf der Gewerbemesse Manching Fliesendesign & Ofenträume in Eichstätt und Ingolstadt Wintershof bei Eichstätt Hohes Kreuz · Tel. 08421/9 79 80 Ingolstadt (im Hause Börner + Co.) Besuchen Sie unsere neue Homepage unter www.fliesen-koeber.de Besuchen Sie uns vom 3.-5. Mai 2019 auf der Gewerbemesse Manching Fliesendesign & Ofenträume in Eichstätt und Ingolstadt Wintershof bei Eichstätt Hohes Kreuz Tel. 08421/9 79 80 Bei uns schauen Sie nicht in die Röhre. Wir sind für Sie da! Für alle Fragen rund um Fliesen und Öfen

espresso Anzeige 40 WIE GEHT ES UNSEREM WALD?

espresso 19 Herr Schlagbauer, stellen Sie sich vor, Sie wären Arzt und der Wald käme als Patient zu Ihnen. Welche Diagnose würden Sie stellen? Aus meiner Sicht ist der Wald ein etwas schwächelnder und teilweise überalterter Patient, der anfälliger gegenüber Krankheiten und Schäden ist. Als Revierleiter sind Sie zuständig für mehrere Privat- und Gemeindewälder in der Region. Welche durch den Klimawandel verursachten Veränderungen bzw. Schäden können Sie in „Ihren“ Wäldern feststellen? Den Klimawandel spürt jeder. An einem Tag trägt man die Winterjacke, am nächsten die kurze Hose. Solche Extreme tun natürlich auch dem Wald weh. Er entwickelt sich dadurch langsamer. Die Niederschläge im Sommer kommen nun oft geballt als Starkregen, meist in Verbindung mit einem Gewitter. Einen langsamen Regen könnte der Wald besser aufnehmen. Die durch den Klimawandel hervorgerufenen Verhältnisse begünstigen die Ausbreitung von Schäden durch Borkenkäfer, Hitze und Dürre. Der Wald wird dadurch lückiger und bietet damit noch mehr Angriffsfläche für weitere Schäden. Viele Trockenjahre sorgen für weniger Nadeln an den Bäumen und für das Absterben älterer Nadeljahrgänge. Zudem kann sich die Fichte beim Angriff des Borkenkäfers nicht mehr richtig wehren. Heißt: Der Borkenkäfer bohrt ein und der Baum stirbt innerhalb kürzester Zeit ab. Wäre die Fichte gesund, würde sie ausharzen und könnte so den Käfer bekämpfen. Das ist leider die letzten Jahre nicht mehr möglich. Welche Schäden werden noch auf uns zukommen? Die Schäden sind hauptsächlich finanzieller Art. Der Wald wird immer Wald bleiben und es wird immer wieder etwas nachkommen. Gleichzeitig müssen wir die entstandenen Freiflächen aber mit hohem finanziellem Aufwand neu bepflanzen und pflegen. Ein großes Problem - nicht nur in unserer Region - ist die Monokultur der Wälder. Die allermeisten Bäume in den Wäldern sind Fichten. Wie sieht ein „klimastabiler“ Wald der Zukunft aus Sicht eines Försters aus? Ein klimastabiler Wald beherbergt viele verschiedene Baumarten auf der gleichen Fläche. Heißt: der Wald ist bunt gemischt - ein vielschichter Mischwald aus Nadel- und Laubbäumen von jung bis alt. An klimaresistenteren Bäumen gibt es eine ganze Palette, es kommt aber dabei auch immer auf den Boden und die Lage an. Die richtige Baumart wird entsprechend gewählt. Borkenkäfer, wo bist du? Florian Schlagbauer kontrolliert eine Borkenkäfer-Falle (1). Mit speziellen Lockstoffen (2) wird der Schädling angelockt. Durch die Öffnungen gelangt der Käfer hinein und fällt schließlich in einen Auffangbehälter, aus dem er sich nicht mehr selbst befreien kann (3 + 4). Einige hundert Borkenkäfer sitzen beim espresso-Waldbesuch in einer einzigen Falle. Aber auch direkt am Baum ist der Borkenkäfer nicht schwer auszumachen. Braunes Bohrmehl ist u.a. ein untrügliches Zeichen. Schlagbauer schabt mit seiner Machete ein Stück Rinde einer Fichte ab (5). Wer genau hinsieht, erkennt darunterliegend den Borkenkäfer, etwa in der Mitte des Fotos (6). Im Anschluss markiert der Förster die Bäume, sie werden gefällt. Ort: am Reisberg, nördlich von Gaimersheim UNTERWEGS MIT FÖRSTER FLORIAN SCHLAGBAUER Wie wird mit dem Totholz in Ihrem Revier umgegangen? Zum einen ist es nicht nur wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen, sondern auch Nährstofflieferant für den Boden. Zum anderen fühlt sich dort auch der Borkenkäfer sehr wohl. Totholz hat für uns eine zentrale Rolle. Wir versuchen, den Totholzanteil im Wald zu erhöhen. Teilweise sorgen wir selbst dafür. Wir schneiden Bäume etwa bei der Hälfte um und lassen den Stumpen stehen. Der Rest des Baumes verbleibt auf dem Waldboden. Totholz dient als Lebensraum für Tiere und Pilze, aber auch als Wasserspeicher ist es sehr wichtig. Bei Starkregen kann so ein Teil des Wassers aufgefangen und bei Trockenheit wieder abgegeben werden. Der Borkenkäfer 1 2 3 5 6 4 FOTOS & INTERVIEW SEBASTIAN BIRKL

espresso Anzeige 20 und das Entstehen bzw. Belassen von Totholz steht in keinem Zusammenhang, weil Totholz meist von Laubbäumen oder Kiefern ist. Der Borkenkäfer geht aber nur an lebende Fichten, die anderen Baumarten sind nicht betroffen. Dauert die „Umgestaltung“ des Waldes mit Blick auf den Klimawandel nicht eigentlich zu lange? Man hätte wahrscheinlich schon vor Jahrzehnten anfangen müssen. Gibt es einen festgelegten Fahrplan? Es wurde schon vor Jahrzehnten begonnen. Generationen vor uns haben schon erkannt, dass die Monokulturen der Fichte anfällig für Schadereignisse sind und in stabilere Mischwälder umgebaut werden müssen. Die Klimakrise ist dringlich. Das Klima verändert sich sehr schnell und geht ins Extreme, aber der Umbau des Waldes dauert Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte. In Bayern wurde 2020 das Ziel ausgegeben, bis zum Jahr 2030 200.000 Hektar der Nadelholzbestände in stabile Mischwälder umzubauen (Bayern hat insgesamt 2,6 Mio. Hektar Wald, Anm. d. Red). Bei der im letzten Jahr veröffentlichten Bundeswaldinventur sieht man, dass das Ziel zwar ambitioniert ist, wir aber auf einem guten Weg sind, es zu erreichen. In Bayern wird der private und kommunale Waldbesitzer gefördert. Man unterstützt ihn beim Waldumbau finanziell, ich stehe als Berater zur Verfügung. Wir versuchen, die Waldbesitzer dazu zu animieren, weg von Fichten- oder Kiefernbeständen und hin zum stabilem Mischwald zu gehen. Der Umgestaltung des Waldes stehen möglicherweise auch wirtschaftliche Interessen entgegen. Der Großteil der Einnahmen wird durch den Verkauf von Fichtenholz gemacht. Das Holz von Laubbäumen verkauft sich im Mittel meist zu geringeren Preisen. Peter Wohlleben ist ein recht bekannter Vertreter der Försterzunft. In einem Interview vor zwei Jahren sagte er: „Als Förster wird man ja erst mal darauf getrimmt, Rohstoff zu erzeugen und auf Holzqualitäten zu blicken. Alles links und rechts der Verwertbarkeit von Bäumen wird quasi aus der Wahrnehmung herausgeschnitten.“ Wie stehen Sie als recht junger Förster, Sie sind 28, zu diesem Spannungsverhältnis? Ich denke, Herr Wohlleben macht es sich da ein bisschen einfach. Er kritisiert einen Punkt, der bei uns nicht mehr so gegeben ist. Ich habe 2019 meinen Abschluss gemacht, bei uns stand die Gesamtheit des Ökosystems Wald immer im Vordergrund. Das "Schützen und Nützen" auf gleicher Fläche war für uns ein wichtiger Punkt. Dass die wirtschaftGenerationen vor uns haben schon erkannt, dass die Monokulturen der Fichte (...) in stabilere Misch- wälder umgebaut werden müssen liche Rolle eines Waldes auch wichtig ist, ist jedem klar. Ich kann nicht immer nur investieren. Das Anpflanzen, Ausgrasen, Pflegen und Zäunebauen kostet viel Geld und benötigt viel Manpower. Das muss sich tragen. Mit den Fichten der Generationen vor uns finanzieren wir jetzt den Waldumbau für die Generationen nach uns. Aus meiner Sicht gibt es da kein „Entweder-oder“. Wir brauchen Baumarten, die man – Stand jetzt – gut vermarkten kann, gleichzeitig müssen wir aber eben auch schauen, dass wir Vielfalt hineinbekommen. Der Wald muss stabil sein, damit er die Funktionen erfüllen kann, die er erfüllen muss. Ich bin mir auch sicher, dass sich die Wirtschaft umstellen wird. Es gibt z.B. mittlerweile innovative Verfahren, um auch Laubholz im Baubereich einzusetzen. Mit Buchen werden u.a. Möbel produziert, statt sie als Brennholz zu verwenden. Warum wollten Sie eigentlich Förster werden? Meine Eltern haben selbst einen Wald. Schon als ich in der 8. Klasse war, wollte ich wissen, wie das Ökosystem dort funktioniert, warum Bäume entnommen werden müssen und warum genau dieser und nicht jener. Ich bin dabei geblieben und hab’s bisher nicht bereut. Dem Wald wird eine beruhigende Wirkung auf den Menschen nachgesagt. Welche Wirkung hat der Wald auf Sie, wenn Sie Ihn betreten? Das kommt immer drauf an, wie man selbst gerade drauf ist. Wenn ich beruflich im Stress bin, es schnell gehen muss und dann einen Borkenkäfer sehe, stresst der Wald mich. Aber sobald man sich dem Wald öffnen kann, das Auge auf den Wald lenkt und die Schönheit erkennt, beruhigt es jeden. Man fährt herunter und es tut einem einfach gut.

espresso 21 Waldzustandsbericht 2024 Über Florian Schlagbauer Florian Schlagbauer wurde 1996 in Kelheim geboren und lebt in Riedenburg. Nach dem Forstingenieursstudium an der Hochschule Weihenstephan legte er 2020 die Staatsprüfung in Lohr am Main ab. Seit 2021 ist er als Revierleiter am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ingolstadt-Pfaffenhofen für das Revier Stammham zuständig und betreut dort die Privat- und Gemeindewälder. Das Forstrevier Stammham umfasst die Gemeinden Kösching, Stammham, Hepberg, Lenting, Großmehring, Gaimersheim und Wettstetten. Wie geht es unserem Wald? Mit dieser Frage beschäftigt sich auch das Landwirtschaftsministerium regelmäßig. Im Juni wurde der neue Waldzustandsbericht veröffentlicht. "Der Gesundheitszustand unserer Wälder ist nach wie vor besorgniserregend", schreibt der zuständige Bundesminister Alois Rainer (CSU) im Vorwort. Konkret heißt das: 80 Prozent der Fichten, Kiefern, Buchen und Eichen in Deutschland sind krank. "Unsere Wälder stehen unter Dauerstress", erklärt Rainer. Bemerkbar ist der schlechte Gesundheitszustand vor allem am Kronenzustand der Waldbäume. "Er hat sich im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr nicht wesentlich verbessert. Trotz relativ günstiger Witterungsbedingungen im vergangenen Jahr bleiben die Schäden auf hohem Niveau." Auffällig: Bei der Eiche ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen von 44 % auf 51 % gestiegen. Bei der Fichte sank er hingegen von 43 % auf 39 %. Waren im Jahr 1989 noch 44 Prozent aller Bäume gesund (was für sich genommen schon keine gute Nachricht ist), sind es im aktuellen Prüfjahr 2024 nur noch 21 Prozent. Die Ergebnisse des Waldzustandsberichts seien ein erneuter Weckruf, so der Bundeslandwirtschaftsminister. Die Anpassung der Wälder an den Klimawandel bleibe weiterhin eine wichtige Aufgabe für die Entwicklung und Erhaltung der Wälder. oben: Förster sorgen auch selbst für Totholz. Ein Baum wurde dafür hälftig umgesägt, der Rest des Baumstammes bleibt stehen. Totholz erfüllt wichtige Funktionen im Wald. Er dient als Lebensraum und speichert Wasser. Mit den Fichten der Generationen vor uns finanzieren wir jetzt den Waldumbau für die Generationen nach uns

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41 DIE BIOLANDWIRTSCHAFT IST GRUNDSÄTZLICH DIE EINZIGE FORM DER LANDWIRTSCHAFT, DIE NACHHALTIG UND LANGFRISTIG RICHTIG FUNKTIONIERT Neugierig sind sie, die Schottischen Hochlandrinder am Gaimersheimer Reisberg. Als wir uns bei strahlendem Sonnenschein mit Lukas Unholzers Wagen der Weide nähern, erspäht uns bereits der erste zottelige Koloss. Kaum öffnen wir die Tür, startet ein muhendes Begrüßungskonzert. Am Zaun angekommen, posiert die kleine Herde geduldig für unsere Fotos. Als sich der Biolandwirt losmacht, um am anderen Ende der Weide ein paar Äste zu stutzen, packt die Rinder nach wenigen Minuten aber dann doch die Neugier und sie schauen, was der Chef da so treibt. Dafür scheuen sie auch nicht den Weg durch dichtes Geäst, das sie mit ihren bulligen Körpern unter lautem Geächze des Gestrüpps beiseite drücken. Eigentlich aber sind wir gar nicht wegen der imposanten „Schotten“ gekommen. Wir wollten wissen: Warum wird man Biolandwirt? Und warum entscheidet man sich bewusst gegen die konventionelle Landwirtschaft? Um diesen Fragen nachzugehen, treffen wir uns mit Lukas Unholzer auf seinem Hof, mitten in Wettstetten. Der Hof ist seit mittlerweile fünf Generationen in Familienbesitz. In den letzten beiden Generationen sei das Ganze etwas eingeschlafen, aber der 34-Jährige fasste 2015 den Entschluss, wieder mehr Zeit und Arbeit in den Hof zu stecken. Seit 2018 betreibt er seine Landwirtschaft nach den strengen Richtlinien des BIOLAND-Verbandes. Warum? „Das Spritzen war mir immer ein Dorn im Auge“, sagt Unholzer. „Ich habe mich immer gefragt: Warum muss ich etwas vergiften, damit es am Ende besser wächst? Für mich war relativ schnell klar: Wenn Landwirtschaft, dann biologisch.“ Die ersten drei Jahre bewirtschaftete er seinen Hof noch konventionell, „um reinzufinden“. Die Biolandwirtschaft erfordert stellenweise einfach ein wenig mehr Einarbeitung. Der Landwirt wollte zudem unabhängiger sein. Heißt: Unabhängig von den großen Chemiekonzernen wie Bayer oder BASF. „Denen wirtschaftet man schon viel zu. Das muss ja nicht unbedingt sein.“ Nicht zuletzt muss man sagen: die Liste der anerkannten Berufskrankheiten für Landwirte ist lang. Im vergangenen Jahr kam Genuss im Chalet 19 UNSERE EVENTS JULI – NOVEMBER 2025 Geniessen – feiern – TAGEN Genießen Sie besondere kulinarische Highlights bei einem unserer Events – u.a. mit renommierten Gastköchen aus der Sternegastronomie – in den liebevoll eingerichteten Räumlichkeiten des Chalet 19 in Gaimersheim. Oder vereinbaren Sie einen Termin für Ihre Tagungen, Firmenveranstaltungen und privaten Feierlichkeiten. Wiener . Schnitzel 3. JULI 2025 Rinderfilet 10. JULI 2025 Florian Vogel STERNEKÜCHE 19. JULI 2025 Mary Anne . Peñaloza 9. AUGUST 2025 Grillabend 28. AUGUST 2025 Allgäuer . Kässpätzle 19. SEPTEMBER 2025 Wiener . Schnitzel 25. SEPTEMBER 2025 Wagyu 9. OKTOBER 2025 Wild 17. OKTOBER 2025 Bobby Bräuer STERNEKÜCHE 25. OKTOBER 2025 Ente 11. NOVEMBER 2025 Raritäten- . verkostung MIT GERHARD RETTER 21. NOVEMBER 2025 WWW.CHALET-19.DE/ EVENTS CHALET 19 · DIESELSTR. 19 · 85080 GAIMERSHEIM +49 173 32 69 554 · www.CHALET-19.de FOTOS & TEXT SEBASTIAN BIRKL

espresso Anzeige 24 Genügend Auslauf für die Hühner rund um den Mobilstall Parkinson hinzu. Es wird angenommen, dass die Krankheit durch Pestizide ausgelöst wird. Also keine Spritzmittel? Nur sehr selten. Und dann nur welche auf biologischer Basis. Der eigentliche Ansatz ist aber ein anderer: Krankheiten gar nicht erst entstehen zu lassen. „Aus diesem Grund fahren wir eine weitere Fruchtfolge“, erklärt Unholzer. Die Fruchtfolge ist die geplante, zeitliche Abfolge verschiedener Kulturpflanzen auf einem Feld über mehrere Jahre. Im konventionellen Bereich wiederhole sich diese alle drei bis vier Jahre, sagt der Biolandwirt. „Durch die enge Folge können viele Krankheiten entstehen.“ Im konventionellen Bereich spritze man dann eben Pestizide. „Im Biobereich muss man dem Ganzen anders begegnen.“ Neben einer zeitlich entzerrten Fruchtfolge spiele es auch eine Rolle, welche Kulturen man nacheinander anpflanze. „Im Hafer können sich viele Krankheiten nicht halten, also baut man ihn zwischendrin immer mal wieder an“, erklärt Unholzer. Wie sieht es mit dem Düngen in der Biolandwirtschaft aus? „Alle Kunstdünger sind verboten.“ Stickstoff und Phosphor seien beim Düngen die wichtigsten Nährstoffe. Auch hier muss man sich anderweitig zu helfen wissen. Der Klee etwa hat eine ganz besondere Eigenschaft. „Er kann den Stickstoff aus der Luft aufnehmen und über die Wurzeln in den Boden einbringen. Meine Oma hat schon erzählt, dass der Kleeweizen - also der Weizen, der nach dem Klee gesät wurde - der beste Weizen war. Da wurde genau dieser Effekt genutzt - damals vielleicht noch unbewusst, weil man nicht wusste, was dahinter steckt. Aber man wusste, dass es gut funktioniert.“ Für die Tiere in der Biolandwirtschaft gilt: Mehr Platz. „Oft um 50 Prozent oder noch mehr“, sagt Unholzer. Würde er seine Hühner konventionell halten, dürfte er 450 auf einer seiner Flächen unterbringen. So sind es nur 300. „Medikamente dürfen nur sehr eingeschränkt verabreicht werden. Auf keinen Fall darf man prophylaktisch Antibiotika füttern.“ „Biotiere“ müssen immer Auslauf haben, sowohl Rinder als auch Hühner. „Bei den Schweinen ist es noch nicht ganz so streng. Aber zumindest Zugang zu frischer Luft müssen alle Tiere haben. Das gibt es im konventionellen Bereich oft nicht.“ Gefüttert werden darf nur mit biologisch erzeugten Nahrungsmitteln. Gentechnisch veränderte Pflanzen im Futter sind auch verboten, im Anbau sowieso. Unholzers Hochlandrinder grasen genüsslich am Reisberg vor sich hin. Insgesamt hat er 18 Hochlandrinder, aufgeteilt in zwei kleine Herden. Diese speziellen Rinder sind nicht zur intensiven Mast geeignet. Das Schlachtalter liegt bei 36 Monaten aufwärts. Bei anderen Rassen sind es 18 Monate. Strengere Regeln bedeuten auch größere Herausforderungen bei der täglichen Arbeit. „In der konventionelInsgesamt 600 Hühner sind Teil des Biolandhofs Unholzer

25 WARUM MUSS ICH ETWAS VERGIFTEN, DAMIT ES AM ENDE BESSER WÄCHST? VERKAUFSHAISL CHRISTIAN-FABER-STR 6, WETTSTETEN MEHR BIOLANDHOF-UNHOLZER.DE len Landwirtschaft kann man gezielt düngen, wenn die Kultur blüht.“ Oder man spritzt Unkrautvernichter. Lukas Unholzer muss bei Unkraut hingegen „striegeln, hacken oder mit der Hand ran“. „Man muss den richtigen Zeitpunkt erwischen. Wenn es so nass ist wie im letzten Jahr, kann man unter Umständen gar nicht mit dem Traktor aufs Feld fahren.“ Die konventionelle Landwirtschaft kann gezielt ihre Mittel einsetzen und so den Ertrag steigern. Im Umkehrschluss bedeutet das: Weniger Ertrag in der Biolandwirtschaft. Als große Schwierigkeit sieht Unholzer das nicht. „Man ist näher an der Natur und muss mit dem arbeiten, was es natürlicherweise gibt.“ Neben seinen zotteligen Rindern mit den ausladenden Hörnern hat Lukas Unholzer auch noch Hühner und ein paar Ziegen. Ackerbau und Grünland runden seinen Hof ab. Gibt es etwas, worauf er besonders stolz ist, wollen wir wissen. Mit dem Wort Stolz kann der bescheidene Wettstettener nicht viel anfangen. „Mei, stolz nicht. Ich bin zufrieden, dass es gut läuft. Vor fünf Jahren habe ich bei den Hühnern und den Rindern mit der Direktvermarktung angefangen, bei den Kartoffeln vor sechs.“ Am Ende gehe mittlerweile alles weg. In seinem „Verkaufshaisl“ in der Christian-Faber-Straße 6 in Wettstetten gibt es neben Eiern auch noch eigene Bio-Eiernudeln, Honig, Suppen und Soßen. Samstags ist er mit einem Stand auf dem Ingolstädter Wochenmarkt zu finden, dort gibt es aktuell u.a. Kürbis, Spitzkohl, Rettich und Kartoffeln. Seine Eier (also die seiner Hühner) sind in der Metzgerei Joseph Huber zu finden. Das Rindfleisch gibt es auf Vorbestellung auf dem Hof oder dem Wochenmarkt. Wissen die Kunden seinen Mehraufwand in der Biolandwirtschaft zu schätzen? „Ich glaube, im Großen und Ganzen, ja. Im Ort kaufen sicherlich viele ein, weil sie sehen, wie die Tiere gehalten werden - oder weil man sich kennt. Auf dem Wochenmarkt kommen Kunden, die speziell Bio haben wollen.“ Wie sieht er die Zukunft der Biolandwirtschaft? „Es ist grundsätzlich die einzige Form der Landwirtschaft, die nachhaltig und langfristig richtig funktioniert“, ist sich Lukas Unholzer sicher. „Konventionelle Bauern wenden zum Teil auch schon Methoden aus der Biolandwirtschaft an, weil sie merken, dass das doch nicht ganz so blöd ist.“ Der politische Wille, die Biolandwirtschaft zu fördern, sei ebenfalls gegeben. Nur der Absatz sei noch schwierig, „in Deutschland gilt immer noch ‚Geiz ist geil‘, vor allem bei Lebensmitteln.“ Man müsse aber auch schauen, dass man den Markt nicht kaputtmache, erklärt er. „Wenn jeder zwangsweise umstellt, hat man viel mehr Bioprodukte, das macht den Preis kaputt. Damit tut man den Biobauern auch keinen Gefallen.“ Forscher haben übrigens vor einigen Jahren eine interessante Untersuchung dazu durchgeführt. Wie viele Treibhausgase könnten England und Wales einsparen, wenn sie komplett auf ökologischen Landbau umstiegen? Auf nationaler Ebene könnte man ein Fünftel der Treibhausgasemissionen einsparen, so das Ergebnis. Aber: Auch der Ertrag würde um 40 Prozent schrumpfen. Dieses Defizit müsste man mit Importen ausgleichen, doch das würde unterm Strich vermutlich wieder mehr klimaschädliche Emissionen verursachen. Die Lösung: Würden die Briten mehr Gemüse und Hülsenfrüchte verzehren, statt so viele tierische Produkte wie bisher, und weniger wegwerfen, sähe die Bilanz wieder anders aus. Lukas Unholzer ist Landwirt im Nebenerwerb. Zusätzlich ist er beim Bayerischen Bauernverband angestellt. Die Produkte des Unholzer-Hofes gibt es (immer saisonal) im Verkaufshaisl und samstags auf dem Ingolstädter Wochenmarkt

DAS HONIG MÄDCHEN Fotos: Stefanie Herker EIN BESUCH BEI IMKERIN LISA UND IHREN FLEIßIGEN HELFERN

27 espresso VON STEFANIE HERKER Es beginnt leise. Ein feines Summen, kaum hörbar. Dann das goldene Flirren eines Flügelschlags, das Spiel von Licht und Bewegung in der Luft. Bienen fliegen nicht nur von Blüte zu Blüte. Sie verknüpfen Lebensräume, sichern Ernten, erhalten Vielfalt. In ihrem scheinbar kleinen Tun steckt ein Prinzip, das größer kaum sein könnte: Alles hängt zusammen. Ohne Bienen keine Bestäubung, ohne Bestäubung keine Pflanzen, keine Nahrung, kein Leben, wie wir es kennen. Sie sind das stille Rückgrat unseres Ökosystems – und gleichzeitig eine Art lebendige Erinnerung daran, dass wahre Stärke in der Gemeinschaft liegt. Doch die kleinen Honiglieferanten leiden. Unter Pestiziden, Monokulturen, Klimawandel, unter der Rastlosigkeit des Menschen, der vergessen hat, dass auch er Teil des Ganzen ist. Wir haben die Imkerin Lisa und ihre Familie in Dörndorf besucht. Für Lisa und ihre Familie ist die Imkerei nicht nur eine persönliche Leidenschaft, sie leben mit den Bienen: zwei Völker im Garten, mehrere am Dörndorfer Waldrand und in einem Bienenhaus und weitere etwas entfernter für eine bessere Honigernte. Rund zwei Stunden am Tag verbringt Papa Sowatsch bei den Bienen. Doch nicht nur er, sondern die ganze Familie ist im Einsatz, vor allem an den Wochenenden. Ein Gespräch über Honigliebe, Balance und Verantwortung. Und was geschieht, wenn es plötzlich nicht mehr summt in der Welt. Lisa, wenn du das Wort „Biene“ hörst, was kommt dir da als Erstes in den Sinn? Teamgeist. Bienen stehen für mich für Gemeinschaft, Struktur und Fleiß. Jede einzelne Biene ist wichtig, aber erst gemeinsam entsteht das Wunder eines funktionierenden Bienenvolks. Was bedeutet die Imkerei für dich? Hobby, Ausgleich, Leidenschaft? Teil von etwas Großem sein? Für mich ist die Imkerei viel mehr als ein Hobby – sie ist Herzblut, Familie, Tradition und Verantwortung. Es ist ein Lebensgefühl, Teil eines natürlichen Kreislaufs zu sein und mit den Bienen im Einklang zu arbeiten. Gleichzeitig ist es auch eine tägliche Erinnerung daran, wie wertvoll unsere Natur ist. Wie wird man eigentlich Imkerin? In Deutschland kann jeder Imkerin oder Imker werden – am besten mit einem Einsteigerkurs über einen Imkerverein oder die örtliche Imkerschule. Dort lernt man das nötige Grundwissen über Bienenhaltung, Krankheiten, Pflege und Honigernte. Und dann heißt es: lernen, beobachten und dranbleiben. Die Bienen lehren einen mit der Zeit das meiste selbst. Was genau sind die Aufgaben einer Imkerin? Eine Imkerin kümmert sich nicht nur um die Honigernte. Es geht um regelmäßige Kontrollen des Bienenvolks, um Krankheiten frühzeitig zu erkennen, Schwärme zu vermeiden, für ausreichend Nahrung zu sorgen und das Gleichgewicht im Stock zu halten. Im Grunde bin ich eine Mischung aus Pflegerin, Wetterfee, Handwerkerin und Naturbeobachterin. Wie kommunizierst du mit deinen Bienen? Und wie kommunizieren Bienen untereinander? Ich beobachte viel – ihr Verhalten, ihre Lautstärke, ihre Flugmuster. Das gibt mir Hinweise auf ihren Zustand. Bienen selbst kommunizieren über Düfte (Pheromone) und Tänze, wie zum Beispiel den Schwänzeltanz, um Nahrungsquellen zu zeigen. Sie sind unglaublich organisiert und verständigen sich rein instinktiv auf beeindruckende Weise. Können wir Menschen diese Düfte auch wahrnehmen? Ja, in gewisser Weise schon. Allerdings nicht so intensiv wie die Bienen. Wir "Wer Honig im Discounter kauft, muss damit rechnen,dass diese Bienen noch nie eine Blume gesehen haben."

28 espresso würden die Düfte vielleicht schlicht als süß oder fruchtig beschreiben. Haben deine Bienen teilweise Namen? Erkennst du manche wieder durch Auffälligkeiten im Verhalten? Einzelne Bienen nicht – bei Zehntausenden im Stock wäre das schwierig. Aber ich entwickle tatsächlich ein Gefühl für bestimmte Völker. Manche sind besonders sanft, andere etwas „wilder“. Es ist fast wie eine Persönlichkeit, die ein ganzes Volk hat. Und ja – manchmal erkennt man die Königin wieder, wenn man sie öfter zu Gesicht bekommt. Was sollte man vor den Bienen am besten vermeiden? Zu laute Musik, lautes Geschrei und starkes Parfüm kann die Bienen im Bienenstock reizen. Und natürlich sollte man sich insgesamt ruhig und entspannt verhalten. Was war dein berührendster oder schönster Moment mit den Bienen? Es gab viele besondere Momente, aber einer, der mir besonders im Herzen geblieben ist: Als mein Kind zum ersten Mal eine Drohne – also eine männliche Biene – auf der Hand hatte und sie ganz vorsichtig gestreichelt hat. Die Freude in den Augen, als ich erklärt habe, dass Drohnen keinen Stachel haben und deshalb nicht stechen können, war unbeschreiblich. Genau in solchen Augenblicken wird spürbar, wie nah uns die Natur sein kann – wenn wir ihr mit Neugier und Respekt begegnen. Gestreichelt? Dass man Bienen streicheln kann ist mir tatsächlich neu.. Ja das geht. Vorsichtig natürlich. (lacht) Wie erkennst du, dass dein Bienenvolk in Balance ist? Ein harmonischer Geräuschpegel, regelmäßiger Flugbetrieb, gute Wabenstruktur und ein gesunder Mix aus Brut, Honig und Pollen – all das zeigt mir: Es passt. Wenn die Bienen ruhig arbeiten, ist das ein gutes Zeichen. Wenn sie hektisch sind oder aggressiv reagieren, stimmt meist etwas nicht. Macht der Klimawandel den Bienen aktuell zu schaffen? Wenn ja, in welcher Weise? Definitiv. Wetterextreme – lange Trockenphasen, plötzlicher Frost oder Starkregen – beeinflussen die Trachtzeiten und Nahrungsverfügbarkeit massiv. Es kommt häufiger zu „Trachtlücken“, also Zeiten, in denen kaum Nahrung zu finden ist. Auch neue Schädlinge und Krankheiten breiten sich durch den Klimawandel stärker aus. Und warum sind Monokulturen für Bienen problematisch? Monokulturen bieten oft nur für kurze Zeit Nahrung – und danach: nichts. Bienen brauchen eine vielfältige, durchgängige Blütenlandschaft vom Frühling bis in den Herbst. Monokulturen erschöpfen die Böden, führen zu weniger Vielfalt und begünstigen Pestizideinsatz – alles Dinge, die den Bienen langfristig schaden. Worauf achtest du bei deinem Honig besonders? Für uns ist wichtig, dass Liebe drinsteckt – und dass wir nur das weitergeben, was wir genau so auch selbst in den Händen halten möchten. Wir verändern nichts an dem, was die Bienen uns schenken. Natürlich achten wir auch auf Qualität und auf einen schonenden Umgang mit dem Produkt – aber vor allem steht für uns der respektvolle Umgang mit Natur und Tier im Mittelpunkt. Was ist deine persönliche Lieblings- Honigsorte und warum? Mein absoluter Lieblingshonig ist unser cremiger Waldhonig mit hohem Melezitose-Anteil – ein sehr seltener, besonders fester Honig, der fast wie Karamell schmeckt. Melezitose entsteht, wenn Bienen Honigtau von Nadelbäumen sammeln, oft in besonders heißen Sommern. Der Geschmack ist intensiv, fast malzig, und für mich etwas ganz Besonderes. Welche Produkte stellt ihr sonst noch her? Im Mittelpunkt steht natürlich unser Honig – je nach Jahreszeit und Blüte in verschiedenen Sorten. Besonders beliebt sind unsere veredelten Honige, zum Beispiel mit Edel-Kakao, mit Erdbeere oder unser bayerischer Wappenhonig – eine echte Spezialität. Außerdem gibt es bei uns hausgemachten Honigsenf und Propolis-Tropfen. Alles entsteht mit viel Liebe, in Handarbeit "Für uns ist wichtig, dass Liebe in unserem Honig steckt."

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30 espresso und ganz ohne Schnickschnack – so, wie wir es selbst am liebsten mögen. Was genau ist der Unterschied zwischen den verschiedenen Honigarten? Grundsätzlich unterscheidet man Honig nach der Herkunft des Nektars. Blütenhonig stammt aus dem Nektar von Blütenpflanzen wie Obstbäume, Raps, Linden oder Löwenzahn und ist eher hell und mild im Geschmack. Waldhonig stammt aus dem Honigtau von Blatt- und Schildläusen auf Bäumen, ist eher dunkler, kräftiger und würziger mit mehr Mineralstoffen. Sortenhonig entsteht, wenn ausschließlich oder schwerpunktmäßig von einer Pflanzenart gesammelt wird, zum Beispiel Akazien- oder Sonnenblumenhonig. Dann spielt natürlich auch noch die Herkunft und Region eine Rolle. Unser Altmühltal-Honig ist eine Mehrblütentracht aus einer bunten Mischung von Wiesen, Feldern, Obstbäumen und Wäldern. Jeder Jahrgang schmeckt leicht anders, das macht unseren Honig besonders interessant. Bei der Verarbeitung gibt es cremigen Honig, der gerührt wird, um Streichfähigkeit zu ermöglichen, und flüssigen Honig, der langsamer kristallisiert oder schonend verflüssigt wird. So entsteht ein regionales, natürliches Produkt mit viel Geschmack und viel handwerklicher Liebe. Und woher weiß man, was die Bienen genau gesammelt haben? Das weiß man in der Imkerei hauptsächlich über den Standort der Völker und die jeweiligen Trachtpflanzen in der Umgebung. Bienen fliegen im Umkreis von ca. 2–3 km und sammeln, was gerade blüht. Wenn man also z. B. die Völker gezielt während der Sonnenblumenblüte an ein Sonnenblumenfeld stellt, entsteht Sonnenblumenhonig. Welche Vorgaben gibt es denn für Bio-Honig und gibt es bei Bienen auch so etwas wie "nicht artgerechte Tierhaltung"? Der Standort der Bienenvölker muss so gewählt sein, dass im Flugradius überwiegend Nektar und Pollen aus ökologisch bewirtschafteten Flächen, Naturflächen oder wenig belasteten Gebieten gesammelt werden kann. Es gibt aber keine fixe Prozentzahl an Bio-Wiesen oder -Feldern. Wichtig ist: Im Flugkreis (ca. 3 km Umkreis) dürfen nur begrenzt konventionelle intensive Landwirtschaft, Pestizide oder industrielle Verschmutzungsquellen vorhanden sein. Gedüngt werden darf auf den Bioflächen nur nach den Richtlinien des Öko-Anbaus (z.B. organisch, ohne synthetische Stickstoffdünger). Zusätzlich spielen auch Verarbeitung, Varroabehandlung, Wabenmaterial etc. eine Rolle. Deshalb ist Bio-Imkerei oft nur in bestimmten Regionen überhaupt sinnvoll möglich — z.B. in sehr naturbelassenen Gegenden mit viel Wald, extensiver Landwirtschaft und wenig Pestizidbelastung. Man sollte sich bewusst sein, wenn man Honig im Discounter kauft, kann es gut sein, dass dieser von Bienen kommt, die in Hallen nur mit Zuckerlösung gefüttert wurden und noch nie eine Blume gesehen haben. Hast du zu guter Letzt noch Tipps für Menschen, die selbst etwas für Bienen tun wollen – ohne eigene Imkerei? Unbedingt! Wer Bienen helfen will, kann viel tun: bienenfreundliche Pflanzen auf Balkon oder im Garten pflanzen, auf Pestizide verzichten, Insektenhotels aufstellen oder beim Imker vor Ort regionalen Honig kaufen. Jede noch so kleine Tat zählt – denn die Bienen brauchen uns, und wir brauchen sie. Wer jetzt sofort Lust auf regionalen Honig von Lisas Bienen hat, kann sich am Honigautomaten der Imkerei Sowatsch in Dörndorf, Riedenburger Str. 29, direkt einen holen. Mehr Produkte der Imkerei sind im Online-Shop auf www.sowatsch-honig.de erhältlich. Bienenfreundliche Pflanzen für Garten, Feld und Wiese Sonnenblumen: große Mengen an Pollen und Nektar Margeriten & Fetthenne: mögen Bienen und Schmetterlinge Löwenzahn: eine frühe Nahrungsquelle für Bienen Asters & Herbstanemone: bieten spät im Jahr noch Nahrung Storchschnabel & Wilde Malve: viel Nektar und Pollen Obstbäume: z.B. Apfel, Kirsche, Birne, Pflaume Beerensträucher: z.B. Brombeere, Himbeere Kräuter: z.B. Thymian, Oregano, Borretsch, Rosmarin, Bohnenkraut, Pfeffer- minze Sonstige: z.B. Kürbis, Zucchini, Ackerbohne, Feuerbohne, Zwiebel, Lauch, Brokkoli, Chicorée

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