Ausgabejahr 26 | 01 - 2026 Kostenlos zum Mitnehmen
Nach dem großen Erfolg im Jahr 2025 gibt es am 25. Januar 2026 eine neue Ausgabe dieses ganz besonderen Events. Bis zu 100 Aussteller zeigen an nur einem Tag, was den großen Moment unvergesslich macht: Braut- und Herrenmode, Trauringe, Deko & Blumen, Foto & Film, Locations, Catering, Bands & DJs – und vieles mehr. Erleben Sie Modenschauen und persönliche Beratung von echten Profis. DIE GROSSE WESTPARK HOCHZEITSMESSE 2026! Ein Tag, randvoll mit Inspirationen und Trends für alle, die „Ja“ sagen möchten. Sonntag, 25. Januar 2026 · 11 – 18 Uhr · WestPark PLAZA, Ingolstadt Kostenlose Parkplätze direkt am Center. Die Große WestPark Hochzeitsmesse 2026 – hier beginnt Ihr großer Tag! WestPark Shoppingcenter westpark_ingolstadt www.westpark-center.de/hochzeitsmesse SPONSORED BY 11 - 18 UHR 25.01.2026 WESTPARK PLAZA INGOLSTADT
BEA + PAT | Reitschulgasse 6 | 85049 Ingolstadt Tel.: 0841 / 33689 | bea_pat_ BEA + PAT Vielen Dank für ein Jahr voller schöner Momente mit euch! Wir wünschen euch Frohe Weihnachten und "Cheers" auf ein gutes neues Jahr.
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6 41 Der böse Feind in mancherlei Gestalt (Ingolstadt) Ein gottloser Mann in Ingolstadt fluchte viel und führte bei seinen Reden fortwährend den Gottseibeiuns im Munde. Als er nun einmal krank wurde, kam ein Fuchs mit ganz winzig kleinen Ohren und einem furchtbar langen Schwanz in sein Zimmer und schlüpfte zu ihm ins Bett, als wäre das sein gutes Recht. Erst als der Mann gestorben war, verschwand auch der Fuchs wieder. Eine Frau aus Ingolstadt sah abends ein Schwein tanzen. Zuerst meinte sie, es sei ihre Nachbarin, die fast genauso ausschaute, dann aber erschrak sie sehr, denn es war wirklich ein Tier. Die Frau bemerkte sofort, daß das Schwein außer drei Schweinsfüßen einen teuflischen vierten Fuß hatte, gerade wie der Satan selbst. Da machte sie so schnell und doch so andächtig das Kreuzzeichen, und siehe: das verhexte Tier verschwand auf der Stelle! Ein Mann ging abends in ein Dorf der Nachbarschaft. Da begegnete ihm ein Mensch, der ihm immerfort starr ins Gesicht sah. Auf die Frage nach seinem Begehr gab er keine Antwort. Da wurde der andere des ungebetenen Begleiters überdrüssig und schlug wacker nach ihm. Beim zweiten Versuch traf er ihn auch, worauf der Kerl verschwand. Der Ingolstädter aber fiel erschöpft zu Boden und konnte sich stundenlang nimmer rühren. Quelle: Schrödersches Heft, S. 11 ff. Wer im Raum Ingolstadt über Mythen und Sagen spricht, der kommt an Emmi Böck kaum vorbei. Sie ist als Sagenforscherin selbst eine Legende. Sie hat unter anderem den Sagenbestand der Stadt Ingolstadt und Umgebung zusammengetragen. Eines ihrer für Ingolstadt besonders relevanten Bücher "Sagen und Legenden aus Ingolstadt und Umgebung"ist 1973 im Pinsker Verlag Mainburg erschienen. Die kuriosen Geschichten sind teils illustriert mit Kinderzeichnungen und geben Einblicke in das damalige Leben der Menschen zwischen Hunger und Hoffnung, Himmel und Hölle. 25 Der rettende Brotlaib (Ingolstadt) Als der Schwede unsere Feste einmal hart belagerte, wäre es den Schanzern bald an den Kragen gegangen. Der Hunger plagte die Leute so, daß man getrost behaupten kann: Kohldampf war erster Küchenmeister und sein Freund Schmalhans zweiter. Aber was gerade so schlimm: auch die Munition war verbraucht, und im Depot fand sich ken Pulver mehr und auch keine einzige Kanonenkugel. Da kam einem findigen Ingolstädter der rettende Gedanke. Man holte den letzten Brotlaib, der aufzutreiben war herbei, lud damit ein Geschütz und feuerte es ab. Der Laib flog in hohem Bogen in die feindlichen Linien am Reisberg. Oh, dachten die Schweden, wenn die Schanzer so gut ausgerüstet sind, daß sie mit wertvollen Lebensmittel laden und schießen können, fruchtet auch unser härtester Einsatz nichts. Und in dem festen Glauben, daß die Stadt noch über Unmengen an Munition und eßbarem Vorrat verfüge, zogen sie von dannen. Ingolstadt war wieder einmal gerettet. Quelle: Mündlich überliefert durch Manfred Dumann, Dipl. Techniker und CSU-Politiker, Reichertshofen, geb. 1936 in Ingolstadt Emmi Böck wurde 1932 in Zweibrükken/ Pfalz geboren. 1938 kam sie nach Ingolstadt und machte ihr Abitur an der Gnadenthal-Oberrealschule. In München absolvierte sie ein Germanistikstudium. 1961 begann sie ihre Sagensammlungen des mittelbayerischen Raumes, die bis heute unübertroffen sind. 2001 erhielt sie den Ingolstädter Kulturpreis, 2002 verstarb sie im Alter von nur 70 Jahren. Auf der 2004 ins Leben gerufenen Website www.emmi-boeck.de findet man Bilder, Artikel und O-Töne der Sagenforscherin. "tue recht und scheue niemanden" - Emmi Böck Wer einen Blick in eines der Bücher von Emmi Böck werfen möchte, der wird in der wissenschaftlichen Stadtbibliothek Ingolstadt Auf der Schanz fündig. Foto Emmi Böck: Gerd Reichert um 1980
7 Liebe Leserinnen und Leser, das Jahr 2025 geht zu Ende. So dermaßen. Viele von uns rechnen nach diesem Jahr voller verrückter Momente und Nachrichten vielleicht nicht mehr in Jahren im Sinne von 365 Tagen, sondern in Regierungsperioden, die man hoffentlich heil überstehen wird. Für espresso war es - trotz aller Kriege und Krisen weltweit - ein besonderes Jahr. Wir haben uns ein bisschen neu erfunden. 80 Jahre Kriegsende hatten wir uns im April zum Anlass genommen, um mit Persönlichkeiten aus der Region über Demokratie und Frieden zu sprechen. Auf diese Ausgabe haben wir so viel positives Feedback bekommen wie noch nie zuvor. Wir haben weiter versucht, mit unseren Geschichten Brücken zu bauen. Wir glauben, das ist der richtige Weg: Verständnis für andere schaffen, Menschen zeigen, die sich nicht in die erste Reihe drängen. Wir wollen wahrhaftig sein. Wir wollen keine Schlammschlacht, aber auch keine Neutralität. Neutralität ist doch sowieso ein Mythos. Und da wären wir beim Thema, das sich schon auf unserem Cover anbahnt. Für diese Ausgabe waren wir einigen Mythen, Bräuchen und Gespenstern auf der Spur. Es wird gruselig, manchmal aber auch Stefanie Herker, Chefredakteurin SABINE KACZYNSKI WIR SUCHEN MEDIENBERATER (M/W/D) EVELIN RAFFALT MEDIENBERATERIN 0841/ 9812401 - 40 / MOBIL: 0172/8533599 raffalt@espresso-mediengruppe.in SEBASTIAN BIRKL SONJA MELZER marketing teamespresso editorial Stefanie Herker Foto: www.thorstenbrieger.com Mein Vorsatz fürs neue Jahr? - unbequemer zu sein. aufschlussreich. Manche dieser Geschichten bleiben vielleicht für immer ein Rätsel, aber ein paar Mythen wollen wir in dieser Ausgabe auch begraben. Sind Sie bereit? Vorsicht Monster, Geister und unbequeme Gesellen im Anmarsch! Wer sich traut, darf jetzt weiterblättern. P.S.: Einen guten Start ins neue Jahr, Gesundheit und allzeit einen guten Geist wünscht Ihnen das Team von espresso!
58 a bloody good drink 2. Gebrannter-Mandel-Sirup · 50 g gehackte gebrannte Mandeln · 50 g Zucker · 100 ml Wasser · 1 Prise Salz · 1 Tropfen Bittermandel-Aroma Zubereitung Mandeln in einer Pfanne ohne Fett leicht rösten. Zucker zugeben und langsam karamellisieren lassen. Mit Wasser ablöschen, vorsichtig rühren, bis sich der Karamell löst, dann das Salz hinzufügen und 5 Minuten leicht köcheln lassen. Vom Herd nehmen und das Bittermandel-Aroma einrühren. Anschließend abseihen und kühl lagern. Tipp: Wenn Sie Zeit sparen möchten, können Sie auch Mandelsirup aus dem Handel verwenden. 1. Blutorangen-Himbeer-Reduktion · 500 ml Blutorangensaft · 50 g Himbeeren · 15 ml Limettensaft · 40 ml Mandarinensaft · ½ Tonkabohne gerieben Zubereitung Alle Zutaten in einen Topf geben und bei mittlerer Hitze auf ca. die Hälfte (rund 300 ml) einkochen lassen. Anschließend durch ein feines Sieb gießen und abkühlen lassen. Drink · 35 ml Blutorangen-Himbeer-Reduktion · 30 ml frischer Blutorangensaft · 25 ml Gebrannter-Mandel-Sirup · 10 ml Zitronensaft · 1 Eiweiß Zubereitung Alle Zutaten in einen Shaker mit Eis geben und 15 Sekunden kräftig shaken. Durch ein feines Sieb in eine vorgekühlte Cocktailschale gießen. BLUTORANGE MANDEL TONKABOHNE
59 espresso frankensteins monster auf eis 1. Grüner Tee · 75 ml Wasser · 3 g Grüner Tee Zubereitung Wasser aufkochen und über den Grünen Tee gießen. 15 Minuten ziehen lassen, anschließend durch ein Sieb abgießen und abkühlen lassen. 2. Fruchtsaft-Rucola-Mischung · 100 ml Aprikosensaft · 160 ml Apfelsaft · 90 ml Mandarinensaft · 90 ml Maracujasaft · 80 ml Limettensaft · 70 ml Wasser · 160 g Zucker · 50 ml grüner Tee · 130 g Rucola · 2 g Salin Solution (s.u.) Zubereitung Alle Zutaten mit dem Stabmixer oder im Mixer mixen. Anschließend durch ein feines Sieb abgießen und kaltstellen. Drink Crushed Ice in das Glas füllen und etwa 70 ml des kalten Getränks aufgießen, sofort servieren. Drinks and Food we love - Genussvoll alkoholfrei Autoren: Simon Schlachter Ausgabe: Hardcover, 224 Seiten, 17x24 cm, ca. 120 farbige Fotos Erscheint am: 24.12.2025 ISBN: 978-3-517-10443-0 Verlag: Südwest Zubereitung Salin Solution 20 % | 20 g Salz und 80 g Wasser in einen kleinen Topf geben und langsam unter Rühren erwärmen, bis das Salz vollständig aufgelöst ist. Abkühlen lassen und in eine saubere Flasche füllen. Tipp: Experimentieren Sie ruhig bei der Wahl des Salzes. Aber verwenden Sie bitte kein jodiertes oder mit Fluor versetztes Speisesalz, das ist geschmacklich nicht der Hit. Fotos: Vivi D’Angelo/ Südwest Verlag APRIKOSE RUCOLA im Pony-Glas
58 espresso WELTEN WANDLER UNTERWEGS MIT DEN ALTMÜHLTALER BERGDEIFL'N Fotos Sebastian Birkl
11 espresso WENN'D RAUHNACHT RUAFT BEILNGRIES - ALTER BAHNHOF Plötzlich steht er da, als wäre er aus der Zeit gefallen – er tritt aus dem Bauch eines alten Waggons, dessen glänzender Lack längst matt geworden war. Die Gleise rosten, die Bahnhofsuhr blieb vor Jahren stehen, doch in diesem Moment scheint der Ort wieder zu atmen. Als hätte er geahnt, dass dieser Reisende nicht mit dem Wind, sondern mit etwas Älterem gekommen war. Etwas, das sich nicht an Fahrpläne hält. Ein Weltenwandler – einer, der nicht nur durch die Welt wandelt, sondern sie im selben Atemzug verwandelt. Perchten, Krampusse und Hexen: Sie bringen das Alte in die Gegenwart, das Wildernde in die Städte, das Überlieferte in unseren Alltag. Sie sind Grenzgänger zwischen dem Sichtbaren und dem Sagbaren – und sie zwingen uns, für einen Moment stehenzubleiben und hinzusehen. Der alte Bahnhof von Beilngries, sonst ein stiller Zeuge vergangener Tage, wird an diesem Morgen zur Bühne. Ein Nicht nur das Brauchtum, auch der Alte Bahnhof in Beilngries lebt bald wieder auf. Die neue Pächterin Yasemin Hudalla will im Erdgeschoß ein Tagescafé eröffnen, im Sommer mit Biergarten im Freien. Im ersten Stock vermietet sie für Touristen Zimmer und ein Familienappartement. Hudalla plant eine Art Inklusionscafé - mit behindertengerechter Gestaltung, Menschen mit Behinderung sollen einen Arbeitsplatz bei ihr finden. Instagram @alterbahnhof_cafe
12 espresso BOID SAMMA DO... Auch der alte Zugwaggon vor dem Bahnhofsgebäude wird wieder auf Vordermann gebracht. Pächterin Yasemin Hudalla will ihn ebenfalls für ihr Tagescafé nutzen. Geplante Eröffnung: April 2026. Im November diente uns der Waggon als atmosphärische Shootingkulisse für die Anreise der Perchten aus einer vergangenen Welt. Früher fuhr hier übrigens der Zug (auch) nach Dietfurt. Dort haben die Altmühltaler Bergdeifl'n ihr Hauptquartier. Eindringen des Brauchtums in die moderne Welt – ein leiser Riss in der Gegenwart, durch den ein Stück Vergangenheit tritt. Vom Bahnhof aus führt die Spur direkt zu einem Mann, der diese Türen zwischen den Welten hütet: Josef Wagner, der Vorstand der Altmühltaler Bergdeifl‘n. 1985 schaut er erstmals selbst durch diese Tür. Mit einem Freund fällt er einen Baum, hölt ein Stück aus und bastelt eine Krampus-Maske daraus. Später führt ihn sein Weg nach Kitzbühel, St. Moritz - im Dienst von Feinkost Käfer durch die Alpenregion. Orte, wo diese Weltenwandler nicht ein eingeschlafener Brauch, sondern ein fester Teil des Jahresrhythmus sind. „Da habe ich das Brauchtum richtig erlebt“, sagt Wagner. 2017 begann er, die Tradition in unserer Region neu zu beleben, 2021 wurde der Verein der Altmühltaler Bergdeifl‘n offiziell zum Leben erweckt. Heute zählt er 43 Maskenträger - darunter Perchten, Krampusse und Hexen - und acht Ordner. Das jüngste Mitglied ist 5, das älteste 65. Wagners Ziel ist klar: Das echte Brauchtum zeigen. Die Vielfalt und Geschichten der Rauhnächte lebendig halten. Er spricht von der Thomasnacht, dem bluadigen Dammerl, der Hobergoas, der bluadigen Luzia … Von Regeln seiner Kindheit: „An den Tagen keine Fingernägel schneiden. Keine Wäsche aufhängen – sonst verfangen sich die bösen Geister drin.“ Sätze, die früher flüsternd weitergegeben wurden und heute noch in ihm nachhallen. Die imposanten Masken stammen aus Österreich, handgemacht, nach eigenen Vorstellungen, mit über einem Jahr Wartezeit. Auch sonst legt Wagner viel Wert auf Optik. „Holz und Leder – kein Plastik. Mit Halloween oder Fasching haben wir nichts zu tun.“ Dazu Fell und lautes Glockengetöse. Denn: Die Perchten sollen in den Rauhnächten die bösen Geister vertreiben – und da schadet ein wenig Lärm nicht. Für ein solches Outfit können gerne mal ein paar tausend Euro zusammenkommen. Die Liebe zum Detail kam auch in Hollywood an. Die ersten Anrufe hielt Wagner erst für einen Scherz und legte auf. Doch irgendwann stellte sich heraus: Warner Bros. wollte die Altmühltaler Bergdeifl’n tatsächlich für die Weltpremiere des Films Red One (mit Dwayne Johnson und Chris Evans) auf den roten Teppich holen. Im Film spielt der Krampus eine
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14 espresso UND WENN MA ALLE SCHEE SAN... BARBERSHOP BEILNGRIES wichtige Rolle. Also ging es für die Krampusse des Vereins nach Berlin. Auch in der ARD-Mediathek gibt es mittlerweile einen Beitrag über die Altmühltaler Bergdeifl'n. Im letzten Jahr starteten sie den ersten Rauhnachtslauf durch Beilngries. Auf Anhieb ein riesen Erfolg, tausende Besucher lockte das Spektakel an. Wagner freut sich, hatte mit dem großen Interesse aber nicht gerechnet. Waren es 2024 noch 26 Vereine beim Rauhnachtslauf in Beilngries, werden es heuer bereits 40. Über 800 Maskenläufer sind dabei, aus Österreich, Tschechien und natürlich Deutschland. Während es in Österreich bei Perchtenläufen mitunter ziemlich rabiat zugeht (die Rute ist im Dauereinsatz und verschont niemanden), will man in Beilngries ein kinderfreundlicheDie beiden Friseure Awaz und Ahmad schlüpften in eigene Masken
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16 espresso SULZPARK DER HOFLADEN UNSER HOFCAFÉ mit hausgemachten Kuchen, heißen Suppen und leckerem Glühwein Produkte aus eigener Herstellung. Ab November im Sortiment: Wildfleisch aus unserem Revier. Wolfsgartenstrasse 16 85049 Ingolstadt heindlhof-ingolstadt.de Öffnungszeiten: Hofladen: Do, Fr 8–18 Uhr, Sa 8–12 Uhr Hofcafé: Fr–Sa 9–18 Uhr, So 9–13 Uhr & GEMÜTLICHE ZIMMER Wintergemüse frisch vom Feld! res Spektakel schaffen. Die Österreicher mussten daher unterschreiben, die Rute steckenzulassen. „Aber es kann natürlich sein, dass trotzdem mal einer eine mitkriegt, das gehört dazu“, sagt Wagner. Sein Ziel für die Zukunft: die Jugend weiterhin für das Brauchtum begeistern und sie so von ihren Handys weglocken. Für unser Shooting ziehen Perchten, Krampusse und Hexen weiter durch Beilngries – wie Wanderer, die von Welt zu Welt schreiten und jede davon kurz verwandeln. Zwischen Klingen, Kämmen und warmem Licht zeigt sich ein stiller Bruch: Das Wilde lässt sich kurz berühren, ohne gezähmt zu werden. Wir sind im Barbershop Beilngries. Von dort aus geht es über den Sulzpark weiter hinein in die Stadt. Menschen bleiben stehen, schauen zweimal, dreimal hin. Und während sie durch die Straßen wandern, scheint sich der Alltag für einen Herzschlag lang zu verschieben. Doch dieses Leben ist anstrengend. In der Bäckerei Sipl, hier, wo Süßes duftet und Kaffeedampf Von außen ziemlich gruslig, doch im Inneren steckt der sympathische Vereinsvorstand Josef Wagner
17 espresso BÄCKEREI SIPL 28. DEZEMBER RAUHNACHTSLAUF IN BEILNGRIES Wer die Altmühltaler Bergdeifl'n live erleben will, hat am 28.12. die Möglichkeit dazu. Ab 14 Uhr: Vorprogramm mit Schauschnitzen und Masken-Ausstellung beim Schattenhofer. Live-Musik mit "Hells Bells" am Kirchplatz. Ab 17.30 Uhr: Beginn Rauhnachtslauf, anschließend Aftershowparty im Don Caribico. Mehr auf Instagram @altmuehltalerbergdeifln in Eichstätt 0 Wintershof bei Eichstätt Hohes Kreuz · Tel. 08421/9 79 80 Ingolstadt (im Hause Börner + Co.) Messerschmittstr. 5 · Tel. 0841/6 18 86 Besuchen Sie unsere neue Homepage unter www.fliesen-koeber.de Besuchen Sie uns vom 3.-5. Mai 2019 auf der Gewerbemesse Manching Fliesendesign & Ofenträume in Eichstätt und Ingolstadt Wintershof bei Eichstätt Hohes Kreuz · Tel. 08421/9 79 80 Ingolstadt (im Hause Börner + Co.) Besuchen Sie unsere neue Homepage unter www.fliesen-koeber.de Besuchen Sie uns vom 3.-5. Mai 2019 auf der Gewerbemesse Manching Fliesendesign & Ofenträume in Eichstätt und Ingolstadt Wintershof bei Eichstätt Hohes Kreuz Tel. 08421/9 79 80 Besuchen Sie auch unseren Schnäppchenmarkt, hier haben wir ständig Angebote auf Lager. aufsteigt, wirken sie wie ein stiller Gast aus einer anderen Epoche. Doch ihre Blicke verraten: Die Rauhnächte warten. Der Weltenwandler bleibt nie lange. Vielleicht wird in Beilngries klar, was hinter dem Wort Weltenwandler wirklich steckt: Sie wandern durch die Welt. Aber sie wandeln auch unsere Welt – für einen Augenblick, für eine Nacht, für eine Generation. Sie erinnern uns daran, dass zwischen Vergangenheit und Gegenwart mehr Verbindung liegt, als wir glauben. Und dass in den dunkelsten Nächten die Grenzen zwischen den Welten dünn genug werden, um hindurchzugehen. Genau dort stehen sie: Mit einem Fuß im Gestern – und dem anderen im Heute.
espresso Anzeige Silvia Münzhuber, innerhalb der Stadtmauern geboren und damit eine echte Schanzerin, führt seit rund 20 Jahren durch die Stadt. Für espresso schlüpfte sie in die Rolle des Henkers, Teil ihrer kostümierten Stadtführung "Gsündigt, Gstraft, Gricht" Henker, Hexen, Folterkammer Die dunkle Vergangenheit des Taschenturms
Anzeige espresso 19 Fotos und Text Sebastian Birkl Gewaltsam werden ihr die Hände auf den Rücken gezwungen und mit grobem Strick fixiert. Der Henker wirft das Seil über den Balken, setzt an – Zug für Zug schießt ihr Körper nach oben. Ein dumpfer Laut, dann das Knacken ihrer Gelenke. Schreie, so durchdringend, dass sie selbst die dicken Mauern des Taschenturms überwinden, hallen hinaus auf die Straße. Die junge Frau verliert das Bewusstsein. Als sie erwacht, setzt der Henker erneut an. Panik flammt in ihr auf. „Halt!“, stößt sie hervor. „Ich gestehe… ich bin eine Hexe!“ Mit diesen Worten fällt das Urteil unausweichlich – die unschuldige Frau wird auf dem Scheiterhaufen enden. Alles nur erfunden? Leider nicht. Den Ingolstädter Taschenturm umgibt eine sehr dunkle Vergangenheit. Eventuell ist er sogar das Gebäude mit der dunkelsten Vergangenheit der Stadtgeschichte? „Auf jeden Fall“, ist sich Stadtführerin Silvia Münzhuber sicher. Wer heute durch den Torbogen spaziert, wird kaum im Sinn haben, dass direkt darüber einmal eine Folterkammer lag. Etwa zur Mitte des 16. Jahrhunderts beginnt die dunkle Vergangenheit des Taschenturms. Als der Striegelturm am Holzmarkt aus allen Nähten platzt, wird der Taschenturm zum neuen Gefängnis der Stadt. Neun Zellen gibt es dort fortan. Ende des 16. Jahrhunderts beginnen in Ingolstadt die ersten Hexenprozesse – in den kommenden Jahrzehnten werden unschuldigen Frauen in der Folterkammer unvorstellbare Grausamkeiten angetan. „Es gab drei Stufen der Folter“, erklärt Münzhuber. Zuerst wurden der vermeintlichen Hexe die Folterinstrumente nur gezeigt. Anschließend wurde erklärt, wie diese gleich eingesetzt werden würden. Erst in der dritten Stufe wurde dies schließlich auch getan. „Nach dreimaliger Folter ohne Geständnis galt man eigentlich als unschuldig und musste entlassen werden. Aber die Hexerei galt als Sonderverbrechen“, erklärt die Stadtführerin. Heißt: „Normale Regeln galten nicht, die Folter durfte beliebig oft wiederholt werden.“ Irgendwann führte die Folter also zwangsläufig zum Geständnis - außer man überlebte sie nicht. Nicht jedem waren die Folterungen hart genug. Maximilian, Sohn von Herzog Wilhelm V. von Bayern, und absolut dem Hexenwahn verfallen, beschwerte sich bei seinem Vater über die lasche Vorgehensweise. Maximilian selbst nahm öfter an Verhören und Folterungen teil. So schrieb er seinem Vater, der Ingolstädter Rat hätte "nit viel Lust (dazu)“. Tatsächlich war es so, dass sich viele Räte von der Teilnahme entschuldigen ließen, erklärt Münzhuber. Man mag es ihnen nicht verübeln. Maximilian I. hat sogar seine eigene Frau der Hexenprobe unterzogen, da sie ihm keinen Sohn gebar. Trotz aller Grausamkeiten: Ingolstadt kam bei den Hexenprozessen eine Sonderrolle zu. „Der Umstand, daß die Hexenverfolgungen in Ingolstadt verhältnismäßig glimpflich verliefen, war vor allem den Mitgliedern der juristischen Fakultät an der Hohen Schule zu verdanken, die sich zum Teil von Anfang an vehement gegen den Hexenglauben gewandt hatten“, schreibt dazu Edmund Hausfelder in einem Text über die Ingolstädter Hexenprozesse. „Beileibe nicht jede Frau, die in Ingolstadt wegen Hexerei angeklagt wurde, wurde auch verurteilt“, ergänzt Münzhuber. Im nahen erzkatholischen Eichstätt sah das schon ganz anders aus. „Hier wurde mit eisernem Besen gekehrt“, sagt die Stadtführerin. Überliefert ist etwa der Hexenprozess der Katharina Nickhlin. Die Hofschneiderin flieht von Eichstätt nach Ingolstadt, um der Verfolgung durch den Fürstbischof von Eichstätt zu entgehen. Doch der lange Arm des gnadenlosen Bischofs Johann Christoph von Westerstetten reichte bis nach Ingolstadt. Nickhlin wird 1630 in Ingolstadt gefasst und als Hexe verbrannt. „Als besonderer Gnadenakt erdrosselt sie der Henker vor der Verbrennung“, heißt es in Barbara Leiningers Buch Zeit der Frauen. „Damals war man von der Existenz der Hexen überzeugt“, sagt Münz- » Es war damit aber natürlich auch sehr einfach, sich einer unliebsamen Nachbarin zu entledigen «
20 espresso huber. Man flüchtete sich in den Aberglauben, um Schicksalsschläge erklärbar zu machen. „Aus heutiger Zeit mutet das natürlich grotesk an. Aber man brauchte Antworten. Warum verendet das Vieh? Warum wird das Kind krank? Warum verdirbt die Ernte?“ Da kam ein Sündenbock gerade recht. „Es war damit aber natürlich auch sehr einfach, sich einer unliebsamen Nachbarin zu entledigen.“ Ein Systemfehler, der das Ganze noch zusätzlich befeuert haben dürfte: „Denunzianten bekamen eine Belohnung“, so Münzhuber. Unter Folter mussten die Frauen preisgeben, „wen sie am Hexensabbat am Blocksberg noch alles getroffen hätten“, sagt sie. Das führte zu weiteren Anklagen. „Auch die Kinder wurden befragt. Man legte ihnen vieles in den Mund, damit sie die eigene Mutter bezichtigten.“ Im Mittelpunkt aller Grausamkeiten stand der Henker. Aber sein Arbeitsalltag bestand lange nicht nur aus Folter und Hinrichtungen. „Er hatte sehr viele Aufgaben. Als sogenannter Abdecker verwertete er tote Tierkörper, außerdem reinigte er – von Hand – die Schutter. Den Dreck verkaufte er an die Bauern als Dünger für deren Felder.“ Und, schon ein bisschen lustig: „Er hatte die Aufsicht über die Prostitution.“ Der Henker als Zuhälter. All das hatte für den Henker allerdings einen Preis. Er war ein Ausgestoßener, von den Bürgern wurde er gemieden. „Berührte man ihn, galt man als infiziert und wurde aus der christlichen Gemeinschaft ausgeschlossen“, erklärt Münzhuber. Selbst der Pfarrer verweigerte ihm die Hostie. Nur des Nachts schlich man sich zu seiner Wohnung und erbat sich so manchen Heiltrank. „Das Blut eines Geköpften galt es Heilmittel gegen Epilepsie.“ Auch die Redewedung „Ich drück‘ dir die Daumen“, kommt aus dieser Zeit. „Hoch im Kurs standen die Fingerknöchelchen eines Gehenkten, als Glücksbringer. Am teuersten war der Daumen. Man steckte ihn in den Geldbeutel und drückte ihn dort von Zeit zu Zeit. Er sollte Glück bringen und vor Dieben schützen.“ Gewohnt hat der Henker übrigens nicht im Taschenturm, der Henkersknecht hingegen schon. „Der Henker wohnte ein Stück die Straße runter, neben der alten Anatomie, weswegen die Straße lange Zeit Scharfrichtersgasse hieß. Die mieseste Wohngegend der damaligen Zeit“, so Münzhuber, die für die Führung „Gsündigt, Gstraft, Gricht“ regelmäßig selbst in das Gewand des Henkers schlüpft. „Es war sicher schrecklich, außerhalb der Gesellschaft zu stehen. Die Leitfigur für meinen Henker war der Boandlkramer aus Der Brandner Kaspar und das ewig‘ Leben. Der Boandlkramer ist ein bisschen leutselig, er würde gerne dazugehören und heischt um Anerkennung. So habe ich mich in den Charakter hineingefühlt.“ Trotz aller Grausamkeiten, bei den Führungen geht es übrigens mitunter durchaus heiter zu. Galgenhumor sozusagen. Selbst in den Gaststätten saß der Henker alleine in der Ecke. In Ingolstadt weiß man Der Taschenturm wurde um 1390 erbaut. Den Namen hat er von den "Dachtaschen", denn der Taschenturm war im Mittelalter eines der ersten Gebäude, das damit eingedeckt wurde. Hinter den Fenstern über dem Torbogen lag die Folterkammer. Termine für Stadtführungen 2026 21.06. & 09.08. | Tatort Ingolstadt: Der Mordfall Prantner mit Silvia Münzhuber, Ute Lottes, Christine Kern 31.05. & 12.07. | Gsündigt, Gstraft, Gricht: Das Rechtssystem im Mittelalter mit Silvia Münzhuber, Ute Lottes 26.07. und 06.09. | Hier stinkt's gewaltig: Von Gerbern, Henkern, Seuchen mit Ute Lottes Stadtführungen auch für Geburtstage o.Ä. buchbar: stadtfuehrung-ingolstadt.de sogar wo: im auch jetzt noch als Kneipe existierenden Englwirt. „Dort saß er alleine auf einem dreibeinigen Schemel, was den Galgen symbolisieren sollte. Der Krug war angekettet, damit niemand anderes daraus trank“, erklärt Münzhuber. Da man den Henker nicht berührte und ihm demzufolge auch nicht die Hand gab, wurde zur Begrüßung dreimal auf den Tisch geklopft. „Ein Brauch, der sich bis heute in Gaststätten mitgetragen hat“, erklärt die Stadtführerin. Bereits im frühen Jugendalter begann die 6-jährige Ausbildungszeit des Henkers. Der Berufsweg war damals Familiensache. Der älteste Sohn musste Henker werden, ob er wollte oder nicht. Auch durfte nur in andere Henkersfamilien hineingeheiratet werden. Nach der Ausbildung ging es vier Jahre auf Wanderschaft. Im Anschluss folgte die Meisterprüfung. Das Meisterstück: einen Kopf mit einem einzigen Hieb abzuschlagen. Wenn der zum Tode verurteilte über die Maßen leiden musste, kam es schonmal vor, dass sich der Volkszorn auf den Henker richtete. „Für Ingolstadt ist überliefert, dass man den Henker 14 Tage ins eigene Gefängnis sperrte – zum Schutz vor der aufgebrachten Menge“, so Münzhuber. In anderen Städten kam es gar vor, dass der Henker für seine schlechte Arbeit gelyncht wurde. Zum Glück hat sich eine solche Arbeitsbewertung nicht durchgesetzt, da wäre heutzutage so manche Abteilung ziemlich ausgedünnt. Der Henker war übrigens auch dafür verantwortlich, dass der Gefolterte nach der ganzen Pein eigenständig zur Hinrichtungsstätte gehen konnte. Ganz nach dem Motto: Zamgricht, hergricht, hi’gricht. Der letzte Ingolstädter Henker, Johann Ritzer, starb 1838. Er ist auf dem Westfriedhof bestattet. „Aus den Henkersdynastien gingen sehr viele Apotheker und Ärzte hervor", so Münzhuber. Auch Ritzers Sohn wurde Pharmazeut. Auf einer gesellschaftlich ähnlich niedrigen Stufe wie der Henker standen übrigens Schäfer, erklärt sie. Diesen sagte man, nun ja…, aus Ermangelung an Frauen auf der Wanderschaft ein amouröses Verhältnis zu ihren Tieren nach. „Ob das so stattgefunden hat, ist wieder was anderes“, lacht Münzhuber. Seit knapp 20 Jahren führt sie Einheimische und Touristen durch die Stadt. Sie macht es mit Leidenschaft, das spürt man. Wie lange noch? „So lange die Füße mich tragen“, antwortet sie mit einem Lachen.
21 espresso haeckl-schreinerei.de maSSgeSchneiderte LöSungen ∙ Beratung ∙ PLanung ∙ auSführung ∙ montage Hermanngraben 1 85123 Karlskron 08450-92 57 98 HOLZ ∙ LeidenscHaftLicH verarbeitet ∙ MeisterHaft MOntiert Frohe Weihnachten und besinnliche Feiertage, die Herz und Seele zur Ruhe bringen. Ab in den Karzer! „Dass ein Knast so viel Aufmerksamkeit bekommt, überrascht mich dann doch“, scherzte Barbara Leininger in einem prallgefüllten Saal im Georgianum. Zu Beginn der Sanierungsarbeiten 2019 wurde im Georgianum einer der ältesten noch erhaltenen Karzer in ganz Deutschland entdeckt. Der Altphilologe Niklas Holzberg stellte einem interessierten Publikum Anfang Dezember seine Untersuchungen zu den dort entdeckten Graffiti vor, die auch in einer kürzlich erschienenen Publikation „Der Karzer in Ingolstadt“ zu finden sind (Herausgeberin: Barbara Leininger, Vorsitzende Tibi Dabo). Die in Wände und Holzbalken geritzten Römischen Zahlen geben Auskunft über die Dauer des Arrests. Namen und Jahreszahlen belegen, dass der Kerker vom 16. bis Ende des 18. Jahrhunderts genutzt wurde. Besonders interessant: Ein doppelt in Wand und Holzbalken geritzter Vers des Dichters Vergil - einmal in leichter Abwandlung - spricht dafür, dass sich die Studenten im Karzer wohl im wahrsten Sinne des Wortes in eine Art Galgenhumor flüchteten. Das gibt es heutzutage natürlich auch noch, nur finden sich Studentenkritzeleien mittlerweile eher auf Uni-Toiletten. Über die Vergehen der Studenten erfährt man nichts an den Wänden, aus der Stiftungsurkunde jedoch sehr wohl. Als strafwürdig galt jede Art von Gewaltanwendung, das Spielen mit Würfeln und Karten, nächtliches Verlassen des Hauses (mit und ohne Waffe) sowie der „Umgang mit verdächtigen Weibsleuten“. Im Anschluss an den Vortrag von Niklas Holzberg konnte der nur wenige Quadratmeter große Karzer bei „Wasser und Brot“ (wobei das Wasser dem Wein wich) besichtigt werden. „Der Karzer in Ingolstadt“ ist in der Buchhandlung Stiebert erhältlich. Wie ein jahrhundertealter Karzer im Georgianum die Vergangenheit Ingolstädter Studenten wieder lebendig macht von oben: der Karzer, Halbvers aus Vergils Epos Aeneis, Altphilologe Niklas Holzberg
22 espresso VON STEFANIE HERKER "Bürgermeister, leck mich am Arsch!" - Mit diesem Ausruf sorgt man in der heutigen Zeit maximal für irritierte Blicke, früher hingegen kam man damit nicht ganz ungestraft davon. "1770 war das Strafmaß dafür zwei Stunden am Pranger stehen." Kuriositäten wie diese gehören zu Frieder Leipolds Repertoire bei Stadtführungen wie die Fackel zum Winter: Der promovierte Kunsthistoriker, wissenschaftliche Mitarbeiter der LMU München und leidenschaftliche Geschichtenerzähler führt in Pfaffenhofen zu den Orten, aus denen die Vergangenheit spricht - oder ein blutiges Bein in die Stube hält. Wer mit ihm zur Weihnachtszeit durch die dunklen Gassen der Stadt wandert - mit Fackel in der Hand - fühlt sich nicht nur zurückversetzt in die Zeit der Perücken und Revolutionen, sondern auch in eine Welt voller Mythen, Sagen und Grausamkeit. Schon in seiner Zulassungsarbeit an der LMU widmete er sich der Schlacht bei Pfaffenhofen 1745. Doch viel lieber erzählt er das Unkriegerische: das Abseitige, Skurrile, die kleinen Geschichten, bei denen man automatisch stehen bleibt und kurz wieder Kind wird – mit offenem Mund und einem Hauch Gänsehaut. Vor allem kommen ihm da der Bluadige Thamerl, die Luz, die Wilde Jagd oder aber auch die Dämonen vor der Stadtmauer in den Sinn. Wie gruselig sind die Geschichten, die Sie kennen? SCHAU NED UM, DE LUZ GEHT RUM Wie hält man böse Geister fern? Was darf bei Ihrer Stadtführung nicht fehlen? Frieder Leipold, Historiker und Stadtführer, vor der Alten Stadtmauer in Pfaffenhofen.
23 espresso DÄMONEN VOR DER STADTMAUER Die Reste von Stadtmauern in unseren Städten sind uns heutzutage fast heilig. Auch damals, als alles noch eine wildere Ordnung hatte, war die Stadtmauer eine wichtige Grenzlinie. Früher bedeutete sie: "drinnen Sicherheit – draußen Gefahr in der wildesten Form. Dort lauerten Dämonen, Gespenster und Waldgeister", erklärt Frieder. In Pfaffenhofen war die Weilhammer Klamm etwa so ein Ort. Ein Un-Ort, ein Grenzort, an dem das Dunkle dichter war als anderswo. "Innerhalb der Pfaffenhofener Stadtmauer war man davor geschützter." Kein Wunder, dass sich um die Winterzeit hier Mythen verdichteten. Denn der Advent war früher nicht die „Stade Zeit“, so wie wir ihn heute romantisieren. Es war die raueste Phase des Jahres: kalt, dunkel, gefährlich. Und was wollte man mit den Geschichten, die man sich erzählte, eigentlich bewirken? "Sie sollten warnen und schützen. Schließlich ist diese magische Zeit zwischen den Jahren tatsächlich eine ganz besondere", schmunzelt Frieder, als hätte er die Geister schon selbst erlebt. "Manchmal wollte man die Kinder aber auch schlicht erschrecken." DER BETLÄUTER Viele von uns kennen ihn vielleicht noch aus der eigenen Kindheit. Wer nach dem letzten Abendläuten noch nicht zu Hause war, riskierte, vom Betläuter oder dem Nachtgloar geholt zu werden. Diese Figur – halb Mahnung, halb Mythos – jagt bis heute wohliges Grauen ein. Sie erinnert daran, dass Dunkelheit Regeln hatte. Und, dass die Kinder, die sich nicht daran hielten, eben "abgeholt" wurden. DIE LUZ Neben Krampus und Knecht Ruprecht gab es die Lucia, eine Kinderschreckfigur, die man so wohl nirgends sonst in dieser Intensität findet. "Der Legende nach war Lucia sehr gläubig. Sie riss sich ihre eigenen Augen aus, um sich ganz Gott zu widmen und schickte sie ihrem heidnischen Verehrer, dem ihre Schönheit zu viel bedeutete. Darum wird sie bis heute mit einem Tablett voller Augen dargestellt." Am Abend des 12. Dezembers geht sie um – und ihre Aufgabe war nichts für schwache Nerven. "Man erzählte sich, sie würde Kindern die Bäuche aufschlitzen und mit Werch, also Hanf, wieder ausstopfen - so wie bei Puppen." Der Mythos, der zeigt: Die Weihnachtszeit war nicht immer nur geprägt von Besinnlichkeit. Es schwebte auch ein pädagogisches Schreckgespenst durch die Stuben. DER BLUADIGE THAMERL – DIE THOMASNACHT Am 21. Dezember, der längsten Nacht des Jahres, taucht der Bluadige Thamerl auf. Ein Wesen, das polternd mit einem Hammer an Türen klopfte und sein blutverschmiertes Bein in die Stuben streckte. Seine Wurzeln? "Vermutlich lag es an dem Blut, dass Metzger nach der Schlachtung (daher auch der blutige Hammer) am Thomasabend noch an sich hatten und damit in die Häuser kamen. "
24 espresso DIE WILDE JAGD Man glaubte, dass in den Rauhnächten ein wütender Geisterzug über Himmel und Wälder fegt. Rund um dieses Phänomen entstanden zahlreiche Bräuche. Türen und Fenster wurden fest verschlossen, damit die Geister keinen Eintritt fanden. Man stellte Schalen mit Wasser oder Getreide vor die Häuser, um die wilden Reiter zu besänftigen. Und Kinder wurden streng ermahnt, nach Einbruch der Dunkelheit zuhause zu bleiben – denn wer der wilden Jagd in die Quere kam, so hieß es, konnte leicht für eine verlorene Seele gehalten werden. "Man sollte auch keine Wäsche zum Jahreswechsel draußen hängen lassen, weil sich die Geister darin verfangen konnten", erinnert Frieder. Auch heute noch taucht die Wilde Jagd in seinen Fackelwanderungen auf: ein Echo aus einer Zeit, in der man dem Unbekannten lieber respektvoll Platz machte. VOTIVFIGUREN Gerne schaut Frieder auch im Museum im Haus Hipp, mitten am Pfaffenhofener Hauptplatz, vorbei. Hier öffnet sich eine Tür in eine andere Wirklichkeit. In der kleinen alten Wachszieherei stehen sie noch immer: die Votivfiguren, die Menschen einst der Heiligen Maria schenkten, wenn Krankheit, Unglück oder Angst von ihnen abfiel. "Es hat damals den gesamten Süddeutschen Raum verbunden. Von der Magd bis zum Kurfürst - kaum jemand glaubte nicht an diese Magie. Die Figuren im Museum wirken, als hätten sie ihre eigene Präsenz behalten – stille, gelbliche oder rote Körper, deren durchdringende Wachsaugen einen anstarren, als wären sie echt, aber erstarrt. In den Figuren spiegelt sich das Zittern der Menschen von damals, ihr Aberglaube, ihre Hoffnung, ihre Verzweiflung und ihr Dank. "Damals gab es kein Penicillin. Die Gelübde der Menschen wirkten als Placebo erstaunlich gut. Wer daran geglaubt hat, hat scheinbar die Selbstheilungskräfte seines Körpers akti- "Weiber Sterbn - koa Verderbn. Ross Verrecka duad an Bauern schrecka" Dieses alte Sprichwort erinnert an die damalige Bedeutung der Pferde auf dem Acker. Die Wachsfiguren stehen heute noch im Museum des Café Hipp im oberen Stock. Fotos: Stefanie Herker Ein "Wachsstock" in Form eines Gebetsbuches. Zur Beziehungsanbahnung wurde so ein Wachsstock zum Beispiel vom Knecht an die Magd verschenkt. Für Gruppen zwischen 15 und 40 Personen gibt Hans Hipp einen exklusiven Einblick in die traditionelle Wachszieherei. 1699 Nr. 54 Bd. 2 "Chatarina Wolzhoferin hatte ein kindt, so das fell über das aug gewaxen, Verlobte ein Wäxernen augapfel, ein opfer in stockh, Und ein rosenkranz Zu betten, Vermerkht in einer kurzen Zeit besserung." 1700 Nr. 81 Bd. 2 "Maria Wenthalerin Von Illminster litte ein knäblein so mit harten seidtenstich geblagt wurde, Verlobt sich mit ein h. Rosenkranz, einem wäxernen Kindl, Und opfer in stokh, ist bald wderum zu seiner gesundheit khomen." 1700 Nr. 19 Bd. 2 "Maria Zörerin von Pfaffenhouen verlobte Ihr Klaines Kindt, welches wegen einer Leibsunbässlikheit nit an der Muetter trinkhen volte mit Einem wächsenen Kindlein und vächsener Prusst, varauf das Kindt gleich seine Notwendige Narung viderum genossen." Foto: Archiv Hipp Exemplarische Danksagungen aus den Kirchenbüchern um 1700 in originaler Schreibe.
25 ZWISCHEN WACHS & HOFFNUNG viert", stellt der Historiker fest und verweist auf tausende Danksagungen (Bilder links), die damals niedergeschrieben wurden. Wer geheilt war, kaufte bei Hipp ein Bein, ein Herz oder eine ganze Kinderfigur aus Wachs und brachte sie am Altar der Kirche dar. Die Kirche war voller solcher Gaben. "Nach der Opferung wurden sie wieder eingeschmolzen und das Wachs wurde wieder an Hipp geliefert. Modernes Recycling", erklärt Frieder Leipold. Aus der Wachszieherei und Lebzelterei - zwei Handwerkskünste verbunden im Honig - entwickelte sich bei Hipp die Zuckerbäckerei und schließlich die heutige Konditorei mit Café. Und im Geschenke- und Deko-Shop nebenan finden sich u.a. Kerzen und sogar noch handgefertigte Votivfiguren. Einen ganz besonderen Tipp für den Weihnachtsabend hat Frieder Leipold noch: Wer mutig ist, kann in einen Stall gehen, denn wenn Tiere sprechen können, dann hört man sie an diesem Abend gegen Mitternacht ganz gewiss. "Aber Vorsicht, dass nicht die Trut reinkommt, die erschreckt die Tiere!" Wer jetzt Lust auf eine Kuriositätentour oder Fackel-Stadtführung durch Pfaffenhofen bekommen hat, der findet hier weitere Informationen: www.stadtfuehrungen-pfaffenhofen.de Telefon: 08441 - 40 55 0 - 0 Kosten: ab 3,00 €, Schüler kostenlos Dauer: ca. 90 Minuten Und wer Lust auf ein Stück Kuchen im Angesicht der Wachsfiguren hat: Haus Hipp, Hauptplatz 6, Pfaffenhofen Öffnungszeiten der Wachszieherei Von November bis März immer Montag bis Sonntag, 9:00 Uhr bis 18:00 Uhr
EIN GESPRÄCH MIT KRISENMEISTERIN LEA BETZ ÜBER INNERE RAUCHMELDER, SCHAM UND NEUE WEGE Fotos + Interview: Stefanie Herker deinen GEIST kümmer´dich um
19 espresso Was war der Moment in deinem eigenen Leben, an dem du gemerkt hast: Mein Nervensystem braucht etwas anderes als reine Disziplin oder Durchhalten? Der Wendepunkt kam, als ich merkte, dass ich zwar alles „richtig“ machte, aber innerlich immer leerer wurde. Ich funktionierte, ich war diszipliniert, ich hielt durch... aber die berufliche Erfüllung hat gefehlt. Ich hatte ständig das Gefühl, gegen eine innere Wand zu rennen. Mein Körper hat mir irgendwann deutlicher gezeigt als jede Stimme in meinem Kopf, dass dieser Weg nicht meiner ist. Und genau das war der Moment, in dem ich verstanden habe: Ich brauche keinen stärkeren Willen, ich brauche einen anderen Umgang mit mir. Zu sehen, dass ich einen neuen Weg einschlagen MUSS, war schmerzhaft, aber gleichzeitig befreiend. Und ihn wirklich zu gehen, hat unglaublich viel Mut gebraucht. Aber Praxis Dr. Voit von Thun Kieferorthopädie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene Max-Joseph-Str. 7 85051 Ingolstadt Tel.: 0841-88 55 030 www.IN-Smile.de info@in-smile.de Kostenlose Parkplätze direkt vor der Tür. Wir suchen eine/n Auszubildende/n (m/w/d) für 2026 zur/zum ZFA Hast du Interesse? Wir würden Dich gerne kennenlernen! genau dadurch bin ich heute in der Arbeit angekommen, die sich für mich richtig anfühlt und die ich selbst gebraucht hätte, als ich noch im Funktionsmodus gefangen war. Wie würdest du jemandem erklären, was ein dysreguliertes Nervensystem ist? Es ist wie ein innerer Rauchmelder, der ständig auf Anschlag läuft, selbst wenn eigentlich nichts Brenzliges passiert. Man ist schnell gestresst, schnell müde, schnell überfordert. Es fehlt die innere Bremse, die sagt: Alles gut, du bist sicher. Welche ersten Signale übersieht man im Alltag am häufigsten? Dieses subtile „Ich kann grad nicht mehr“, das man wegdrückt. Ständige Anspannung im Bauch, schlechter Schlaf, dünnere Nerven als sonst. Viele nennen das „normal“ - ist es aber nicht. "Sei kein wandelndes Gespenst. Sei ein freier Geist." Lea Betz ist von Beruf Psychologische Beraterin, Ernährungs- und Gesundheitsberaterin in Ingolstadt. Psychologische Berater:innen arbeiten mit klinisch gesunden Menschen in verschiedenen Bereichen zum Zwecke der Persönlichkeitsentwicklung, Problemlösung, Verbesserung der Beziehungsfähigkeit und dem Erhalt der seelischen Gesundheit. Leas Schwerpunkte haben sich anhand ihrer eigenen Vorgeschichte ergeben: Energiemangel, Darmprobleme und Stressoptimierung. Sie sagt über sich selbst: "Durch innere Arbeit bin ich so sehr gewachsen, das zeigt sich jetzt in allen Lebensbereichen bei mir." Lea gibt Online-Coachings und Workshops. Zu ihren Klienten zählen überwiegend "feinfühlige Frauen", aber auch vereinzelt Männer. Aktuell absolviert sie zusätzlich eine Ausbildung zur Heilpraktikerin. "Mach dich frei von allen Zwängen."
28 espresso Was bedeutet „innere Stabilität“ für dich – und woran merkt man, dass man sie langsam aufbaut? Für mich heißt das, dass ich nicht von jeder Kleinigkeit umgeworfen werde. Man merkt es daran, dass man sich wieder klarer fühlt, Grenzen setzen kann und sich selbst ernst nimmt. Alles wird irgendwie ruhiger - auch wenn das Leben nicht automatisch leichter ist. Warum reagieren gerade sensible Frauen so stark auf Stress, Zyklusverschiebungen oder Belastungen im Kinderwunsch? Weil ihr Nervensystem feiner eingestellt ist. Sie spüren schneller, wenn etwas nicht passt. Und hormonelle Prozesse verstärken das Ganze noch – der Körper reagiert einfach intensiver auf alles, was emotional mitschwingt. Kommen auch Männer zu dir? Es sind knapp 90 Prozent Frauen, aber ich hatte auch schon einige Männer als Klienten. Welche körperlichen Symptome erzählen oft eine psychische Geschichte, die wir erst später erkennen? Viele körperliche Symptome sind eigentlich Botschaften, die wir lange überhört haben. Ein Reizdarm zum Beispiel erzählt oft von jahrelanger Anspannung, von „zu viel“ im Leben, von Grenzen, die wir nie gelernt haben, zu setzen. Zyklusstörungen zeigen manchmal, dass der Körper seit Monaten versucht, mit Belastungen klarzukommen, die emotional nie ausgesprochen wurden. Erschöpfung ist nicht einfach „zu wenig Schlaf“, sondern oft ein stiller Schrei danach, endlich gesehen zu werden. Viele Frauen glauben, ihr Körper sei ihr Feind. In Wahrheit ist er der Einzige, der von Anfang an versucht hat, die Wahrheit auszusprechen. Gibt es ein Thema, über das Frauen bei dir am häufigsten zum ersten Mal offen sprechen? Ja, darüber, wie alleine sie sich fühlen mit all dem, was in ihnen passiert. Viele sagen mir irgendwann: „Ich habe das noch nie jemandem erzählt.“ Es geht oft um Scham. Scham darüber, nicht so stark zu sein wie andere. Scham darüber, sensibel zu sein. Scham über ihren Körper, der scheinbar „nicht mitspielt“ - beim Kinderwunsch, beim Zyklus, bei Verdauung und Energie. Und oft ist es das erste Mal, dass sie erleben: Hier muss ich nichts verstecken. Hier ist Platz für alles. Dieser Moment, in dem jemand spürt, dass ihre Wahrheit nicht zu viel ist, der verändert etwas im ganzen System. Wie entscheidest du, welcher Zugang für welche Frau der richtige ist? Ich höre gut zu. Jede Frau bringt ihre eigene Geschichte, ihren Körper und ihre Geschwindigkeit mit. Manchmal ist ein Gespräch alles, was es braucht. Und manchmal zeigt der Körper so klar, dass wir ihn unbedingt mit einbeziehen sollten. Welche Rolle spielt der Körper bei psychologischen Themen? Eine viel größere, als wir glauben. Der Körper speichert Stress, alte Erfahrungen, ungelöste Anspannung. Wenn wir ihn ignorieren, arbeiten wir nur mit der halben Realität. Was unterscheidet eine regulierte von einer dysregulierten Körperwahrnehmung? In einem regulierten Zustand spürt man sich klar, ohne Alarm. Man kann Grenzen wahrnehmen und Signale einordnen. Jetzt ist sie happy: Lea Betz kündigte ihren Job in einem großen Konzern und folgte ihrem Herzen. Während eines zweijährigen Auslandsaufenthaltes hat sie sich als Psychologische Beraterin selbstständig gemacht. "Eine Krise reißt Masken weg, die du nie freiwillig abgelegt hättest."
29 espresso Fotos: Stefanie Herker "Es ist ein Mythos, dass man sich erst um seine geistige Gesundheit kümmern muss, wenn man bereits krank ist."
30 espresso Fotos: Stefanie Herker Mikronährstoffe, die bei Stress und innerer Unruhe helfen können: MAGNESIUM Am besten Glycinat oder L-Threonat. Magnesium entspannt Muskeln und Nervensystem – perfekt, wenn alles ein bisschen „zu viel“ ist und der Körper nicht abschalten kann. L-THEANIN Ich nenne es gerne „entspannte Konzentration“. Es macht ruhig, aber gleichzeitig klar im Kopf – ideal bei Grübeln oder wenn der Fokus fehlt. OMEGA-3 Tut dem Gehirn unglaublich gut. Viele merken damit bessere Stimmung, weniger innere Unruhe und klarere Gedanken. ASHWAGANDHA Ein schönes Adaptogen, das dein Stresslevel runterholen kann. Hilft vor allem, wenn die Unruhe eher „stressgetrieben“ ist – Herzrasen, viele Gedanken, schlechter Schlaf. B-VITAMINE Wichtig für Stimmung, Energie und Nerven. Wenn hier ein Mangel vorliegt, macht sich das oft in Reizbarkeit, Nervosität oder emotionaler Instabilität bemerkbar. GLYCIN Sanfte Unterstützung fürs Einschlafen, gegen nächtliches Aufwachen und für mehr Ruhe am Abend. Wichtig: Nährstoffe können unterstützen, aber sie ersetzen keine innere Arbeit. Ein reguliertes Nervensystem entsteht durch eine Mischung aus mentaler, emotionaler und körperlicher Balance – nicht durch ein einzelnes Produkt. "Es führt immer irgendwo ein Weg aus der Krise."
31 espresso Dysreguliert fühlt es sich chaotisch an: zu viel, zu schnell, zu laut – oder gar nichts mehr. Gibt es eine Veränderung, die dich bei deinen Klientinnen immer wieder berührt? Wenn sie plötzlich merken, dass sie nicht kaputt sind, sondern einfach überlastet waren. Dieser Moment, in dem sich Scham in Verständnis und Selbstmitgefühl verwandelt, berührt mich jedes Mal. Wie sieht ein typischer „Aha-Moment“ in deiner Arbeit aus? Wenn jemand erkennt: „Ich muss nicht mehr gegen meinen Körper arbeiten.“ Diese Erkenntnis verändert fast alles - den Umgang mit Stress, mit dem eigenen Zyklus, mit Beschwerden und mit sich selbst. Welche kleinen Rituale oder Routinen haben die größte Wirkung? Langsamer werden. Regelmäßig atmen, bewusst essen, Pausen ernst nehmen. Es sind oft die unscheinbaren Dinge, die dem Nervensystem zeigen: Du bist sicher. Was hältst du von Social-Media-Trends rund um Nervensystemhacks? Einige sind hilfreich, viele aber zu oberflächlich. Ein dysreguliertes Nervensystem lässt sich nicht „weg-hacken“. Es braucht Zeit, Verständnis und echte Verbindung - nicht nur schnelle Tricks. Was sollte jede Frau wissen, bevor sie sich in den Selbstoptimierungsstrudel stürzt? Dass Heilung nicht damit beginnt, sich selbst zu reparieren, sondern damit aufhört, sich ständig verbessern zu wollen. Selbst- optimierung vermittelt Frauen oft, sie müssten anders sein, um wertvoll zu sein. Aber der wahre Wendepunkt passiert, wenn man versteht: Ich bin nicht kaputt, ich bin erschöpft, überlastet oder verletzt. Bevor man sich optimiert, sollte man sich erst einmal selbst zuhören. Viele Frauen versuchen, das Chaos in sich zu kontrollieren, bevor sie überhaupt verstanden haben, woher es kommt. Der wichtigste Schritt ist nicht „besser werden“, sondern ehrlicher werden. Und das verändert am Ende mehr als jede Routine. Wenn dein Nervensystem sprechen könnte – was würde es dir heute sagen? Ich glaube, es würde sagen: „Danke, dass du mich nicht mehr überhörst.“ Früher habe ich seine Signale als störend empfunden. Heute weiß ich, dass es mich immer nur schützen wollte. Mein Nervensystem würde mir wahrscheinlich auch sagen: „Du musst nicht stark sein, um sicher zu sein. Du darfst weich bleiben.“ Und vielleicht auch: „Du bist angekommen. Bleib bei dir.“ Welche Geschichte möchtest du Frauen weitergeben, die gerade in einer Krise stecken? Ich möchte ihnen sagen: Eine Krise bedeutet nicht, dass du gescheitert bist. Sie bedeutet, dass etwas in dir nach Veränderung ruft. Ich weiß, wie es sich anfühlen kann, wenn der eigene Körper "nicht mehr funktioniert" und dieses Gefühl, den eigenen Körper nicht mehr zu verstehen. Aber ich weiß auch, dass genau dort oft der Neubeginn liegt. Nicht der, den man sich ausgesucht hätte, sondern der, der einen ehrlich macht. Eine Krise reißt Masken weg, die man nie freiwillig abgelegt hätte und genau dadurch entsteht Raum für das, was wirklich deins ist. Ich wünsche jeder Frau, dass sie irgendwann sagen kann: Diese Zeit hat mich zwar gebrochen, aber nur an den Stellen, die nicht mehr zu mir gehört haben. Was bedeutet Heilung für dich persönlich – jenseits aller Fachbegriffe? Für mich bedeutet Heilung, dass man heimkommt - zu sich selbst, zu seinem Körper, zu seiner Wahrheit. Heilung hat für mich nichts mit Perfektion zu tun, sondern damit, wieder eine Beziehung zu sich aufzubauen, die ehrlich ist. Es ist der Moment, in dem man merkt: Ich muss nichts mehr verstecken. Ich darf fühlen, was ich fühle. Ich darf langsam werden. Heilung ist für mich kein Ziel, sondern ein Weg, auf dem man beginnt, sich selbst nicht mehr zu verlassen und genau daraus entsteht die Kraft, die man so lange im Außen gesucht hat. Lea auf Instagram: @feelgoodwithlea Lea im Web: www.leabetz.de
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